Natürlich wäre Constantin Braun lieber in Sotschi. Trotzdem freut sich der Eishockey-Profi auch auf die Reise in die französischen Alpen mehr als die meisten seiner Kollegen. Das Turnier der Olympia-Zaungäste in Briancon hat für den Berliner besondere Bedeutung: Nach seiner Pause wegen einer akuten Depression kehrt er nun auch in die Nationalmannschaft zurück.
"Ich freue mich über die Nominierung", sagte der 25-Jährige vor dem Vierländerturnier, das am Donnerstag (16.00 Uhr) mit dem Spiel gegen Dänemark beginnt, "die Zeit mit der Nationalmannschaft war immer etwas Besonderes für mich - sowohl sportlich als auch die Zeit mit den anderen Spielern, die man ja im Liga-Alltag nicht so häufig sieht."
In der Patinoire René Froger schließt sich für Braun der Kreis: Vor einem Jahr hatte der Verteidiger zuletzt das Trikot des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) getragen - als er in Bietigheim-Bissingen mit seinen Teamkollegen das Ticket für die Olympischen Spiele verpasste. Jetzt macht er den nächsten großen Schritt auf dem Weg zurück in die Normalität.
"Tiefe, persönliche Krise"
Anfang August hatte Braun seine Karriere unterbrochen und sich in medizinische Behandlung gegeben. "Ich befinde mich aktuell in einer tiefen persönlichen Krise, aus der ich mich ohne professionelle Hilfe nicht herausarbeiten kann", hatte der "MVP" der vergangenen Play-off-Runde damals erklärt. Im Rahmen seiner Therapie besuchte der gebürtige Lampertheimer eine Klinik in Baden-Württemberg.
Ende Oktober kehrte er ins Mannschaftstraining des DEL-Rekordmeisters Berlin zurück und stand erstmals beim 5:2 am 22. November 2013 gegen Red Bull München wieder für die Eisbären auf dem Eis. Die Fans feierten ihn mit Transparenten und "Tine, Tine, Tine"-Sprechchören - "ein unbeschreiblicher Gänsehaut-Moment".
Wieder "positiv drauf"
Jetzt sieht er sich "in einer guten sportlichen Verfassung". Er sei in "einem guten Rhythmus". In Frankreich habe er die Möglichkeit, "auch in der DEL-Pause weiter zu trainieren und Praxis zu sammeln". Der Sport half ihm bei der Genesung. "Seine Rückkehr ist auch therapeutischer Natur", erklärte Eisbären-Manager Peter John Lee, als Braun wieder für die Berliner aufs Eis ging: "Er ist positiv drauf."
In Briancon tritt Braun an, "um das Turnier zu gewinnen". Wenn vier Tage nach dem Vergleich mit den ebenfalls in der Olympia-Quali gescheiterten Dänen, Franzosen und Kasachen das olympische Eishockey-Turnier in Sotschi beginnt, wird auch Braun traurig nach Russland blicken. Doch die Freude darüber, wieder seinem Beruf nachgehen zu können, dürfte überwiegen.
Constantin Braun im Steckbrief