In den kollektiven Jubel nach dem beispiellosen Kraftakt mischte sich ein wenig Enttäuschung. Mit seinem zweiten Sieg in 29 Stunden hatte der Favoritenschreck ERC Ingolstadt gegen die Kölner Haie die längste Finalserie in der deutschen Eishockey-Geschichte erzwungen, einigen aber auch die WM-Chance genommen.
"Das wär' seltsam", meinte Stürmer Thomas Greilinger nach dem 4:1 im vierten Endspiel. Der Topscorer der Play-offs hatte das wichtige 1:0 durch Derek Hahn (9.) genial vorbereitet und sich damit selbst um seinen Flug zur Weltmeisterschaft in Minsk (9. bis 25. Mai) gebracht.
WM-Aus für Finalhelden
Denn Bundestrainer Pat Cortina hatte angekündigt, wohl keinen Spieler der beiden Finalisten mitzunehmen, wenn die Serie länger als fünf Spiele dauert. Nach dem 2:2-Ausgleich des Außenseiters kann der neue deutsche Meister noch nicht am Freitag , sondern frühestens am Sonntag im sechsten Duell gekürt werden.
"Was wäre denn, wenn Mannheim gegen Berlin im Finale stünde?", fragte Greilinger, "hätte er dann auf 15 Spieler verzichtet? Das wär' Blödsinn." Cortina hatte seine Entscheidung damit begründet, dass es in den letzten Vorbereitungsspielen "um die Feinabstimmung" gehe und die Kölner und Ingolstädter Nationalspieler dabei fehlen würden.
Auf Unverständnis traf die Ankündigung des Bundestrainers auch bei ERC-Coach Niklas Sundblad. "Natürlich sollten die Spieler aus dem Finale auch bei der WM dabei sein", sagte der Schwede, "ich sehe schon ein paar auf dem Eis, die der Nationalmannschaft helfen könnten. Man sollte die beste Mannschaft für die WM nominieren."
Sundblad hilft Cortina
Brisant: Sundblad ist in Minsk wie schon bei der WM 2013 Cortinas Assistent. Für den nach zahlreichen prominenten Absagen arg dezimierten WM-Kader kämen neben Greilinger die beiden Torhüter Danny aus den Birken (Köln) und Timo Pielmeier (Ingolstadt) sowie vor allem Haie-Verteidiger Moritz Müller, dessen Stürmerkollegen Philip Gogulla und John Tripp sowie der Ingolstädter Angreifer Patrick Hager infrage.
In den Play-offs überzeugten auch die Abwehrspieler Björn Krupp (Köln) und Patrick Köppchen (Ingolstadt).Das Novum im deutschen Eishockey hat somit für einige einen bitteren Beigeschmack. Erstmals seit Einführung der Play-offs 1981 steht der deutsche Meister noch nicht nach maximal fünf Spielen fest.
Historische Serie
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) führte zu ihrer 20. Saison den Modus "best of seven" auch für die Endspielserie ein, vier Siege sind nun zum Titelgewinn notwendig, nach dem zweiten Ingolstädter Sieg werden dafür mindestens sechs Partien benötigt.
Dass die Serie noch nicht am Freitag zu Ende ist, freute DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. "Sonst hätten wir es ja nicht zu ändern brauchen", meinte er. Nach vier Spielen beginnt eigentlich alles wieder bei Null.
"Wir haben jetzt Best of three", sagte Haie-Trainer Uwe Krupp, "mit zwei Heimspielen und unseren Fans im Rücken versuchen wir, die Nase vorn zu haben." Greilinger aber meinte nach dem zweiten Ingolstädter 4:1-Sieg in zwei Tagen: "Das Momentum ist auf unserer Seite."
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