Max Verstappen (Red Bull) wurde wegen eines frühen Crashs mit Valtteri Bottas im zweiten Mercedes nur Zehnter.
Vettel hatte nach dem Rennen zu wenig Benzin im Tank. Nach einer Untersuchung seines Aston Martin war herausgekommen, dass es statt des geforderten mindestens einen Liters Treibstoff im Tank nur 0,3 Liter waren. Er hatte mit seinem Auto schon nicht mehr den sogenannten Parc ferme erreicht, dies nach dem Rennen aber noch mit einem Sensorproblem erklärt.
Aston Martin kündigte jedoch bereits an, gegen das Urteil vorzugehen. Laut Teamchef Otmar Szafnauer war genug Sprit im Tank und man würde dies nun in den nächsten 96 Stunden beweisen.
Profiteure der Disqualifikation waren vor allem Carlos Sainz (Ferrari), dem dadurch noch der Sprung auf das Podest gelang sowie Kimi Räikkönen (Alfa Romeo), der als Zehnter den letzten WM-Punkt erbte.
Rennsieger Ocon zeigte sich aufgrund seines ersten F1-Sieges überhaupt überglücklich. "Das ist der erste Sieg für Renault, seit sie zurückgekehrt sind. Wir hatten ein paar schwierige Momente in dieser Saison, die wir gemeinsam als Team lösen konnten", sagte Ocon. Vor allem für Teamkollege Fernando Alonso, der Hamilton während des Schlussspurts lange in Schach gehalten hatte, hatte der Franzose lobende Worte übrig: "Den Sieg konnten wir heute auch dank ihm einfahren, er hat hart gekämpft. Das ist Teamwork. Ein fantastischer Tag. Viele Leute haben mir Dinge über Fernando erzählt, bevor er kam, aber das stimmt alles nicht. Er ist ein fantastischer Kerl. Ich genieße unsere Zusammenarbeit."
Hamilton verpasste in Ungarn seinerseits seinen 100. Sieg in der Formel 1, als Trost überflügelte der Engländer allerdings Max Verstappen. Der 23-Jährige erlebte nach einem frühen Crash, ausgelöst durch Valtteri Bottas, mit Platz zehn die nächste Enttäuschung und liegt in der WM-Wertung nun acht Punkte hinter Hamilton. "Wenn man die Umstände heute betrachtet, bin ich sehr zufrieden", sagte Hamilton, "wir haben uns das Leben selbst ein bisschen schwer gemacht, aber ich habe alles gegeben. Jetzt bin leer, völlig ausgepumpt."
Dementsprechend enttäuscht war Verstappen nach der Zieleinfahrt, die Schuld für den Crash sieht er klar bei Bottas. "Es war wieder ein Mercedes-Auto, obwohl er natürlich erst Lando reingefahren ist. Danach hatte ich natürlich viel Schaden an meinem Auto, vor allem die rechte Seite. Ich hatte keinen Grip mehr. Und dann ist es natürlich vorbei." Am Ende sei ein Punkt zu wenig im Kampf um die WM. "Das ist natürlich nicht positiv, aber ich werde es nach der Pause wieder versuchen. Aber die letzten beiden Rennen waren natürlich total scheiße."
Auch RB-Teamchef Christian Horner übte Kritik an Bottas. "Das sieht man vor allem in den Nachwuchs-Serien. Man hat einen schlechten Start und versucht dann, alles bis zur ersten Kurve zurückzugewinnen. Er hat das falsch eingeschätzt und dann unsere beiden Autos und den McLaren raus gekegelt. Wieder ein schlimmes Erlebnis für uns", resümierte Horner. In der Sommerpause werde man "sich ausruhen und dann mit voller Energie und Kampfgeist zurückkommen."
Ungarn-GP: Die Analyse
Bereits am Start überschlugen sich die Ereignisse. Auf feuchter Strecke kam Bottas von Startplatz zwei kommend nur schleppend vom Fleck. Zu allem Überfluss verpasste der Finne den Bremspunkt zu Kurve eins und krachte in den vor ihm liegenden Lando Norris. Der McLaren-Pilot verlor in der Folge die Kontrolle über seinen Boliden und fuhr wiederum Verstappen in die Seite, der zum Einlenken in Kurve eins angesetzt hatte. Auch Sergio Perez wurde vom abfliegenden Bottas getroffen, das Dreiergespann musste das Rennen bereits nach der ersten Runde beenden.
Ebenfalls nicht weiterfahren konnte Lance Stroll, der Charles Leclerc und Daniel Ricciardo über den Haufen fuhr. Während die Schäden am Aston Martin und Ferrari zu groß waren, konnte Ricciardo das Rennen wenigstens fortsetzten.
Große Profiteure des Chaos' waren Sebastian Vettel, der sich aus allem Schlamassel heraushielt und auf P3 sprang, Williams-Fahrer Nicholas Latifi, der von P18 auf Rang sechs vorpreschte und Mick Schumacher, der von P20 vor auf Platz zehn kletterte. Aufgrund der vielen Teile auf der Strecke musste das Rennen abgebrochen werden, erst eine halbe Stunde später wurde es unter stehendem Start fortgesetzt. Vor allem der RB-Crew kam die Pause gelegen, da man so die Möglichkeit hatte, Reparaturen am Auto von Verstappen durchzuführen.
Beim Restart folgte das nächste Highlight. Als einziger Pilot entschied sich Hamilton für einen Start im Grid - auf den Intermediates. Alle anderen verbliebenen 14 Piloten bogen noch vor dem Start in die Boxengasse ab und zogen frische Trockenreifen auf, um auf die veränderten Streckenbedingungen zu reagieren. Das stellte sich auch als die völlig richtige Wahl heraus, Hamilton und Mercedes reagierten - nachdem der Brite als einziger Pilot in der Startaufstellung gestanden hatte - erst nach der ersten absolvierten Runde, was den Weltmeister ans Ende des Feldes zurückfallen ließ.
An der Spitze ergab sich somit ein äußerst kurioses Bild. Esteban Ocon führte das Feld vor Vettel und Latifi an, dahinter fanden sich mit Yuki Tsunoda (AlphaTauri/P4), George Russell (Williams/P7), Kimi Räikkönen (Alfa Romeo/P8) und Schumacher (P10) ebenfalls seltene Gäste innerhalb der Top 10. Verstappen (P11) und Hamilton (P13) mussten sich mit den eigentlich deutlich schnelleren Boliden hingegen durchs Feld kämpfen, was sich auf dem überholunfreundlichen Hungaroring als schwierig herausstellte.
Ungarn-GP: Ocon rettet Sieg ins Ziel
Erst mit den ersten Boxenstopps kam Bewegung. Hamilton machte den Anfang und zog den harten Reifen auf, wobei sich zeigte, dass der Mercedes-Fahrer mit frischen Pneus und freier Fahrt deutlich schnellere Rundenzeiten abliefern konnte. Umgehend reagierten auch Ricciardo und Verstappen mit einem Stopp auf Hart, der von den Silberpfeilen initiierte Undercut funktionierte aber einwandfrei und hievte Hamilton vorbei.
Es folgte eine Aufholjagd Hamiltons, der mit den neuen Pneus und seinem Mercedes durch das mittlerweile etwas weiter auseinandergezogene Feld pflügte. Verstappen konnte seinerseits nicht folgen, da sich die Schäden an seinem Red Bull als zu schwer herausstellten.
An der Spitze bemerkte man davon zunächst nichts. Aufgrund des großen Vorsprungs auf das Mittelfeld - Latifi und Schumacher hatten das Feld teilweise massiv aufgehalten - kamen die in Führung liegenden Ocon, Vettel, Sainz, Tsunoda und Alonso erst in der zweiten Hälfte zum Stopp. Erstgenannte blieben dabei sogar vor dem vorpreschenden Hamilton, nur Alonso und Tsunoda fielen hinter den amtierenden Weltmeister zurück.
Da Hamiltons Reifen gegen Ende zur Neige gingen, entschied man sich bei Mercedes 20 Runden vor Schluss noch einmal für einen Boxenstopp. Dabei musste man zwar P4 an Fernando Alonso abdrücken, bereits nach wenigen Runden war der Rückstand, dank frischer Mediums, wieder zugefahren. Erneut stellte sich das Überholen allerdings als schwierig heraus. Mehrere Male fuhr Hamilton Attacken gegen den Alpine-Pilot, Alonso jedoch wehrte diese hart aber fair ab. Erst fünf Runden vor dem Ende gelang dem Briten der Weg vorbei, auch Sainz, der noch auf älteren Reifen unterwegs war, ließ Hamilton keine Chance.
Ein Angriff auf die Spitze gelang aber nicht mehr, Ocon fuhr seinen Sieg somit souverän nach Hause, dahinter beendete Vettel das Rennen auf Rang zwei, wurde später aber noch disqualifiziert. Hamilton erbte Platz zwei, Sainz wurde Dritter. Dahinter komplettierten Fernando Alonso (Alpine/4.), Pierre Gasly (AlphaTauri/5.), Yuki Tsunoda (AlphaTauri/6.), Nicholas Latifi (Williams/7.), George Russell (Williams/8.) und Max Verstappen (Red Bull/9.) und Kimi Räikkönen (Alfa Romeo/10.) die Top 10.
Ungarn-GP: Die Reifenstrategie
Der Start auf Intermediates warf den taktischen Vorteil der Mercedes - auf dem Medium starten zu können - über Bord. Strategische Manöver waren dann erst beim Abtrocknen der Strecke möglich, den ersten Fehler beging Mercedes dabei, dass sie Hamilton nicht an die Boxengasse baten und den Briten als einzigen Fahrer auf Regenreifen starten ließen.
Der erste trockene Stint wurde dann von allen Fahrern auf dem Medium bestritten. Mitten im Feld liegend hatten Verstappen und Hamilton dennoch große Probleme beim Überholen, weshalb Mercedes nur zehn Runden nach dem Tausch auf Mediums die harten Reifen bei Hamilton aufzog und zum Undercut ansetzte. Dies gelang auch, lediglich eine Runde mit frischen Reifen und freier Fahrt reichte dem Mercedes-Piloten, um an den reagierenden Ricciardo und Verstappen vorbeizuziehen.
Auch viele der anderen Fahrer wechselten im Anschluss zügig auf die Hards, die sich als der insgesamt bessere Reifen im Renntempo zeigten. Längere Stints erlaubte sich lediglich die Spitze um Ocon, Vettel, Sainz, Alonso und Tsunoda, die aufgrund des großen Vorsprungs erst in die zweiten Rennhälfte zur Abfertigung abbogen.
Als einzige Fahrer entschieden sich Hamilton und Verstappen für einen weiteren Stopp auf neue Reifen für einen letzten Push, vor allem bei Verstappen zeigte dies jedoch keine Wirkung mehr. Auch Hamilton konnte die Spitze nicht mehr angreifen.
Highlight des Rennens: Start-Chaos
Bereits in der ersten Runde ging es drunter und drüber. Bottas erwischte einen äußerst schwachen Start, was Norris noch auf der Start-und-Zielgeraden für ein Überholmanöver nutze. Im direkten Windschatten verpasste der Finne dann auf nasser Strecke den Bremspunkt für Kurve eins und krachte ins Heck des McLaren-Piloten.
Dies löste eine Kettenreaktion aus, denn auch Norris verlor im Anschluss die Kontrolle und fuhr Verstappen in die Seite, der etwas weiter vorne liegend bereits zum Einlenken in Kurve eins angesetzt hatte. Bottas schlitterte darüber hinaus auch in Perez im zweiten Red Bull. Bis auf Verstappen mussten alle Beteiligten das Rennen beenden.
Der zweite Krisenherd spielte sich etwas weiter hinten im Feld ab. Ähnlich wie Bottas verbremste sich Stroll beim Anfahren auf die erste Kurve und räumte Leclerc ab, der wiederum in Ricciardo fuhr.
Ebenfalls ein absolutes Highlight: der Solo-Restart von Lewis Hamilton.
Top des Rennens: Esteban Ocon
Viel Geld hätte man machen können, hätte man auf den Alpine-Piloten als Sieger gewettet. Seit diesem Sonntag darf sich Esteban Ocon Rennsieger nennen. Zu verdanken hat er dies einerseits natürlich dem chaotischen Rennverlauf, andererseits aber auch einer völlig fehlerfreien und starken eigenen Leistung. Ebenfalls stark: Der disqualifizierte Sebastian Vettel, Fernando Alonso sowie die beiden Williams, die erstmals in dieser Saison Punkte einfuhren.
Flop des Rennens: Valtteri Bottas
Böse Zungen würden behaupten, dass Bottas seinen Job an diesem Wochenende in Perfektion erfüllt habe. Mit seinem Crash ruinierte er das Rennen von Max Verstappen, den anderen Red-Bull-Piloten, Sergio Perez, schoss er gar so heftig ab, dass der Mexikaner aufgeben musste. Freilich löste er den Massencrash in Runde eins nicht absichtlich aus, es zeigte aber einmal mehr, wie amateurhaft und unbeholfen der Finne mittlerweile agiert. Gerüchte über die fixe Ablösung durch George Russell am Ende der Saison gibt es bereits, nach diesem Wochenende dürfte die Entscheidung endgültig gefallen sein.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 11 von 22 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Lewis Hamilton | Mercedes | 195 |
2 | Max Verstappen | Red Bull | 187 |
3 | Lando Norris | McLaren | 113 |
4 | Valtteri Bottas | Mercedes | 108 |
5 | Sergio Perez | Red Bull | 104 |
6 | Carlos Sainz | Ferrari | 83 |
7 | Charles Leclerc | Ferrari | 80 |
8 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 50 |
9 | Daniel Ricciardo | McLaren | 50 |
10 | Esteban Ocon | AlphaTauri | 39 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 303 |
2 | Red Bull | 291 |
3 | McLaren | 163 |
4 | Ferrari | 163 |
5 | Alpine | 77 |
6 | AlphaTauri | 68 |
7 | Aston Martin | 48 |
8 | Williams | 10 |
9 | Alfa Romeo | 3 |
10 | Haas | 0 |