Der Crash zwischen ihm und Michel Schumacher 1997 in Jerez sei eine ganz andere Situation gewesen: "Überhaupt nicht vergleichbar."
Die Aktion von Vettel gegen Hamilton sei zwar "hässlich und unnötig", aber keinesfalls gefährlich gewesen. "Überhaupt kein großes Ding. Lewis hat einen Bremstest mit Seb gemacht, und ich hätte an Sebs Stelle mit Sicherheit genauso reagiert, wie er es getan hat", sagte Villeneuve. Die Zehn-Sekunden-Strafe, die Vettel dafür erhalten hatte, sei "die maximal mögliche und absolut ausreichend" gewesen.
Zudem ist Villeneuve davon überzeugt, dass Vettel seinen Ferrari nicht mit Absicht seitlich in Hamiltons Mercedes gerammt hat: "Dabei riskiert man, dass das eigene Auto demoliert wird, und das will keiner. Seb hat rumgestikuliert, dabei ist der Ferrari ein bisschen nach rechts gerutscht." Das passiere eben, "wenn man nur eine Hand am Lenkrad hat. Wenn du jemanden vorsätzlich rammst, lässt du beide Hände am Steuer", sagte der Kanadier.
Grundsätzlich findet Villeneuve die heißdiskutierte Szene im Rückblick sogar "cool, absolut vertretbar. Ich finde es gut, dass die Fahrer Emotionen zeigen, das ist gut, das macht Spaß." Da seien halt "zwei Jungs, die um die WM kämpfen und sauer aufeinander werden, aber niemand ist zu Schaden gekommen. Was also ist das Problem?"
"Nicht schön, aber spannend anzusehen"
Die Szene und das ganze Rennen in Baku seien im Fernsehen hervorragend in Szene gesetzt worden, was ein großer Vorteil für die Formel 1 sei: "Außerdem war diese Rangelei zwischen Seb und Lewis bei weitem nicht so schlimm wie die Aufforderung von Lewis an sein Team, Bottas als Hindernis für Vettel einzusetzen. Das war wirklich unmöglich." Was Vettel getan habe, "war nicht schön, auch nicht besonders sportlich, aber spannend anzusehen", sagte Villeneuve.
Der Kanadier, dessen legendärer Vater Gilles bis zu seinem Unfalltod im Mai 1982 in Zolder die schillerndste Figur der Formel 1 war, duellierte sich 1997 bis zum allerletzten Rennen mit Michael Schumacher um den Titel. Beim Finale in Jerez musste Jacques Villeneuve etwas riskieren, doch als er einen Überraschungsangriff startete, kollidierten die Rivalen. Schumacher konnte das Rennen nicht beenden, Villeneuve wurde Dritter und gewann den Titel. An Schumachers Schuld an dem Unfall gab es seinerzeit kaum Zweifel - dem Kerpener wurden nachträglich alle WM-Punkte aberkannt.