Der monatelange Streit über die Nutzungsrechte des entscheidenden Grundstücks im Zielbereich der Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen ist beigelegt.
"Nun sind die Grundstücke für die Sportflächen der Winterspiele 2018 zu 100 Prozent gesichert. Damit steht sieben Jahre vor einer möglichen Ausrichtung unser optimales Angebot an das IOC für erfolgreiche Olympische und Paralympische Winterspiele 2018 in Deutschland", sagte Bewerbungschef Bernhard Schwank in Lausanne und fügte erleichtert an: "Wir freuen uns darüber und bedanken uns bei den Verhandlungspartnern für die einvernehmliche Lösung."
Nach Darstellung der Bewerbungsgesellschaft war das betreffende Grundstück das letzte von gehobener Bedeutung, um das Uneinigkeit geherrscht hatte. Für alle weiteren Grundstücke, um die nach wie vor gestritten wird, steht dem Organisationskomitee notfalls Ersatz zur Verfügung.
Gutes Zeichen für IOC-Mitglieder
Auch DOSB-Generalsekretär Michael Vesper freute sich, dass "rechtzeitig zum Meeting des IOC in Lausanne" die Sportflächen für die Spiele gesichert seien: "Es ist das eingetreten, was wir immer gesagt haben: Die notwendigen Grundstücke werden rechtzeitig zur Verfügung stehen."
Die Einigung werden auch die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die am Mittwoch bei der Präsentation erstmals offiziell von den Bewerbern unterrichtet werden, mit Interesse zur Kenntnis nehmen.
Die endgültige Entscheidung über die Vergabe fällt am 6. Juli in Durban/Südafrika zwischen München, Pyeongchang/Südkorea und Annecy/Frankreich.
Verhandlungen im "olympischen Geist"
Die entscheidenden Verhandlungen über das Grundstück, die bereits am vergangenen Freitag stattfanden, seien "im olympischen Geist, im gegenseitigen Respekt und im gegenseitigen Verständnis für die Bedeutung der Winterolympiade 2018 in Deutschland" geführt worden, schrieb auch der Anwalt des Grundstückseigners Max Buchwieser in einer Presseerklärung: "Der Freistaat Bayern, die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH und der Markt Garmisch-Partenkirchen sind berechtigt, das Internationale Olympische Komitee entsprechend zu unterrichten."
Noch in der vergangenen Woche hatten insgesamt 63 Grundstücksbesitzer und deren Anwalt Ludwig Seitz die Münchner Bewerbung torpediert. In einem Schreiben an das IOC wies Seitz abermals daraufhin, dass der für Olympia benötigte "umfangreiche Grundbesitz" seiner 63 Mandanten "definitiv nicht zur Verfügung" stünde.
Für den Fall einer möglichen Enteignung drohte der Anwalt mit dem Gang vor das Bundesverfassungsgericht. Seitz gehört zur selben Kanzlei wie Walter Labbé, der nun den entscheidenden Deal vermittelt hatte.
Bürgermeister dankt dem Grunstückeigentümer
"Ich freue mich sehr, dass es nun nach sorgfältigen und konstruktiven Verhandlungen gelungen ist, diese so wichtige Fläche für Olympia zu sichern", sagte Garmisch-Partenkirchens Bürgermeister Thomas Schmid. Der Grundstückseigner hatte Anfang Januar sein Eigentum zunächst nur für die alpine Ski-WM zur Verfügung gestellt.
"Mein besonderer Dank gilt dem Grundstückeigentümer selbst, der trotz schwieriger Bedingungen die Türe nie zugeschlagen hat und stets gesprächs- und kompromissbereit war" sagte Bürgermeister Schmid.
In Lausanne stieg derweil ungeachtet der guten Nachrichten aus der Heimat die Spannung. Rund 90 der gut 100 IOC-Mitglieder, die am 6. Juli in Durban/Südafrika die Stadt der Winterspiele 2018 wählen dürfen, unterziehen die Kandidaten am Mittwoch nach deren dreiviertelstündiger technischer Präsentation weitere 45 Minuten lang kritischen Fragen. Manche sprechen von einem Kreuzverhör.
Magdalena Neuner beim Kreuzverhör dabei
Wie ernst auch München diesen Akt 49 Tage vor der Vergabe der Spiele nimmt, verdeutlicht die Tatsache, dass Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zum neunköpfigen Präsentations-Team gehört. Den Charmfaktor der Delegation erhöht die zweimalige Biathlon-Olympiasiegerin Magdalena Neuner.
"Was Lausanne von anderen Präsentationen unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir unser Konzept erstmals ausschließlich vor Mitgliedern des IOC präsentieren. Und erstmals passiert das ohne Öffentlichkeit und ohne Medien", sagt Schwank.
Die technische Präsentation, die es seit der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2016 gibt, ist einer der großen Meilensteine der Bewerbungsphase. Vor Durban gibt es dann noch eine allerletzte und weniger spektakuläre Präsentation Ende Juni vor Afrikas IOC-Mitgliedern in Togo.