Sebastian Vettel ist wohl nie zufrieden. Der 26-Jährige gewann als erster Pilot im vierten Südkorea-Grand-Prix der Formel 1-Geschichte von der Pole-Position "Das ist völliger Blödsinn", antwortete Vettel auf die Frage nach der Negativserie: "Fluch hin oder her, es war ein fantastisches Rennen für uns. Das Auto war fantastisch, die Boxenstopps waren super. Und ich glaube, dass wir heute die Nase vorne hatten, was den Speed anging."
Das Ergebnis in der Übersicht
Allerdings sah der Dreifachweltmeister auch nach seinem dritten Yeongam-Sieg in Folge noch Verbesserungsbedarf. "Was die Ausdauer anging, waren die Lotus heute schneller. Gegen Ende haben wir uns im Vergleich zu allen nicht schwer getan, aber vielleicht zu Lotus", lobte der Heppenheimer Kimi Räikkönen und Romain Grosjean, die neben ihm das Podest komplettierten.
Horner: "Es war nicht so einfach, wie es aussah"
"Es war nicht so einfach, wie es aussah", stimmte Red-Bull-Teamchef Christian Horner zu: "Sebastian musste sehr diszipliniert fahren. Trotzdem war er in einer anderen Liga." Sie dürfte Champions League heißen. Vettels Dominanz ist einfach zu beschreiben: In den letzten vier Rennen, die er immer von der Pole Position startete, führte der Heppenheimer 98,12 Prozent aller Runden an.
Sonst kam nur Fernando Alonso kam beim Ferrari-Heimspiel in Monza viermal als Erster über die Linie, als Red Bull seinen Dauerkonkurrenten in Runde 23 vor ihm an die Box holte. Während sonst nach schlechten Startplätzen immer noch eine Podestplatzierung drin ist, klappte in Yeongam diesmal nichts für die Scuderia.
Ferraris größte Stärke verpufft
"Normalerweise haben wir wenigstens an den Sonntagen immer ein gutes Tempo. Hier waren wir aber im Rennen nicht so schnell wie gedacht", erklärte der Spanier resigniert. Selbst die größte Stärke wollte sich nicht auszahlen: "Der Start war nicht gut. Ich habe einen Platz an Nico verloren." Auf dem kurzen Weg bis zur ersten Kurve wollte der übliche Blitzstart einfach nicht gelingen.
Statt sich wie gewohnt nach Erlöschen der Ampel um drei oder vier Plätze nach vorn zu katapultieren, hing der 32-Jährige hinter Hülkenbergs Sauber fest. Den anfälligen supersoften Pirelli-Slicks tat das nicht gerade gut. Schon beim nächsten Rennen in Suzuka könnte nun die endgültige Entscheidung fallen. Wenn Vettel wieder 25 Punkte für den Sieg und Alonso keinen einzigen holt, ist der Heppenheimer zum vierten Mal in Folge Weltmeister.
"Mathematisch ist das möglich, aber darauf schauen wir nicht", erklärte Horner: "Wir machen einen Schritt nach dem anderen und schauen auf uns, dann regelt sich die Weltmeisterschaft normalerweise von selbst." Noch stehen schließlich fünf Rennen aus.
Horner hält die Spannung hoch
"Es gibt immer Zweifel. Solange es nicht endgültig geschafft ist, ist es nicht geschafft", versuchte Horner die Spannung beim Team aus Milton Keynes hochzuhalten: "Es sind noch 125 Punkte zu vergeben und Sebastian hat jetzt 77 Punkte Vorsprung. Es ist noch nicht vorbei."
Alonso holte bisher in der laufenden Saison allerdings nur einmal in fünf Rennen mehr als die nun erforderlichen 77 Punkte. Zwischen China und Kanada räumte Alonso 78 Zähler für die Fahrer-WM ab. Dass Vettel sich diesen Vorsprung noch nehmen lässt - ohne fünf Komplettausfälle ausgeschlossen.
"Wenn so etwas wie bei Mark heute mal am Auto von Vettel passiert, dann ist etwas möglich. Nur in einem solchen Fall können wir in Sachen WM noch etwas machen", fasste Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali zusammen und betonte sofort, dass er Vettel das nicht wünsche.
Das Rhythmusgefühl von Alonso
"Hoffentlich haben wir in Japan einen besseren Rhythmus", blickte Alonso nach vorn: "Ich will nicht sagen, dass wir gewinnen. Aber in Suzuka sollten wir wieder die Chance aufs Podium haben." Kampfansagen in Richtung Vettel hat der Ferrari-Pilot seit Wochen eingestellt. Stattdessen zeigte er sich respektvoll: Selbst der Samurai-Krieger Alonso hat die Überlegenheit von Vettel und Red Bull anerkannt.
Immerhin muss sich Ferrari nicht vorwerfen, dass sie nicht das Maximale aus ihren Möglichkeiten herausholen. Das gilt nur für Mercedes. Hamilton verlor mit massiv abbauenden Reifenproblemen bis zu drei Sekunden pro Runde und durfte trotzdem nicht zum Reifenwechsel an die Box kommen.Hamilton: "Der Reifen war tot"
"Ich dachte erst, es sei das Körnen, aber der Reifen war einfach komplett tot", sagte der Brite später: "Das waren zehn, 15 sehr schwierige Runden." Ein Boxenstopp wäre durch die späteren Safety-Car-Phasen problemlos möglich gewesen. Statt auf dem unfahrbaren Slick massiv Zeit zu verlieren, wäre auch ein Boxenstopp mit einem Schlusssprint auf dem superweichen Reifensatz möglich gewesen.
Schon in Singapur hatte Mercedes durch eine zu zurückhaltende Boxenstopp-Taktik Punkte verloren. Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda hatte nach dem Rennen in Yeongam zumindest mal wieder die Nase voll. "Man verliert immer wieder unnötig Punkte", kritisierte der Österreicher: "Das darf nicht passieren."
Mercedes verzockt wieder Punkte
Ihm war sauer aufgestoßen, dass auch Nico Rosberg kostbare Punkte um den gut bezahlten zweiten Platz der Konstrukteurs-WM verliert. Aktuell hat Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung einen Punkt Vorsprung auf die Silberpfeile inne. Als der 28-Jährige seinen behinderten Teamkollegen in Südkorea überholte, krachte plötzlich die Nase aus ihrer Verankerung.
"Ich habe nur gesehen, wie die Funken geflogen sind. Dann wusste ich erst nicht, was Sache ist", sagte der gebürtige Wiesbadener: "Wenn der Flügel komplett unter dem Auto ist, kann es sein, dass ich die Kontrolle verliere und kerzengerade in die Wand schieße."
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Weil der Flügel an der Stelle mit der höchsten Geschwindigkeit auf den Asphalt krachte, scheint offensichtlich, dass der Druck ihn herausgerissen hat. "Der Schnellverschluss war nicht richtig zu", orakelte Sky-Experte Marc Surer: "Nach dem Wechsel hielt es ja wieder. Sie haben es offensichtlich vor dem Start oder bei der Montage nicht hundertprozentig festgezogen."
Bei Sebastian Vettels Red Bull passieren solche Fehler eigentlich nie. "Es sind so viele Rennen in dieser Saison, wo es einfach unglücklich gelaufen ist. Immer geht irgendetwas schief", ärgerte sich Rosberg, der seinen weltmeisterlichen Landsmann vor dem Rennen noch für seinen Eier-Spruch in Singapur kritisiert hatte, mit dem Vettel andeutete, dass die Red Bull Mechaniker härter arbeiten.
Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM