Button macht Jagd auf Alonso

SID
Jenson Button (r.) liegt im Driver-Ranking nur noch sechs Punkte hinter Fernando Alonso
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2011 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 14: Singapur-GP.

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Was für eine Demonstration von Sebastian Vettel in Singapur! Selten war ein Sieg im Ranking klarer als diesmal. Lewis Hamilton verliert nach seinem dummen Crash mit Felipe Massa weiter an Boden.

Meine Wertung für den Singapur-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Er ist nicht die schnellste Rennrunde gefahren - Skandal! Das ist ja wohl das Mindeste, das man von jemandem erwarten kann, der zur Pole-Position rast, in jeder einzelnen Rennrunde führt und locker den Sieg und fast den WM-Titel nach Hause fährt! Jetzt aber genug der Ironie. Vettel + Singapur = Perfektion. Die schnellste Rennrunde hätte er auch noch geschafft, wenn ihn das Team gelassen hätte.

Platz 2, Jenson Button: Auf den Mann ist Verlass. Das ist in einem Jahr, in dem Hamilton von einem Fauxpas in den nächsten schlittert, ein hohes Gut. Button ist für mich die Nummer eins bei McLaren, weil er die Kohlen aus dem Feuer holt. Er ist mittlerweile sogar auf einem guten Weg, Platz zwei im Ranking zu erobern. Sein Endspurt in Singapur war schon sehenswert. Er ist ein Spezialist für die letzten Rennrunden, wie es scheint.

Platz 3, Mark Webber: Grundsätzlich war sein Rückstand auf Vettel wieder mal frappierend. Aber Startplatz zwei war sein Optimum und nach dem schwachen Start hat er ein tolles Rennen gezeigt. Seine beiden Überholmanöver gegen Alonso waren riskant, aber bärenstark. Mit einer zuverlässigen Größe wie Alonso kann man solche Sachen aber machen. Mit Hamilton oder Schumacher hätte er das wohl nicht riskiert.

Platz 4, Fernando Alonso: Sein Wochenende war wenig spektakulär, aber deshalb nicht schlecht. Natürlich hat er sich bei Webbers zweitem Überholmanöver etwas überrumpeln lassen, aber auf lange Sicht hätte er den Red Bull ohnehin kaum hinter sich halten können. Für mehr als Platz vier war der Ferrari in Singapur einfach nicht gut. Seine Quali-Runde hat Alonso übrigens als die beste des ganzen Jahres bezeichnet, obwohl sie nur für Platz fünf gut war. Aber er ist fast die gleiche Zeit gefahren wie Webber, Button und Hamilton. Sein Auto war jedoch eigentlich eine halbe Sekunde langsamer.

Platz 5, Paul di Resta: Vom besten Qualifying zum besten Rennen des Jahres. So stark wie in Singapur war di Resta in dieser Saison noch nicht. Die Wahl, am Start auf die härteren Reifen zu setzen, war goldrichtig. Danach als Rookie auf so einem schweren Kurs ohne Fehler durchzukommen und die Reifen auch noch so zu schonen, dass eine Zweistopp-Strategie möglich ist, verdient höchsten Respekt.

Platz 6, Nico Rosberg: Da war er wieder, der Rosberg, der im unterlegenen Mercedes auf verlorenem Posten kämpft, aber trotzdem ein respektables Ergebnis herausholt. Hinter di Resta ins Ziel zu kommen, ist nicht optimal, aber sein Set-Up hat überhaupt nicht gepasst und der Reifenverschleiß war enorm. Vor dem Hintergrund eine solide Vorstellung.

Platz 7, Adrian Sutil: Noch so eine solide Vorstellung. Sutil hat weder im Qualifying noch im Rennen Fehler gemacht und für Force India wichtige Punkte geholt. Mit seiner Strategie, zuerst die superweichen Reifen zu verwenden, hatte er letztlich aber keine Chance gegen di Resta und stand im Schatten seines Teamkollegen.

Platz 8, Felipe Massa: Wie bei Webber steht auch bei ihm der grundsätzliche Fakt, dass er dem Teamkollegen nicht das Wasser reichen kann, über allem. Darüber hinaus hatte er natürlich großes Pech mit dem Hamilton-Zwischenfall, über den er sich völlig zu Recht aufgeregt hat. Seine Aufholjagd war gut, aber im direkten Vergleich zu Hamiltons Sturm zurück in die Top fünf blieb er ein wenig blass - was natürlich auch an seinem Auto lag.

Platz 9, Sergio Perez: Erstmal ein Kompliment an Sauber, dass sie ein Auto gebaut haben, dass noch nicht einmal kaputt geht, wenn ein Gegner drüber springt. Mag sein, dass Perez vor dem Crash mit Schumacher einen Tick früher vom Gas gegangen ist als normal, aber den Unfall muss sich der Rekordchampion schon an die eigene Backe kleben. Schließlich musste er ja nicht bis auf einen Millimeter auf Perez auffahren. Perez ist nach dem Unfall seinen Reifen schonenden Stiefel sehr gut zu Ende gefahren und verdient in die Punkte gekommen.

Platz 10, Heikki Kovalainen: Der Allgemeinheit ist er nur aufgefallen, als er beim letzten Boxenstopp beinahe Vettel ins Auto gefahren wäre. Das war aber die Schuld des Teams, nicht seine. Ansonsten ist er ein sehr starkes Rennen gefahren. Er hat auf Augenhöhe mit beiden Lotus-Renault gekämpft und Petrow sogar hinter sich gelassen. Der stand zu Saisonbeginn noch auf dem Podium.

Härtefall: Lewis Hamilton: Ich habe ihn in dieser Saison schon in einigen Situationen verteidigt, zum Beispiel nach dem Crash mit Button in Montreal. Aber diesmal konnte auch ich nur mit dem Kopf schütteln, als ich die an Überflüssigkeit nicht zu überbietende Aktion gegen Massa gesehen habe. Mit dem Brasilianer ist er mittlerweile schon so oft aneinander geraten, dass es einem schwerfällt, noch an Zufall zu glauben. Hat er Massa auf dem Kieker?

Auf jeden Fall stellt er sich in diesem Jahr alles andere als clever an. Das Team kann sich genauso wenig auf ihn verlassen wie seine Gegner auf der Strecke. Wie bereits bei Button erwähnt: Die Machtverhältnisse der beiden im Team haben sich meiner Meinung nach gedreht. Da kann er nach seiner Strafe noch so toll zurück auf Platz fünf fahren.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Singapur-Wochenende:

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