Robben - der Unterschied zur Weltklasse

Von Max-Jacob Ost
Was haben die Bayern und ein Eskimo gemeinsam? Ohne Robben geht's schnell um die Existenz
© Getty

Was sind die Bayern ohne Robben? Nicht viel, wenn man Blogger "Breitnigge" glaubt. Er seziert die Abhängigkeit des FCB vom Niederländer. Und auch sonst bietet der Blick in die Blogosphäre so Einiges: Von Schalker Automaten, Frankfurter Trümmerhaufen und schwedischen Slalomtänzern.

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Die Abhängigkeit von Robben

"Als binär bezeichnet man - für alle Nicht-IT'ler - im Wesentlichen etwas, das in zwei Zuständen auftritt. Beim Thema Computer ist dies sogar die Grundlage. Es gibt nur An oder Aus, 0 oder 1. Auf den FC Bayern bezogen ist damit der Unterschied gemeint zwischen der Teilnahme Robbens am Spiel und seiner Abwesenheit.

In dieser Form sei es einmal deutlich erwähnt: Von Arjen Robben hängt beim FC Bayern ab, ob wir nur eine gute oder eben herausragende Mannschaft auf dem Platz stehen haben. Welcher Fan das immer noch nicht akzeptieren kann, dem sei die Robben-Bilanz in dieser Saison zu empfehlen. 22 Spiele in der Bundesliga. 4 davon mit unserem Holländer. Bilanz: 10 von 12 Punkten mit Robben (2,5 Punkte pro Spiel), 29 von 54 Punkten ohne Robben (1,6 Punkte pro Spiel). Ist das alles nur Zufall?

Nicht für mich. Wenn ich nur allein den Dampf vergleiche, der in den Spielen gegen Kaiserslautern (Aachen), Werder oder Hoffenheim auf dem Platz vorherrschte, dann ist das doch wohl nicht zu vergleichen mit dem Rest der Saison, oder? Der Mann macht einfach den Unterschied aus. Ob man das (und die Abhängigkeit des FC Bayern von ihm) nun gut findet oder nicht."

Breitnigge: Die Binär-Bayern oder Kraichgauer Knochenbrecher


Schalker Automaten

"Meine Geschichte des gestrigen Abends ist ein ganz kurzer Moment: Matip verliert den Ball an der Mittellinie, erobert ihn zurück, schiebt quer auf Schmitz und der leitet mit einem Steilpass den Angriff ein, der Jurado überhaupt erst in die Lage bringt, Raúl die Pille zum 1:1 zuzuschieben.

Ich bin kein Fußballlehrer und habe deshalb bestenfalls Laienkenntnisse von Dreier-, Vierer- oder Perlenketten. Den Unterschied zwischen einem 4-3-3 mit hängender Spitze oder einem 4-3-2-1 mit triefendem Auge kann ganz gut am Reinert-Taktik-Tisch erklären, wenn alle Klötzchen schön brav stillstehen, aber ganz bestimmt nicht aus dem laufenden Spiel heraus, wenn diese vermaledeiten Spieler meinen, sich kontinuierlich bewegen zu müssen.

Aber dieser eine Moment war - und darauf nehme ich jede Wette an - kein Zufall. Das war einstudiert und wurde von Schmitz, Jurado und Raúl im richtigen Moment abgerufen. Trainingsarbeit wurde zu instinktivem Handlen. Oder anders: Es war ein Automatismus. Dass ich diesen Automatismus gestern sehen durfte, stimmt mich beinahe noch glücklicher als das Ergebnis."

Schalkefan: Jetzt stell' dir mal vor...

 

HSV: Bauernverein sucht Deppen?

"Unser Image ist in der Öffentlichkeit gründlich versaut. Die Nation glaubt, dass an der Führungsspitze ein vermeintlicher Absolutist herumturnt, umgeben von Praktikanten und einem Haufen von Speichelleckern sowie ein Trainer, der krampfhaft versucht Emotionen aus seinem starr festgeschriebenen Vertrag zu gewinnen, mit einer "toten" Mannschaft und einem Haufen radikaler, schnöseliger Fans. Internas sind einfach nur das Codewort für interne Pressemitteilungen an die Öffentlichkeit und die Sportdirektorsuche ein Nebencasting von DSDS, beziehungsweise die ZDF-Außenwette in Form von "Bauernverein sucht Deppen".

Es passt einfach nur in das Gesamtbild unseres Vereins, dass sich zu all den Peinlichkeiten oder sonstigen Ereignissen auch immer wieder die Berichte von Gewalt seitens unserer Fans, so man sie denn als Fans bezeichnen will, dazugesellen. Das ist kein Abgesang, sondern eine bittere Feststellung des Ist-Zustandes. Man, und ich verlasse damit das Wir, man kann das so fixieren, darauf beharren. Man kann dieses Image weiter bestreiten oder ablehnen. Man kann aber auch etwas dafür tun. Wie das gehen soll? Nachdenken. Den vernunftbegabten Verstand benutzen. Warum auf jede Provokation anspringen?"

Fabulous Sankt Pauli: Vor dem Derby aus HSV-Sicht "Als HSV-Fanmuss man leiden"


Die Großbaustelle Stuttgart

"Knapp zwei Stunden und vier Gegentore später stehe ich mit Tränen in den Augen im fast leeren Stadion.Wham. Wieder einmal endet ein Tag der so gut angefangen hat mit einem Schlag ins Gesicht. Mit einer stillen Umarmung verabschiede ich mich von meinem Kumpel.

Worte sind überflüssig nach dieser erneuten Demütigung die wir heute erlebt haben. Der Großteil der Leute hat bereits fluchtartig das Weite gesucht, während aus den Lautsprechern unverdrossen You'll Never Walk Alone dröhnt. Was für ein Hohn! Ich kann immer noch nicht fassen, was ich da heute wieder sehen musste und so langsam wird mir bewusst, dass die Chancen auf den Klassenerhalt immer schlechter werden. Wie betäubt blicke ich zu den Nürnbergern hinüber, die dieses Jahr mit dem Abstieg wohl nichts mehr zu tun haben und immer noch am feiern sind. Ich dagegen kämpfe immer noch damit meine Tränen zu unterdrücken.

Mein Verein liegt am Boden und die Chancen dass er wieder aufsteht werden mit jeder weiteren Niederlage geringer. Der Blick ins Stadion mit der großen Baustelle, dort wo eins unsere Cannstatter Kurve stand und den letzten Zuschauern die den Weg nach draußen suchen spiegelt genau das trostlose Bild unser aktuellen Lage wieder."

Gedanken eines Fans: Schlag ins Gesicht

 

Eintracht Trümmerhaufen

"Selbst die Leverkusener scheinen es nicht ganz glauben zu können, gegen was oder wen sie da spielen. Hyypiä winkt mehrfach. Hallo, kuckt mal, wie frei ich stehe. Vidal verteilt die Bälle, nach links, nach rechts, ach - vielleicht noch mal links. Platz genug ist. Sie können es sich aussuchen, wir hindern sie nicht. Halbherzig die Abwehrversuche. Kein Ansatz zu irgendeiner Bewegung nach vorn. Kein Zweikampfverhalten. Kombinationsspiel? Verschieben? System? Herz? Kampf? Fußball? Findet heute - zumindest bei uns - nicht statt.

Einzig Sebi Jung scheint die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu haben und kämpft und müht sich. Der Rest der Mannschaft apathisch, leblos. Pseudo. Und auch ich erlebe das Spiel als stünde ich neben mir, das Gefühl wie unter einer Käseglocke. Geräusche dringen von weit her. Gellende Pfiffe. Ich habe keine Lust, keine Kraft zu schreien, nehme hin was geschieht. Ziehe mir meine Kapuze über den Kopf. Wir müssen nehmen, was jetzt kommt. Wie ein Boxer. Stehen bleiben, nicht umfallen. Wie viel Tore werden wir bekommen? Drei, vier, fünf?

Ein Trümmerhaufen. Das. Ist. Ein. T r ü m m e r h a u f e n. Denke ich. Und da fällt er mir ein, der Baum vor meinem Fenster, der wohl im Moment ebenfalls ächzt und kracht und zersplittert."

Rotundschwarz: Kleinholz. Nach dem Spiel der Eintracht gegen Leverkusen

 

Einer der Besten der Welt - Ronaldo

"Ronaldo war mal ein schmales Bürschchen. Wieselflink und technisch beschlagen, mit einem guten Schuß und einem fantastischen Instinkt ausgestattet.

Seine erste Station in Europa war der PSV Eindhoven, wo der Brasilianer als 17-järiger nicht nur Leverkusen und Bremen im Europapokal ärgerte. Auf Anhieb wurde Ronaldo mit 30 Saisontreffern Torschützenkönig. Er wurde niederländischer Pokalsieger, schoß in zwei Spielzeiten 54 Tore in 57 Pflichtspielen und kämpfte das erste Mal mit einer Verletzung. Nach dem Regenerationstraining im Tretbecken sagt er auf holländisch: "Wenn ich nicht spielen kann, ist mein Leben kaputt.""

Reeses Sportkultur: Die Transformation des Ronaldo Luiz Nazario de Lima

 

Slalomtänzer Ingemar Stenmark

"Skifahren kann ich bis heute nicht. Ich will es auch nicht lernen. Viel zu gefährlich für meine steifen Knochen!Aber ich schaue leidenschaftlich die alpinen Ski-Wettbewerbe im Fernsehen. Zumindest das konnte mir mein Vater vermitteln. Verbrachte er im Winter ein Wochenende zuhause, ließ er es sich nicht nehmen, nach einer belanglosen Katzenwäsche Platz vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher einzunehmen. Gefühlte Uhrzeit: 9.05 Uhr. Der Sohn des Hauses, ansonsten von den schädlichen Einflüssen des Fernsehens ferngehalten, durfte sich im für ihn breiten wie bequemen Sessel neben seinem Vater gewiss sein, etwas Großem beizuwohnen. Die Mutter sorgte bereitwillig für das Herren-Frühstück am Wohnzimmertisch.

Es war die Zeit, als Ingemar Stenmark Slalom und Riesenslalom, eigentlich den Weltcup, beherrschte. Da ich nur schlecht lügen kann, kann ich mich an seine Läufe nur schwer erinnern. Es ist der Name, der sich mir eingeprägt hat. Dabei war die von mir so schlecht nachempfundene Abfahrt so gar nicht seine Stärke. Aber Ingemar Stenmark spielte so wunderbar mit den Slalomstangen, wie man es heute nicht mehr nachvollziehen kann. Die Eleganz gibt es heute nicht mehr. Sehen Sie selbst:"

Ansichten aus dem Millionendorf: Ingemar Stenmark, Bode Miller und ich

 

Breno - exklusive Weltklasse

"Für mich ist Breno ein riesengroßes Missverständnis. Die Bayern haben immer das Problem, ihre Spieler mit allerlei Vorschusslorbeeren zu bedenken. Dass das den Spielern einen nicht zu verachtenden Druck auferlegt und die Erwartungen nicht immer erfüllt werden, sieht man dann an Spielern wie Dos Santos, Schlaudraff, Rensing oder eben Breno.

Seinerzeit waren die Bayern und Real Madrid wohl am stärksten an Breno interessiert. In Madrid hatte man Zweifel am jungen Alter des so erwachsen aus körperlich ausgereift wirkenden 18-jährigen. Gerüchteweise wurde ein Knochentest gefordert, der das Alter des Brasilianers bestätigen sollte. Dies kränkte den 2007 in Brasilien zur Entdeckung der Saison gewählten Verteidiger, dass er sich prompt den Bayern anschloss. Uli Hoeneß unterstellte ihm bis heute immer wieder Weltklasse. Dies ließ Breno aber allem Anschein nach exklusiv an der Säbener Straße aufblitzen, weniger vor der breiten Masse am Spieltag. Breno kennt man als Bayernfan in erster Linie als Investition für die Zukunft"

Baziblogger: Breno - das Ende eines langen Missverständnisses?

 

Berliner Bären im Wildpark

"Dass Hertha in Liga zwee insgesamt eine unrund strukturierte Mannschaft ist, war gestern deutlicher denn je: sie ist einfach hinten viel schwächer besetzt als vorn, die Siege sind deswegen zwar nicht selten emphatisch, aber selten souverän. Und nun lese ich gerade, dass Lucien Favre vielleicht vor einem Comeback in der Bundesliga steht, in Gladbach - der Mann, der in Karlsruhe eine seiner größten Niederlagen hatte hinnehmen müssen, lang ist's her. Für Hertha hat er sich nicht auf längere Frist als der Modernisierer erwiesen, als den ich ihn auch gern gesehen hätte - dazu war er zu unflexibel und letztendlich kein guter Personalmanager.

Auf jeden Fall wäre das ein "Derby", das ich mir nächstes Jahr wünschen würde: Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach unter Favre im Olympiastadion. In Liga eins."

Hertha BSC: Wildpark

 

Wer wird Nachfolger von Uwe Krupp?

"4. Der Assistent - Harold Kreis

Vorteile: Nicht wenige sahen die Erfolge bei der letztejährigen WM eng mit dem Namen Harold Kreis verbunden. Der Mannheimer Vereinscoach hatte Uwe Krupp bei der Heim-WM als Assistent unterstützt. Die verbesserte Defensivleistung ging, wenn man den Experten glauben darf, auf den aktuellen Mannheimer Trainer zurück. Im Spiel gegen die Slowakei übernahm Kreis sogar das Kommando: In einer Auszeit war es nicht Krupp, der seine Spieler einschwor. Es war Kreis. Die Spieler waren von der Arbeit ihres Assistenten überzeugt und lobten ihn in den höchsten Tönen.

Nachteile: Eine Doppelfunktion als National- und Vereinstrainer ist für Teile der DEB-Verantwortlichen weiterhin nicht vorstellbar. Aber je nach Abschneiden der Adler in dieser Saison, könnte sich dieses Thema ohnehin schnell erledigen. Kreis könnte mit seinem Luxus-Kader sogar noch die Playoffs verpassen. "Wir haben ihn nicht geholt, um ihn gehen zu lassen", sagt Adler-Chef Daniel Hopp - doch das war vor der Saison.

Chancen: 80 Prozent - Die Zukunft von Kreis hängt von der aktuellen Saison der Adler ab. Sollten die Adler die Playoffs tatsächlich verpassen, wackelt der Stuhl von Kreis. Das wäre die Chance für den DEB."

Eishockey-Blog: Das große Nationaltrainer-Casting

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Check von hinten wartet mit den hässlichsten Valentinstagstrikots der Welt auf, während Textilvergehen ein sehr interessantes Hintergrundgespräch zum deutschen Frauenfußball führt. Nicht minder interessant ist die Untersuchung von The Swiss Ramble, die sich mit Chelseas Einkaufspolitik und dem Financial Fair Play der UEFA auseinandersetzt. Bei Schängelland gibt es ein recht brisantes "Interview" mit einem Stadionpolizisten und zuguterletzt präsentiert die Stadionwurst eine echte Neuheit: Eine Tauschbörse für Stadionbezahlkarten. Praktisch!

Die nächste Blogschau erscheint in einer Woche, am Mittwoch, den 23. Februar. Alle früheren Ausgaben findet Ihr im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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