Fahrer murren: "Inder wollen uns nicht sehen"

SID
Virgin-Pilot Timo Glock echauffierte sich über das Verhalten der indischen Behörden bei der Anreise
© Getty

Die Formel 1 kommt erstmals nach Indien. Die Fahrer freuen sich eigentlich auf ein neues Land, eine neue Strecke und eine neue Kultur. Aber die Formalitäten im Vorfeld haben manchen von ihnen fast schon die Lust genommen.

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Sie wollen Abenteuer, Kultur und Curry, doch die Regulierungswut indischer Bürokraten hat den Formel-1-Fahrern die Vorfreude auf das Riesenreich schon gründlich verdorben.

"Ich habe ein wenig das Gefühl, dass uns die Inder gar nicht so gern sehen wollen", sagt der deutsche Virgin-Pilot Timo Glock: "Fehlt nur noch, dass sie mein Seepferdchen sehen wollen für den Fall, dass ich in einen indischen Tümpel falle. Ich hoffe, dass die indischen Fans uns schneller ins Herz schließen als die hiesigen Einreisebehörden."

Weltmeister Sebastian Vettel freut sich auf die zweitschnellste Strecke des Jahres, Rekord-Champion Michael Schumacher auf eine Kultur, die selbst er noch nicht kennt, und Nico Rosberg auf den Taj Mahal. Doch um die Formel-1-Premiere in Indien absolvieren zu können, mussten Fahrer, Teammitglieder, Fans und Journalisten in einer zermürbenden Bürokratie-Schlacht um ein Visum kämpfen. An das Einreisepapier zu gelangen, schien manchem zwischenzeitlich unmöglich.

Rosberg wurde zunächst verweigert

Rosberg soll es zunächst sogar verweigert worden sein. Ob am Wochenende tatsächlich auch der letzte Techniker in der Nähe von Neu Delhi ankommen wird, scheint im Vorfeld die spannendste Frage.

Nicht nur Glock, auch Lotus-Fahrer Heikki Kovalainen, immerhin mit der Erfahrung von fast 100 Grand Prix ausgestattet, staunt: "Ich musste rund 70 Seiten Papierkram unterzeichnen. Alles scheint kompliziert, das ist unwirklich."

Karun Chandhok, Ersatzmann bei Lotus, musste sich von den Kollegen einiges anhören. "Viele haben sich aufgeregt, wie schwierig es ist, ein Visum zu bekommen", sagte der stolze Inder etwas traurig. Auch beim Automobil-Weltverband FIA war der Ärger groß. Sollten die Probleme sich fortsetzen, "werden 90 Prozent der Formel-1-Leute - ich eingeschlossen - nicht am Rennen teilnehmen", sagte Kommunikationschef Matteo Bonciani.

Dennoch Vorfreude bei Piloten

Doch die erstmalige Reise in das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde verspricht letztlich viel Außergewöhnliches. Mercedes-Pilot Rosberg reiste beispielsweise extra einige Tage vorher an. Sein Ziel: "Einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, ganz besonders das Taj Mahal." Auch Schumacher freut sich auf "ein Land, das sehr faszinierend sein soll".

Für die Hersteller bietet das Rennen in Indien die Möglichkeit, sich auf einem schnell wachsenden Markt zu präsentieren, in dem 65 Prozent der Einwohner unter 30 Jahre alt sind. Viele Beteiligte interessieren sich derweil neben der Kultur vor allem fürs Kulinarische. "Alle von ihnen sind sehr interessiert, das indische Essen - Currys, wie sie dazu sagen - zu probieren", sagt Chandhok.

Glocks Teamchef John Booth hat sich extra beim befreundeten Kricketspieler Freddy Flintoff informiert. "Sein Ratschlag ist es, Currygerichte an der Straße zu essen, eine Menge Bier zu trinken - vielleicht werde ich diesen Ratschlag verfolgen", sagte Booth schmunzelnd. Und Sauber-Pilot Kamui Kobayashi meint: "Butter Chicken Curry ist mein Lieblingsessen, und ich will es gerne mal da essen, wo es herkommt."

Teams vertrauen auf indische Lebensmittel

Vettels Teamchef Christian Horner glaubt nicht, dass dem einen oder anderen die scharfe und mitunter nicht ganz keimfreie Kost auf den Magen schlagen könnte. Red Bull war bereits seit Wochen mit einem Showcar in Indien unterwegs, "und wir hatten lediglich einen Zwischenfall mit einem verdorbenen Magen", sagte Horner.

Im Gegensatz zum Japan-Rennen vor wenigen Wochen vertrauen die Teams den Lebensmitteln vor Ort. Die Sorge, dass es ein ähnliches Organisations-Chaos geben könnte wie vor einem Jahr bei den Commonwealth-Games, versucht die in Indien geborene Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn zu zerstreuen.

"Ich mache mir keine Sorgen"

"Ich mache mir keine Sorgen", sagt sie: "Die Commonwealth-Games wurden vom Staat organisiert. Den Grand Prix veranstaltet ein privater Promoter. Das macht in Indien einen großen Unterschied."

Wer ein Visum in den Händen hält, hat also offenbar keine Sorgen mehr. Und so sagt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone: "Wir freuen uns auf Indien. Wir hätten schon vor langer Zeit dort sein sollen."

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