Großen Spaß würde ihm die Formel 1 derzeit nicht bereiten, hatte Michael Schumacher nach dem Türkei-GP in einem "BBC-Interview" gesagt. Verständlich. Schließlich hatte er kurz zuvor mit Platz zwölf den Negativ-Höhepunkt eines verkorksten Saison-Auftakts erlebt.
Schumachers Bilanz: Alle Qualifying-Duelle gegen Teamkollege Nico Rosberg verloren, nur magere sechs WM-Punkte aus den ersten vier Rennen (zum Vergleich: Rosberg hat 20) und das Schlimmste: Der Aufschwung des Teams scheint komplett an ihm vorbei zu laufen.
Schumacher auf Fehlersuche
Während Rosberg in Shanghai (Platz vier im Qualifying, Platz fünf im Rennen) und Istanbul (Platz drei im Qualifying, Platz fünf im Rennen) einen deutlichen Aufwärtstrend zeigte, stagnierte Schumacher und war besonders ob seines enormen Trainingsrückstands ratlos.
"Den Grund dafür würde ich gerne kennen", resümierte er. "Ich hatte keinen Fehler drin, aber eben auch keinen Grip. Warum das der Fall war, möchte ich nun herausfinden." Er fand den Grund nicht. Im Gegenteil: Das Rennen war samt Petrow-Kollision eine Katastrophe.
Schumacher mit Motivationsschub
Einmal mehr wurden deshalb Rücktrittsgerüchte laut. "Es würde mich sehr wundern, wenn er nach dieser Saison weitermachen würde", hatte beispielsweise Ex-Schumacher-Teamkollege Johnny Herbert in seiner Kolumne in der Tageszeitung "The Nation" geschrieben.
Doch davon will Schumacher nichts wissen. "Natürlich war ich nach dem Rennen in der Türkei unzufrieden", so der 42-Jährige. "Aber es gab klare Anzeichen, dass wir uns als Team verbessert haben. Das hat meinen Akku aufgeladen und mir einen Motivationsschub gegeben."
Großes Update für Barcelona
Ein Grund für den wiedergefundenen Optimismus ist das umfangreiche Update, das Mercedes mit nach Barcelona bringt. Neben einem überarbeiteten Frontflügel erhält der WGP-02 neu geformte Seitenkästen und eine verbesserte Aufhängung. Gerade letztere sollte Schumacher, der immer wieder mit dem Fahrverhalten Probleme hatte, in die Karten spielen.
Außerdem hofft Mercedes, dass man an die Erfahrungen der erfolgreichen Wintertests auf dem Circuit de Catalunya anknüpfen kann. Bei den Testfahrten im April fuhr man hier eindeutig die schnellsten Zeiten - und glaubt deshalb, dass man "das nun auch in ein starkes Ergebnis am kommenden Wochenende ummünzen" kann, erklärt Rosberg.
Was bisher dazu fehlte, war der Rennspeed. "Die letzten beiden Rennen in der Türkei und China haben gezeigt, dass wir in bestimmten Situationen richtig schnell sein können", meint Mercedes-Teamchef Ross Brawn. "Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, unsere Performance auch konstant über das gesamte Wochenende hinweg zu zeigen."
Testvorteil auf dem Circuit de Catalunya?
Das Problem der Silberpfeile: Im Rennen passt die Balance des Boliden einfach nicht, außerdem ist mit viel Benzin an Bord der Reifenverschleiß zu hoch. "Für die nächsten Rennen hat deshalb das Feintuning unseres Renn-Setups Priorität", sagt Brawn. "Besonders natürlich auf Strecken, auf denen die Handhabung der Reifen schwierig ist."
So wie etwa in Barcelona. Im Winter kam Mercedes hier mit den Reifen am besten zurecht und kann sich auf die damals gesammelten Daten verlassen. "Wir kennen uns hier so gut aus, dass wir uns im freien Training endlich nicht mehr um das Basis-Setup kümmern müssen - sondern uns voll auf den Rennspeed konzentrieren können", erklärt Brawn.
Seine Rechnung: Bisher konnte sich die Konkurrenz wegen ihrer leichter abzustimmenden Autos und ihres überragenden Grund-Speeds früher als Mercedes auf das Renn-Setup konzentrieren und dadurch einen Vorteil erarbeiten. Das ist in Spanien hinfällig.
Updates besser als die der Konkurrenz?
"Wir kennen uns hier gut aus", sagt Schumacher. "Barcelona ist für uns der Ort, an dem die Europa-Saison so richtig losgeht. Ich habe an diese Strecke viele gute Erinnerungen."
Zusammen mit den neuen Teilen hofft man deshalb, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. "Natürlich bringen die meisten Teams neue Sachen mit", erklärt Rosberg bei "Auto Motor und Sport". "Aber ich denke, dass unsere Updates besser sein können und uns näher an die Spitze bringen."
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