Einen rabenschwarzen Tag erlebte hingegen Red Bull. Bis kurz vor Rennende lagen Max Verstappen und Sergio Perez auf den Rängen zwei und vier auf Podiums- bzw. Punkte-Kurs. Beide Piloten mussten ihre Boliden aufgrund von technischen Defekten jedoch abstellen. "Es scheint, dass kein Benzin mehr in den Motor kam. Das war's. Richtig schade - und schlecht: Unsere zwei Autos haben keine Punkte gesammelt", sagte Verstappen bei Sky.
Mick Schumacher verpasste im Haas als Elfter knapp die Punkteränge. Der für den an Corona erkrankten Sebastian Vettel eingesprungene Nico Hülkenberg (Aston Martin) belegte bei seinem unverhofften Comeback den 17. und damit letzten gewerteten Platz.
Für Ferrari endete eine Serie von 45 Rennen ohne Sieg, zuletzt hatte Vettel für Ferrari 2019 in Singapur gewonnen - es war die zweitlängste Durststrecke in der langen Geschichte des Rennstalls. "Genau so startet man eine Saison! Doppelsieg, Baby!", schrie Leclerc nach der Zieldurchfahrt in den Funk. "Die beiden letzten Jahre waren unglaublich schwierig für das Team. Sie haben einen tollen Job gemacht und uns dieses tolle Auto hingestellt", legte er später im Interview nach.
Auch bei Mercedes zeigte man sich zufrieden. "Wir haben uns sehr schwer getan. Die Jungs bei uns im Werk arbeiten dran. Das war maximale Schadensbegrenzung heute", analysierte Hamilton sein Rennen.
Bahrain-GP: Die Analyse
Am Start schmiss Leclerc bereits nach wenigen Metern die Tür zu Kurve eins zu und verteidigte vor Verstappen seine Spitzenposition. Dahinter kam Hamilton gut vom Fleck und kassierte Perez im zweiten Red Bull, der keinen optimalen Start erwischt hatte.
Gut lief es zunächst auch für Schumacher - der Haas-Pilot ging beim Erlöschen der Ampel an mehreren Autos vorbei. In Kurve sechs touchierte ihn allerdings Esteban Ocon an der Hinterachse, worauf sich der Deutsche drehte und seine gewonnenen Positionen wieder abgeben musste. Dem Alpine-Piloten wurde dafür im Anschluss eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt.
Bis zu den ersten Reifenwechseln sollte sich an der Spitze wenig tun. Lediglich Perez eroberte seinen vierten Platz von Hamilton wieder zurück - schon früh im Rennen zeigte sich, dass Mercedes mit der Pace der Ferraris und Red Bulls nicht mitgehen konnte.
In Runde 15 war es Verstappen, der als erster Pilot der Führungsgruppe seine Pneus tauschte. Der Niederländer wählte einen zweiten Run auf weichen Reifen, um Leclerc unter Druck zu setzen. Der Monegasse konterte den Undercut jedoch mit einem direkt anschließenden Stopp seinerseits und blieb, wenn auch knapp, vor dem Red Bull.
Dennoch war der Vorsprung von knapp fünf Sekunden auf weniger als eine Sekunde zusammengeschrumpft. Verstappen ließ sich nicht zweimal bitten und attackierte in der Folge den Ferrari rundenlang auf der Start-und-Zielgeraden. Leclerc konterte seinerseits die Manöver des Niederländers auf der anschließenden Geraden nach Kurve drei jedoch jedes Mal sauber aus.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen ließ Verstappen schließlich abreißen, wohl mit dem Hintergedanken, es beim zweiten Stopp noch einmal zu versuchen. Denn auch hier machte Red Bull den Anfang und bat Verstappen als ersten Spitzenpiloten zur Abfertigung. Ferrari und Leclerc konterten jedoch abermals den drohenden Undercut und behaupteten P1.
Eine späte Safety-Car-Phase, die durch ein Hydraulik-Problem bei Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly ausgelöst wurde, sollte das Feld noch einmal zusammenziehen, für einen Angriff auf Leclerc reichte es bei Verstappen aber nicht mehr.
Stattdessen überschlugen sich die Ereignisse gegen Rennende noch einmal. Wenige Runden vor der Zieleinfahrt meldete Verstappen einen Power-Verlust seines RB18. Nachdem er zunächst Sainz vorbei ziehen lassen musste, kam sein Red Bull nahe der Boxengasse endgültig zum Stehen. Zu allem Überfluss schied auch Sergio Perez im zweiten Red Bull aus. Der Mexikaner musste sein Auto ebenfalls mit technischen Problemen abstellen.
Hamilton-Teamkollege George Russel wurde Vierter. Ein starker Kevin Magnussen (5./Haas), Valtteri Bottas (6./Alfa Romeo), Esteban Ocon (7./Alpine), Yuki Tsunoda (8./AlphaTauri), Fernando Alonso (9./Alpine), und Guanyu Zhou (10./Alfa Romeo) komplettierten die Punkteränge.
Bahrain-GP: Die Reifenstrategie
Aufgrund der neu eingeführten, freien Reifenwahl für alle Piloten starteten die meisten Autos auf dem schnelleren weichen Pneu. Lediglich die beiden McLaren-Piloten um Lando Norris und Daniel Ricciardo wählten den etwas härteren Medium-Reifen.
Da es Verstappen am Start nicht gelang, an Leclerc vorbeizugehen, lief alles auf ein Duell an der Boxengasse hinaus. Red Bull wählte hier bei beiden Abfertigungen die Option eines Undercuts, Ferrari reagierte jedoch beide Male mit dem direkten Konter und konnte Verstappen so abwehren.
Weiter hinten im Feld versucht Mercedes zunächst einen längeren zweiten Run auf dem harten Reifen, nach fehlender Pace brach man das Experiment jedoch vorzeitig ab und tauschte wieder auf den Medium.
Gegen Ende des Rennens brachte die durch das Galsy-Ausscheiden entsandene Safety-Car-Phase noch einmal etwas Unordnung ins Feld. Viele Fahrer tauschten noch einmal auf ganz frische Softs und beendeten damit das Rennen.
Highlight des Rennens: Leclerc-Verstappen-Duell
Vor der Saison hatten sich die F1-Bosse das Ziel gesetzt, mehr Racing und Rad-an-Rad-Kämpfe zu ermöglichen. Nach dem Bahrain-GP kann man getrost festhalten, dass dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde.
Dank der Regeländerungen durften die Zuschauer einen rundenlangen und epischen Zweikampf zwischen Charles Leclerc und Max Verstappen bewundern. Mehrere Male schien der Niederländer am Monegassen vorbeischlüpfen zu können, der Ferrari-Pilot konterte jedoch stets sehenswert. Bitte mehr davon!
Top des Rennens: Kevin Magnussen
Was für ein Formel-1-Comeback des Dänen. Noch vor zwei Wochen dachte K-MAG nicht einmal annähernd an Racing auf dem Bahrain International Circuit, lediglich der Rausschmiss von Nikita Mazepin eröffnete ihm die Chance. Und die nutzte er. Im Loser-Auto des vergangenen Jahres war Magnussen Pace-technisch stets auf der Höhe der Top-10-Piloten und belohnte sich und Haas mit einem sensationellen fünften Platz. Ebenfalls stark: Ferrari!
Flop des Rennens: McLaren
Bereits nach den Testfahrten am vergangenen Wochenende musste man vom Schlimmsten für das englische Traditionsteam ausgehen. Leider brachte der Rennsonntag nicht die erhoffte Wende. Wenig Grip, kein Speed, ein Rumdümpeln am Ende des Feldes - für einen Rennstall, der offen Sieg- und WM-Chancen äußert, eine herbe Enttäuschung.
Formel 1: Der WM-Stand (nach 1 von 23 Rennen)
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Charles Leclerc | Ferrari | 26 |
2 | Carlos Sainz | Ferrari | 18 |
3 | Lewis Hamilton | Mercedes | 15 |
4 | George Russell | Mercedes | 12 |
5 | Kevin Magnussen | Haas | 10 |
6 | Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 8 |
7 | Esteban Ocon | Alpine | 6 |
8 | Yuki Tsunoda | AlphaTauri | 4 |
9 | Fernando Alonso | Alpine | 2 |
10 | Guanyu Zhou | Alfa Romeo | 1 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Ferrari | 44 |
2 | Mercedes | 27 |
3 | Haas | 10 |
4 | Alfa Romeo | 9 |
5 | Alpine | 8 |
6 | AlphaTauri | 4 |
7 | Aston Martin | 0 |
8 | Williams | 0 |
9 | McLaren | 0 |
10 | Red Bull | 0 |