Aus deutscher Sicht fuhr Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel als Siebter ein gutes Resultat ein, Mick Schumacher (Haas) schied nach einer frühen Kollision aus.
Verstappen feierte seinen 19. Grand-Prix-Erfolg in der Königsklasse. Vier Rennen vor Saisonende liegt er nun 19 Punkte vor Hamilton. "Ich hatte eine unglaubliche Geschwindigkeit, ich konnte mich einfach nur auf mein Rennen konzentrieren", sagte der Niederländer, der Hamilton am Ende um mehr als 16 Sekunden distanzierte.
"Dieses Auto", sagte Titelverteidiger Hamilton mit Blick auf den Red Bull, "war einfach übermächtig. Ich konnte nichts dagegen machen. Immerhin ist es noch der zweite Platz geworden." Mercedes-Teamchef Toto Wollf sieht es ähnlich: "Bull hätte heute "Kreise" um Mercedes fahren können, so Wolff. P2 sei für Hamilton daher "Schadensbegrenzung" im Hinblick auf die WM gewesen. "Insgesamt war es für uns ein Tag zum Vergessen", so der Österreicher gegenüber Sky.
Dennoch sei Wolff vor allem mit dem Start seiner Piloten nicht zufrieden. "Das sollte nicht passieren. Wir hatten zwei Autos vorne", sagte er. Trotzdem habe man die Tür für Verstappen geöffnet, um außen beide zu überholen. Eigentlich wollten die beiden Mercedes-Piloten zusammenarbeiten.
Anders war die Stimmung beim Sieger Red Bull. Bei Sky erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dass es "ironisch" sei, dass das schlechte Qualifying gestern heute sogar geholfen habe. Denn er vermutet, dass man in der ersten Reihe beim Start chancenlos gewesen wäre - so wie es am Ende stattdessen Mercedes ging. Er sei übrigens "überrascht", dass Verstappen genug Platz bekommen habe, um an beiden Mercedes vorbeizukommen. Bottas habe sich "sehr fair" verhalten.
Mexiko-GP: Die Analyse
Wie von Mercedes im Vorfeld des Rennens bereits befürchtet, erwies sich Startplatz drei für Verstappen als gar nicht so übel. Im Windschatten von Bottas saugte sich der Niederländer heran, zog dann nach Außen und ging mit einem extrem späten Bremsmanöver in Kurve eins an beiden Silberpfeil-Piloten vorbei.
Ein Verbremser von McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo machte den Horrorstart von Bottas perfekt. Mit viel zu viel Geschwindigkeit krachte der Australier dem Finnen beim Anfahren auf die erste Kurve ins Heck, wobei sich der Mercedes-Pilot drehte und bis ans Ende des Feldes zurückfiel. Auch Ricciardo musste mit beschädigtem Frontflügel an die Box abbiegen.
Weiter hinten im Feld sorgte ein Crash hingegen für eine frühe erste Safety-Car-Phase. Alpine-Pilot Esteban Ocon wurde von Mick Schumacher (Haas) und Yuki Tsunoda (AlphaTauri) ins Sandwich genommen, ohne Ausweichchance krachten die drei Boliden zusammen. Für Schumacher und Tsunoda bedeutete das das Ende des Rennens, Ocon konnte - wenn auch von ganz hinten und mit Schäden an der Frontpartie - weitermachen.
Um eine ähnlich Windschatten-Wirkung für Hamilton beim anschließenden Restart zu verhindern, zog Verstappen nach Ende der SC-Phase schon früh das Tempo an. Ohne Probleme verteidigte der Niederländer die Spitzenposition vor seinem britischen WM-Rivalen.
Mexiko-GP: Verstappen diktiert die Pace
Das sollte sich auch im ersten Stint nicht ändern. Mit beeindruckender Pace zog Verstappen an der Spitze seine Kreise, nach 15 gefahrenen Runden betrug der Rückstand von Hamilton auf den RB-Piloten bereits über fünf Sekunden, nach 25 war er auf knapp neun angewachsen. Vielmehr musste Hamilton in den Rückspiegel blicken, da Verstappen-Teamkollege Perez gegen Ende des ersten Rennabschnitts auf den Mercedes auflief.
Um einen Undercut des Mexikaners zu verhindern, holte Mercedes Hamilton somit als ersten der Top-Piloten in Runde 30 zur Abfertigung an die Box. Vier Umläufe später folgte Verstappen, der auf eine Gruppe zu überrundender Piloten aufgelaufen war und mit einem späteren Reifenwechsel zu viel Zeit verloren hätte.
Perez im zweiten Red Bull kam hingegen erst spät zu seinem Pflicht-Boxenstopp. Zehn Runden nach Hamilton bog der Mexikaner für frische Reifen an die Boxengasse ab. Dementsprechend schnell waren aber auch die Schritte, die Perez machte. Innerhalb von zehn Umläufen gelang ihm der Anschluss an den Mercedes-Fahrer.
Ein Angriff gelang jedoch nicht mehr, auch weil Hamilton stark von Überrundungen profitierte, die ihm immer wieder die Möglichkeit gaben, mit offenem Flügel zu fahren. Vorne fuhr Verstappen seinen Sieg ungefährdet nach Hause, Hamilton rettete P2 vor Perez.
Hinter dem Trio komplettierte Pierre Gasly (AlphaTauri) das Rennen als Vierter, vor Charles Leclerc (5./Ferrari), Carlos Sainz (6./Ferrari), Vettel (7./Aston Martin), Kimi Räikkönen (8./Alfa Romeo), Fernando Alonso (9./Alpine) und Lando Norris (10./McLaren).
Mexiko-GP: Die Reifenstrategie
Aus Mercedes-Sicht hätte der Start des Mexiko-GPs kaum schlechter verlaufen können. Zum einen eroberte Verstappen die Führung vor Hamilton, zum anderen verloren die Silberpfeile mit dem sich drehenden Bottas ihr taktisches Druckmittel gegen den Niederländer. Vielmehr war Hamilton im Kampf um den Sieg gegen Verstappen und Perez auf sich allein gestellt.
Red Bull sollte das in vollen Zügen ausnutzen. Bei Hamilton zeichnete sich bereits früh ab, dass er das Tempo von Verstappen an der Spitze nicht mitgehen konnte, womit sich ein Kampf zwischen Hamilton und Perez um P2 zuspitzte.
Doch anstatt des zu erwartenden und üblichen Undercuts des Mexikaners gegenüber dem Briten, entschied man sich bei Red Bull für die Gegenteil-Variante: Den Overcut. Reifenflüsterer Perez zog seinen ersten Stint dabei extrem in die Länge, um im Schlussspurt mit frischeren Reifen attackieren zu können.
Das klappte jedoch nur bedingt. Zwar flog Perez in riesigen Schritten an den Mercedes-Piloten heran und zeigte sich zehn Runden vor Rennende im Rückspiegel des Briten, ein Angriff gestaltete sich jedoch als schwierig. Zwei Mal zeigte sich Perez beim Anbremsen auf Kurve eins, eine Attacke blieb aber aus.
Highlight des Rennens
Dass der Start entscheidend werden würde, da waren sich viele Experten und Fahrer schon vor Rennbeginn einig. Verstappen beherzte das mit Bravour. Der Niederländer kam gut vom Fleck, saugte sich clever im Windschatten Bottas' heran und präsentierte dann im Anfahren auf Kurve eins ein Bremsmanöver der Extraklasse. Gut 20 Meter später als seine Mercedes-Kontrahenten stieg der RB-Pilot in die Eisen, nichtsdestotrotz manövrierte er seinen Boliden Außen um die Kurve.
Top des Rennens: Max Verstappen
Der Niederländer lieferte auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez eine der beeindruckendsten Vorstellungen seiner F1-Karriere ab. Mit starkem Start eroberte er Platz eins und stellte so schon früh die Weichen auf Sieg. Im Rennverlauf diktierte er dann zu jeglichem Zeitpunkt das Tempo, keiner der anderen Piloten kam auch nur in die Nähe seiner Longrun-Zeiten. Zitat Hamilton: "Der ist heute einfach zu schnell für mich." Ebenfalls stark: Vettel und Alfa-Pilot Kimi Räikkönen, die beide in die Punkte fuhren.
Flop des Rennens: McLaren
Wie schon beim USA-GP vor zwei Wochen schien der Papaya-Crew die Pace im Kampf um die Top 10 zu fehlen. Lando Norris' Aufholjagd stellte sich nach dessen Grid-Strafe als deutlich schwieriger als gedacht heraus, Teamkollege Ricciardo schmiss ein gutes Ergebnis mit einem vermeidbaren Crash in Kurve eins eigens aus dem Fenster. Das Resultat: Nur ein Zähler sowie der Verlust von Konstrukteur-Platz drei an Ferrari.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 18 von 22 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 312,5* |
2 | Lewis Hamilton | Mercedes | 293,5* |
3 | Valtteri Bottas | Mercedes | 185 |
4 | Sergio Perez | Red Bull | 165 |
5 | Lando Norris | McLaren | 150 |
6 | Charles Leclerc | Ferrari | 138 |
7 | Carlos Sainz | Ferrari | 130,5* |
8 | Daniel Ricciardo | McLaren | 105 |
9 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 86 |
10 | Fernando Alonso | Alpine | 60 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 478,5* |
2 | Red Bull | 477,5* |
3 | Ferrari | 268,5* |
4 | McLaren | 255 |
5 | Alpine | 106 |
6 | AlphaTauri | 106 |
7 | Aston Martin | 68 |
8 | Williams | 23 |
9 | Alfa Romeo | 11 |
10 | Haas | 0 |
*Beim 12. WM-Lauf in Belgien wurden aufgrund der nicht vollständig absolvierten Renndistanz nur halbe Punkte vergeben.