Zum CL-Titel fehlt der Teamspirit

Von Max-Jacob Ost
Ist es wirklich der Teamgeist, der den FC Bayern von anderen großen Teams unterscheidet?
© Getty

Reicht die Qualität im Kader des FC Bayern für den Gewinn der Champions League? Was ist aus der Fan-Initiative "Kein Zwanni für 'nen Steher" geworden? Und warum werden die DFB-Frauen für Sprüche bestraft, die sie selbst nie gerissen haben? Der Blick in die Sportblogs verschafft Klarheit.

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Viele schöne Themen haben die Sportblogger Deutschlands in der letzten Woche wieder abgehandelt. Von den Chancen der Bayern in der Champions League bis hin zum Bloggen im Allgemeinen und den Bumerang, der die deutsche Frauen-Nationalelf trifft - obwohl sie ihn nicht einmal selbst geworfen hat. Es gilt wie eh und je in der Blogschau: Nehmt das heraus, was Euch interessiert und widmet den Texten auch in voller Länge einen Blick.

 

Die FCB-Glühbirne

Hand auf's Herz: Wer von Euch hat nach dieser Überschrift einen Text zu Uli Hoeneß erwartet? Da muss ich Euch enttäuschen. Den gibt es hier nicht. Den hat schon jemand anderes geschrieben. Hier geht es um die Chancen des glorreichen FCB auf den Champions League-Titel. Mit einem schönen Vergleich:

"Viele Faktoren sprechen für eine erfolgreiche Champions League-Saison des FC Bayern München. Das Spielermaterial hat die Qualität der Extraklasse, das Team ist erfahren und der Trainer der vielzitierte "alte Fuchs". Dennoch gibt es einige gewichtige Faktoren, die der Erfolgsprognose widersprechen: Von der noch gesuchten Abwehrformation lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob sie mehr einem Betonriegel oder einem Hühnerhaufen ähneln wird. Die zarten Beinchen der Stars Robben und Ribéry werden wahrscheinlich auch nächste Saison nicht verletzungsfrei bleiben. Und schließlich - und da finden die beiden losen Enden des Kreises zueinander - fehlt dem FC Bayern zu Beginn des 2010er Jahrzehnts jener besondere Mannschaftsgeist, jener unzerbrechliche Kitt, jener Teamspirit, von dem die Leute auch in Zukunft noch sprechen werden.

Das Ausscheiden in der Champions League gegen Inter Mailand in der vergangenen Saison hat gezeigt, dass dem Team die metaphysische Ebene fehlt. Alle spielen guten Fußball, im Optimalfall auch erfolgreich, aber alles ist profan, irdisch, ohne das "gewisse Extra". Doch um in der Champions League zu triumphieren, muss ein Team heller erstrahlen als die Sonne. Der FC Bayern wird hingegen nicht über das Funzeln einer 40-Watt-Glühbirne hinauskommen."

Stadion-Wurst: Nach der Saison ist vor der Saison - Die Internationalen (3)

 

Wer rächt hier eigentlich wen?

Normalerweise lautet der Spruch: "Don't shoot the messenger." Doch im Fall der Kampagne zur Frauen-WM von ARD und ZDF ist der Fall etwas anders.

"Die DFB-Frauen haben alle Pro­gno­sen ver­fehlt, nur diese eine nicht, »3. Plätze sind was für Män­ner«, das hat sich bewahr­hei­tet, hä hä. Schon Minu­ten nach dem Aus­schei­den wurde der im Vor­feld der Welt­meis­ter­schaft pla­ka­tierte Wer­be­spruch erin­nert und als fri­sches Zitat zum Werk­zeug der Häme: Hoch­mut kommt vor dem Fall, Aus­schei­den ist was für Frauen, wer zuletzt lacht und so wei­ter, und mit dem 3. Platz der Herren-U17 waren die Macht­ver­hält­nisse voll­ends wie­der her­ge­stellt,seht her, es stimmt ja doch.

Die ver­meint­lich gewitzte Anspie­lung wurde zum bit­te­ren Slo­gan, Frauen gegen Män­ner gegen Frauen, nun rächt sich eure Arro­ganz, die zickige Scha­den­freude hat nur einen Haken: Es trifft die Fal­schen, die Bot­schaft ist unter­ge­scho­ben. Denn weder Frauen im Gan­zen, noch die der Natio­nal­mann­schaft haben sich der­ma­ßen angreif­bar gemacht, nicht ein­mal der DFB. Die viel­be­ach­tete Kam­pa­gne ist eine von ARD und ZDF, hier sitzt man halb­b­lind in der ers­ten Reihe und schaut zu, aus­ba­den müs­sen es andere."

Freitagsspiel: Platzverweis

 

Der Kampf gegen teuere Eintrittskarten

Es ist immer schwierig, sich drehende Spiralen aufzuhalten. Dementsprechend ist es als Erfolg zu werten, wenn erste Vereine ihre Eintrittspreise nachträglich korrigieren. Eine Bestandsaufnahme der Fanklub übergreifenden Aktion "Kein Zwanni für 'nen Steher":

"Es ist gerade einmal ein Dreivierteljahr her, dass sich im Rahmen des Derbys aufgrund unverschämt hoher und eines nicht mehr zu vertrendenen Topspielzuschlags die Aktion "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein" gründete. Innerhalb von drei symphatisch chaotischen Wochen voller Hektik, Hoffnungen und leider auch Enttäuschungen wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesliga ein Protest organisiert, der über Spruchbänder in Stadien und akkustisch geäußerten Unmut hinaus ging. Der organisierte Boykott eines Spiels. Dabei war von Anfang an klar, dass es sich hierbei nicht um eine einmalige Aktion handeln sollte. Um die für den Fan - und langfristig auch für den Fußball an sich- problematische Entwicklung bei den Eintritsspreisen zu stoppen braucht es Zeit und Hartnäckigkeit. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Im ersten Teil sind wir auf die Ursprünge und Grundgedanken eingegangen. Nun schaun 'mer mal, wie der Kaiser zu sagen pflegt, wie denn der Ist-Zustand aussieht."

Schwatzgelb: "Kein Zwanni" - eine Momentaufnahme, Teil 2

 

Riether - ein besserer Podolski?

Jajaja. Die Überschrift ist reißerisch ohne Ende. Aber Punkt 1: Wie soll ich Euch sonst zu einem Blogeintrag über den 1. FC Köln ziehen? Und Punkt 2: War das nicht meine Idee, sondern die von "Spielfeldrand". Denn ich hätte Riether nie als "Königstransfer" bezeichnet, solange noch ein Prinz im Team spielt...

"Ich hatte echt schon an der Machbarkeit des Transfers gezweifelt. Im Kopf hatte ich schon einen Beitrag fertig, wo es darum gehen sollte, dass es immer ungünstig ist, wenn sich ein Transfer so lange hinzieht, da die Gefahr besteht, dass alles in sich zusammenbricht. Erst recht, als Schalke auch noch Interesse nachgesagt wurde. Zum Glück war der EffZeh nicht nur frühzeitig dran, sondern machte dann doch recht fix Nägel mit Köpfen. Wahrscheinlich haben sie nochmal 100.000 Euro draufgepackt und das Ding war geritzt.

Nun ist Riether da. Zwischen zwei und zweieinhalb Millionen dürfte er gekostet haben. Der Königstransfer des Sommers. Jetzt kommt nur noch eine Novaalternative und dann vielleicht etwas mit Talent. Vielleicht passiert auch gar nichts mehr, wer weiß."

Spielfeldrand: Der Königstransfer

 

Wo Dortmund besser als Schalke ist

Es ist vielleicht das einzige Museum, das unsereiner Herz schneller schlagen lässt: Das Fußballmuseum. Doch kann ein Lebensgefühl Fußball überhaupt im Rahmen einer schnöden Ausstellung irgendwo zwischen Caspar David Friedrich und der Geschichte des Kaubonbons dargestellt werden? Der Trainer Baade wollte es wissen. Und testet nach dem Schalke-Museum auch das BVB-Museum:

"Auch im Borusseum steht eine Mini-Ausgabe einer Tribüne des hauseigenen Stadions. Wie auf Schalke ist also Teil des Museums, dass man in diesem Museum, welches sich im Stadion befindet, das Stadion darstellt, in dem sich das Museum befindet. Dabei würde ein Blick vom Museum aus ins Stadion genügen, um zu sehen, wie eine Tribüne des Stadions, in dem sich das Museum befindet, aussieht, statt eine Tribüne des Stadions, in dem sich die Tribüne befindet, die sich im Museum befindet, das sich im Stadion befindet, die das Stadion darstellen soll, in dem sich das Museum befindet, zeigen zu müssen.

Eins allerdings hat das Borusseum dem Schalke-Museum voraus: Es besitzt einen eigenen Derby-Bereich."

Trainer Baade: Karaoke im Borusseum

 

Ein Zuckertor.

Wenn man Texte wie den bei "Textilvergehen" liest, wünschte man sich, man wäre einmal Spieler bei Union Berlin gewesen. Hätte ein wichtiges Tor gemacht. Würde dann den Verein verlassen. Und trotz einer eher zurückhaltend erfolgreichen Zeit so verabschiedet:

"Eine knappe Viertelstunde vor Abpfiff geht der Kapitän. Sein potentieller Nachfolger kommt. Mattuschka macht Platz für den leichtfüßigen Santi Kolk. Knapp fünf Minuten nach seiner Auswechslung nimmt der Holländer den Ball unweit der Mittellinie an. Er wird nicht angegriffen. Dann macht Santi, was er kann. Er sieht den Platz. Und läuft einfach los. Keiner geht ihm entgegen. Er nimmt Fahrt auf. Als sich ihm dann Mijatovic in den Weg stellt, hält er einfach drauf. Aus vielleicht 20 Metern. Danach passiert etwas, was alle im Stadion so gesehen haben. So und nicht anders. Wie in Zeitlupe fliegt der Ball. Ebenso langsam scheint Maikel Aerts zu fallen. So lang er sich auch streckt, der Ball dreht sich von den Torwarthandschuhen des holländischen Keepers weg in das Tor. Das Zuckertor.

Santis Treffer ist die Erfüllung einer Sehnsucht. Endlich ein Treffen auf Augenhöhe. Kein Freundschaftsspiel, wo der Eintritt auch mit Ost-Mark bezahlt werden konnte wie 1990. Kein Benefizspiel vor einigen hundert Fans im Olympiastadion, weil in Köpenick mal wieder die Pläne hoch flogen, aber das Geld knapp war. Keine Pflichtspiele in der Regionalliga gegen Hertha BSC II. Nein. Auch kein schönes Stadioneröffnungsspiel, das nur noch mehr die Sehnsucht nach dem richtigen, dem echten Spiel geweckt hat. Nein, es geht in der gleichen Liga gegeneinander. Zwar nicht unter den gleichen Voraussetzungen, aber unter den gleichen Wettkampfbedingungen. Um drei Punkte. Und um ein kleines bisschen mehr."

Textilvergehen: Das Tor zum Herzen.

 

Die BSG, die BSG, die BSG ist wieder da!

Die Geschichte der Fußballstadt Leipzig ist für sich genommen schon eine eigene Abhandlung von der Dicke eines durchschnittlichen Thomas Pynchon. Jetzt ist ein weiteres Kapitel dazu gekommen. Und es lohnt sich wirklich, die Zusammenhänge beim "Chemieblogger" noch einmal nachzulesen:

"Die BSG Chemie Leipzig ist zurück auf der großen Fußballbühne. Das ist keine Übertreibung, sondern Realität, die erst einmal verarbeitet werden muss. In den letzten Wochen ist alles ganz schnell gegangen: der in dieser Form doch überraschende Abgang des FC Sachsen, der kuriose Streit um dessen Erbe mit der SG Leipzig-Leutzsch, die Übernahme des Landesliga-Spielrechts des VfK Blau-Weiß Leipzig und nun die von oben verordnete Zweckgemeinschaft mit dem fremden Zwilling. Die BSG Chemie Leipzig ist angekommen in der Heimat, zurück in Leutzsch, spielt im Alfred-Kunze-Sportpark. Das war noch vor wenigen Wochen undenkbar. Und tut dafür umso besser."

Chemieblogger: Hurra, Chemie ist wieder da

 

Aus dem Nähkästchen eines Bloggers

Breitnigge ist so etwas wie Gandalf der Weise unter den Bayern-Bloggern. Denn er war schon da, als andere noch ihre Feldpost-Blogbeiträge per Brieftaube zwischen Weimar und Leipzig hin und her schickten:

"Es fing alles mit E-Mails an, die wir uns in den 90ern hin- und her schickten. Mit den neuesten Links über unseren Verein. Später ging ich dazu über, chronologisch abwärts sortierte Teaser auf meinen Statistik-Webseiten anzeigen zu lassen (Blog-Logik, oder?), die obige Meldungen launisch kommentierten.

Später wechselte ich zu einem dieser - wie Pilze aus dem Boden schießenden - Bloghoster und machte dort einfach nur weiter wie bisher. Bis ich schließlich mein eigenes Blog hostete und Breitnigge vor fast 5 Jahren seinen Anfang nahm.

Worauf ich damit hinaus will: Ich kommuniziere, weil ich was zu sagen habe. Wenn nicht, lasse ich es. Und ich mach' das auch als ich. 'Kreiere keine Kunstfigur. Folge: Ich habe keinen Stress. Denn mit derlei Stress hätte ich ebenfalls schon längst aufgehört."

Breitnigge: Das Medium ändert sich - der Ansatz nicht

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Es gibt einige Gründe, warum das mit Olympia 2018 in München und Umgebung nichts wurde. Jens Weinreich nennt zum Beispiel schon einmal Achtzehn. FANartisch kennt dagegen den wahren Grund, warum Torsten Frings Werder Bremen verlassen musste. Schuld waren - mal wieder - die Tattoos. Für alle Freunde des Journalismus bietet Daniel Drepper eine kleine Gruselstunde. Er musste das Regionalblatt "Die Glocke" einst wegen 11,42 Euro zu wenig in der Kasse verlassen. Wie es weiterging mit dem Streit um die Bezahlung nach Tarif erzählt er hier. Und zuletzt wie immer ein kleines Highlight: Reeses Sportkultur präsentiert: Die schlechteste und zugleich sympathischste Mannschaft der Welt.

Die nächste Blogschau erscheint nächsten Mittwoch am 20. Juli.

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