"Kann mit Hass nichts anfangen"

Von Interview: Michael Graßl
Andre Rankel (r.) wurde mit den Eisbären Berlin sieben Mal Deutscher Meister
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SPOX: Wie sieht dieses Konzept aus, das er vorgibt?

Rankel: Im Prinzip dreht sich alles um Einsatz und Disziplin. Er verlangt keine Wunderdinge von uns, aber wenn du auf das Eis gehst, dann musst du immer 100 Prozent geben. Ohne Disziplin geht es nun mal nicht, vor allem gegen vermeintlich bessere Nationen. Er lässt uns auch unseren Spaß machen, aber dafür muss anschließend das Eis brennen.

SPOX: Dennoch steht der Nationalmannschaft noch ein langer Weg bevor. Moritz Müller hat in einem emotionalen Interview nach einem Spiel in Iserlohn das Konzept der vielen eingedeutschten Kanadier bei den Roosters attackiert und Iserlohn als die kanadische 1C-Nationalmannschaft kritisiert. Sehen Sie darin ebenfalls eine Problematik für das deutsche Eishockey?

Rankel: Ich glaube nicht, dass die Probleme im deutschen Eishockey nur an dem Konzept in Iserlohn festgemacht werden können. Wir haben in Deutschland im Moment nicht so viele junge Spieler, die gut genug sind, um zum Beispiel mit den Deutsch-Kanadiern zu konkurrieren. Der Nachwuchs muss besser ausgebildet werden, erst dann können wir über die Streichung von Ausländerstellen reden. Es geht nur Schritt für Schritt. Und der erste Schritt ist von unserer Seite eben noch nicht gemacht.

SPOX: Moritz Müller sprach einen Tag danach davon, dass die Emotionen mit ihm durchgegangen seien. Können Sie seinen Ausbruch nachvollziehen?

Rankel: Ich kann Moritz verstehen. Eishockey ist ein sehr emotionales Spiel. Ich finde es gut, wenn Spieler nicht zu allem nur Ja und Amen sagen, sondern eine eigene Meinung haben und zu dieser stehen. Wir brauchen Typen, wie man so schön sagt.

SPOX: Einer dieser Typen war Sven Felski, eine Eisbären-Legende. Mittlerweile arbeitet er für das Fernsehen, hält sich dort aber noch vergleichsweise zurück mit Kritik. Ein Weg, den Sie sich nach der Karriere auch vorstellen könnten?

Rankel: Momentan eher nicht. Früher, wenn ich im Hof gespielt habe, habe ich meine eigenen Spiele kommentiert, da hat mir das Spaß gemacht. (lacht) Aber heute ist das ein echt schwerer Job. Du kennst die meisten Spieler ja noch persönlich und musst diese dann vor laufenden Kameras kritisieren. Das würde mir nicht leicht fallen. Genauso übrigens mit den Schiedsrichtern.

SPOX: Die Schiedsrichter erfahren diese Saison teils heftige Kritik. In den Playoffs stehen sie noch mehr im Rampenlicht, weil Überzahl und Unterzahl noch entscheidender sind. Gibt es in der DEL wirklich ein Schiedsrichterproblem?

Rankel: So weit würde ich nicht gehen. In manchen Stadien wird bei jeder Aktion von den Zuschauern gepfiffen und selbst als Spieler denkst dir, dass das kein Foul war. Das erhitzt die Gemüter und dann brauchen nur ein, zwei Situationen zusammenkommen und schon wird es schwer für die Unparteiischen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich möchte kein Schiedsrichter sein.

SPOX: Die Playoffs sind nicht nur von Fan- und Stimmungsseite in den Arenen eine andere Welt. Was macht sie für die Spieler so speziell im Gegensatz zur Hauptrunde?

Rankel: Es ist um ein Vielfaches intensiver. Vom Viertelfinale zum Finale sind es nur ein paar Wochen. Du kannst innerhalb von 14 Tagen sieben Mal gegen den gleichen Gegner spielen. Wo gibt es das schon?

SPOX: Jeden zweiten Tag gegen den gleichen Gegenspieler. Entwickelt sich dabei nicht irgendwann ein gewisser "Hass", wie manche Spielerkollegen behaupten?

Rankel: Ich mag das Wort "Hass" nicht, damit kann ich nichts anfangen. Ich habe vor jedem Spieler und jeder Mannschaft einen gewissen Respekt. Aber natürlich entwickelt sich mit der Zeit ein besonderer Ehrgeiz seinem Gegenspieler gegenüber.

SPOX: Sie treffen im Viertelfinale auf die Kölner Haie, die immerhin den amtierenden Meister aus Mannheim rausgeworfen haben. Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf das Halbfinale ein?

Rankel: Sie sind ein sehr schwer zu bespielender Gegner. Durch ihren Sieg in den Pre-Playoffs kommen sie sicherlich mit einem Hoch zu uns. Dafür sind wir ausgeruhter. Ob diese Faktoren wirklich eine Rolle spielen, wird man erst nach der Serie sehen.

SPOX: Und dann an der Länge ihres Playoff-Bartes. Gibt es bei den Eisbären noch andere "Bräuche" für die Playoffs?

Rankel: Nein, im Grunde nicht. Sich die Schoner immer in der gleichen Reihenfolge anzuziehen ist aus meiner Sicht eher Routine als Aberglaube oder ein Brauch. Ganz ehrlich: Wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Der Playoff-Bart muss natürlich trotzdem sein.

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