Revanche! Real sichert den Heimvorteil

Jaycee Carroll (l.) stellte Maccabi Tel Aviv mit seinem Shooting vor unlösbare Probleme
© getty

Am 12. Spieltag des Top 16 in der Turkish Airlines Euroleague konnte sich Real Madrid (10:2) endlich erfolgreich für die Finalniederlage aus dem Vorjahr gegen Maccabi Tel Aviv (7:5) revanchieren und siegte souverän mit 86:75. In einem nur kurzzeitig spannenden Spiel machten Ayon und Reals Shooter den Unterschied.

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Der Stachel der Endspiel-Niederlage im Vorjahr sitzt immer noch tief bei Real. Die erste Chance zur Revanche ging zudem am fünften Spieltag in Tel Aviv daneben. Diesmal sollte es anders laufen - und der Plan ging auf. Obwohl man nicht von einem klassischen Blowout sprechen konnte, hatte man nie das Gefühl, dass sich Real diesen Sieg noch würde nehmen lassen.

Dafür waren die Königlichen offensiv einfach zu gut aufgelegt. Während Felipe Reyes (16 Punkte, 9 Rebounds) und Gustavo Ayon (11, 7) unter dem Korb wüteten, ließen die Guards es munter Dreier regnen. Allein Jaycee Carroll (18 Punkte, 3/4 3FG) und Sergio Llull (11 Punkte, 2/4 3FG, 9 Assists) trafen zusammen mehr Dreier als der Gegner. Real behauptete mit dem Sieg Platz 1 in Top-16-Gruppe E und ergattert den Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde, da sie am Ende mindestens auf Platz 2 stehen werden.

Maccabi, das weiterhin auf Platz 3 steht, hatte in Brian Randle (17 Punkte), Jeremy Pargo (14), Devin Smith und Joe Alexander (jeweils 12) seine besten Scorer. Der Champion traf insgesamt nur 19 Prozent seiner Versuche von der Dreierlinie.

Die Reaktionen:

Pablo Laso (Coach Madrid): "Defensiv haben wir einen sehr guten Job gemacht, vor allem in der zweiten Halbzeit. Das half uns dabei, das Spiel überwiegend zu kontrollieren. Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit unserer Leistung heute."

Sergio Llull (Madrid): "Wir haben nach der Pause einiges umgestellt. Das hier ist Maccabi, der amtierende Champion, ein großartiges Team, dass sehr physisch spielt und es dir defensiv sehr schwer machen kann. Jetzt steht der Clasico an, und den wollen wir natürlich auch gewinnen."

Jeremy Pargo (Tel Aviv): "Sie sind ein sehr gutes, talentiertes Team, das den Sieg heute verdient hat. Wir haben sie aber schon geschlagen und ich denke, das ist auch in Zukunft möglich."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Königlichen beginnen mit folgender Starting Five: Sergio Llull und Rudy Fernandez im Backcourt, dazu Jaycee Carroll, Gustavo Ayon und Kapitän Felipe Reyes. Maccabi-Coach Guy Goodes schickt zunächst Jeremy Pargo, Devin Smith, Nate Linhart, Brian Randle und Sofoklis Schortsanitis ins Rennen.

3.: Reals Big Men zelebrieren das Passspiel in den ersten Minuten. Erst spielt Ayon Reyes wunderschön für den Layup frei, im nächsten Angriff revanchiert sich Reyes per Touch-Pass auf Ayon, der komplett offen dunkt. 6:2 für Real.

7.: So weit offen darf man Carroll nicht stehen lassen! In Semi-Transition behält Llull die Übersicht und bedient den Edelschützen an der Dreierlinie - nichts als Netz. Die erste zweistellige Führung, 18:7 für Real.

10.: Ruuuudyyyy!! Mit kaum Zeit auf der Uhr bekommt Fernandez den Ball und dribbelt nach vorne. Kurz nach der Mittellinie hebt er ab, hält seelenruhig drauf - und der Wurf sitzt. 27:13, ganz starkes Viertel von Real!

13.: So schnell geht es dann natürlich doch nicht. Nach der Viertelpause trifft erst Smith zwei Jumper, dann legt Pargo per Dreier und Layup nach - und schon führt Real nur noch mit 7. Auszeit durch Pablo Laso.

20.: Der Champ ist wieder im Geschäft und zwischenzeitlich auf 2 Zähler dran. Alexander trifft einen wilden Leger zum 39:44 aus Sicht Maccabis, doch Ayon tut es ihm gleich. Dann wird Rodriguez beim Floppen erwischt und per Technical bestraft. Real führt mit 46:40 zur Pause!

23.: Jetzt läuft Carroll heiß. Drei Würfe hat er im Viertel genommen, alle drei sitzen - und dann holt sich Schortsanitis auch noch sein viertes Foul ab. 57:44 für Real, Auszeit Maccabi.

30.: Kaum geht Ayon raus, übernimmt dann eben Nocioni. Vier Punkte in Folge bringt Real wieder mit 12 Zählern in Führung.

32.: Randle will noch einmal ein Zeichen setzen! Mit Verve zieht er Richtung Korb und stopft den Ball einhändig rein, böser Blick inklusive. Geht noch was für Maccabi? 68:58.

40.: Real lässt sich diesen Sieg nicht mehr nehmen. Immer wenn Maccabi einen Treffer erzielt, schlagen die Königlichen sofort zurück, alle Comeback-Versuche werden abgewehrt.

Real Madrid vs. Maccabi Tel Aviv: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Gustavo Ayon. Der Mexikaner findet sich in Madrid mittlerweile immer besser zurecht. Sein Spielverständnis ist überragend, das Passspiel zwischen ihm und Reyes bisweilen eine Augenweide. Traf effektiv aus dem Feld (4/6 FG), reboundete solide (7) und verteilte zudem 4 Assists. Auch die Defense profitierte enorm, wenn er auf dem Court stand. Der Big Man ist ein echter Gewinn für Real.

Der Flop des Spiels: Sofoklis Schortsanitis. Es war nicht das Spiel von Baby Shaq - die agileren Center wie Reyes oder Ayon machen dem Big Man defensiv traditionell Probleme, in dieser Partie drückte sich das früh durch Foulprobleme aus. Für seine vier Fouls brauchte er nur zehn Minuten. War zudem weder offensiv noch als Rebounder ein Faktor. Maccabi braucht mehr von ihm.

Das fiel auf:

  • Real hatte nach den Pleiten im Finale sowie im Hinspiel dieser Saison offensichtlich etwas zu beweisen. In jedem Fall begannen die Königlichen enorm fokussiert, ließen defensiv wenig zu und suchten vorne sehr methodisch und geduldig die offenen Würfe. Maccabi fand darauf zunächst kaum Mittel, sodass Real schon nach etwas mehr als sechs Minuten erstmals zweistellig führte.
  • Einen großen Vorteil hatte Real dabei in der Zone. Schortsanitis musste früh mit Foul-Trouble auf die Bank, aber selbst wenn er auf dem Court stand, hatte Maccabi Schwierigkeiten; Real begann traditionell mit zwei echten Big Men, während Tel Aviv zumeist nur Sofoklis oder Tyus sowie zwei kleinere Forwards spielen ließ. Die dadurch entstehenden Größenvorteile nutzten Ayon und Reyes extrem gut aus.
  • Im zweiten Viertel spielte der aktuelle Champion dann deutlich aggressiver, insbesondere die Guards wurden mutiger. Smith und Pargo zogen jetzt mehr zum Korb und rissen Lücken, die zuvor überhaupt nicht existiert hatten. Gleichzeitig war Tyus nicht mehr der einzige, der defensiv den richtigen Hustle und die richtige Körpersprache an den Tag legte. So schmolz der Rückstand rekordverdächtig schnell auf 2 Punkte zusammen.
  • Real erholte sich von diesem Run jedoch sehr schnell - dabei kam ihnen die enorme Abgezocktheit ihrer Guards zugute. Die ganze Partie über trafen sie wesentlich besser aus der Distanz, ihren 9 Dreiern standen nur 4 Maccabi-Dreier gegenüber. Vor allem Carroll machte seinem Ruf als Edelschützen alle Ehre (3/4 3FG). Immer, wenn Real einen Lauf hatte, begann dieser am Perimeter. Die schlechte Quote von Fernandez (2/9 3FG) zog die Gesamtbilanz dabei noch deutlich runter.
  • Die Abgezocktheit drückte sich zudem darin aus, dass Real deutlich sorgsamer mit dem Ball umging als der Gegner. Während der Vize sich 7 Turnover leistete, waren es beim Meister ganze 12 - und nicht wenige davon in kritischen Momenten, wenn sie kurz vor dem Comeback standen. Kombiniert mit der Wurfschwäche waren das zu viele Probleme, um Real ernsthaft zu gefährden.

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