Knappe Outfits, strahlendes Lächeln, schöne Frauen vor schnellen Autos: Über Jahrzehnte waren die Grid Girls aus der Formel 1 nicht wegzudenken. Doch nun ist diese Ära ab sofort beendet. Schon beim ersten Rennen der kommenden Saison in Australien am 25. März werden die Namens- und Startnummer-Schilder vor Ferrari-Star Sebastian Vettel und Co. nicht mehr von Grid Girls präsentiert.
"Obwohl die Praxis, Grid Girls zu beschäftigen, seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Grands Prix ist, glauben wir, dass diese Sitte nicht mit unseren Markenwerten in Einklang steht und klar im Widerspruch zu modernen gesellschaftlichen Normen steht", sagte Marketingchef Sean Bratches vom Formel-1-Eigner Liberty Media am Mittwoch.
Der neue Besitzer der Rennserie glaubt, dass Grid Girls nicht mehr "passend" oder "relevant für die Formel 1 und ihre Fans" sind. Bratches und Technikchef Ross Brawn hatten in der laufenden Sexismus-Debatte zuletzt bereits angedeutet, mit der Tradition brechen zu wollen. Es gebe viele Leute, die die Grid Girls "schätzen, und es gibt Leute, die denken, dass das etwas überholt ist. Also müssen wir uns das ansehen", hatte Brawn gesagt.
Für die Piloten waren die Grid Girls alles andere als überholt, sie hatten sich für den Verbleib der schönen Frauen - die von manchen wenig schmeichelhaft auch als Boxenluder bezeichnet wurden - stark gemacht. "Die Grid Girls müssen bleiben", sagte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen der Bild-Zeitung. Und Nico Hülkenberg meinte: "Wäre wirklich schade, wenn sie den Augenschmuck vom Grid nehmen."
Grid Boys gefiel Vettel nicht
In der Startaufstellung posierten die Grid Girls bisher vor jedem Grand Prix mit Namens- und Startnummer-Schildern vor den Piloten, nach dem Rennen standen sie vor der Siegerehrung Spalier für die drei Schnellsten. Bei einigen Rennen wurden bereits auch Grid Boys und Kinder eingesetzt. Der Versuch mit den Grid Boys war bei Vettel gar nicht gut angekommen.
"Das Auto zu parken und auf den Hintern von einem George oder Dave zu gucken, hat mir nicht gefallen", hatte der Heppenheimer danach gesagt. Als die Idee im Dezember aufkam, die Grid Girls ganz abzuschaffen, fragte Ex-Weltmeister Niki Lauda nur: "Haben die einen Vogel?" Die Emanzipation der Frauen "ist vollkommen richtig, um genau zu sein, sind sie dabei, uns zu überholen. Wieso sollen sie nicht mehr da stehen dürfen?", meinte der Österreicher.
Im Internet setzte nach der Verkündung der Entscheidung natürlich sofort ein Shitstorm ein. Romain Grosjean kann die ganze Aufregung hingegen überhaupt nicht nachvollziehen. "Mir ist es egal, ich bin mit dem schönsten Mädchen auf der Welt verheiratet", twitterte der Franzose, der seit 2012 eine glückliche Ehe mit Marion Jolles führt.