WM 2010: Peter Kloeppel statt Halle Berry
Es ist einfach ungerecht! Man fiebert wochenlang auf den Anpfiff der Weltmeisterschaft hin wie auf ein Meet'n'Greet mit Halle Berry - und was man bekommt ist eine Diskussion über die Rentenreform mit Peter Kloeppel. Oder für die Damenwelt: Ihr freut euch auf ein Candle Light Dinner mit George Clooney und begleitet stattdessen Jumbo Schreiner für seinen neuen Beitrag "Die Top 10 der fettigsten Gerichte der Welt".
Es reihen sich aneinander: Spiele mit der Attraktivität des Kleingedruckten in einem Handyvertrag - an Spiele mit der Spannung einer Schachpartie zwischen einem taubstummen Affen und Verona Pooth - an Spiele bei denen sogar die Wiederholung der Bundestagsdebatte zur Sondereinlage für deutschen Grünkohl auf Phoenix zur ernsthaften Alternative wird. Und so zieht sich die WM seit dem Eröffnungsspiel durch unseren Alltag wie ein Kaugummi an der Sohle einer Nacktschnecke.
Wegschauen ist keine Alternative. Das ist wie bei "Bauer sucht Frau" oder "DSDS": Schön ist der Anblick nicht. Nicht einmal menschenwürdig. Aber wegschauen geht irgendwie auch nicht. Wer hätte das vor einer Woche gedacht - inzwischen wünscht man sich sogar, die Konkurrenten von Deutschland würden besser spielen! Einfach verrückt, diese WM. Von Vuvuzela-Tröten, lausigen Torhütern und Tom Bartels mal ganz zu schweigen.
Wenigstens einen Lichtblick gibt es noch: Miroslav Klose. Auch das sagt viel über diese WM. Der deutsche Fußball als weltweites Vorbild im Offensivbereich. Manchmal glaubt man, dieses Turnier ist ein merkwürdig skurriler Traum. Regie: Stanley Kubrick und Sepp Blatter.
Nur eines ist uns geblieben: Die Sportblogs Deutschlands. Erfreulicherweise haben die sich nämlich an der deutschen Mannschaft orientiert - die Leistung stimmt. Nicht nur hier bei SPOX. In diesem Sinne hat diese Blogschau etwas Tröstliches und Ablenkendes. Es geht einem gleich viel besser, wenn man liest: Den anderen geht es genauso schlecht.
Schluss mit der Gemüse-WM! Wir wollen Fleisch!
"Alle fiebern sie auf dieses Turnier hin und wenn es denn dann endlich da ist, scheint keiner so recht Begeisterung dafür entwickeln zu können. Das wäre für mich so, als wenn ich mit meinem Kumpels mit großem Aufwand eine Grillparty plane, um mir dann selbst nur Zucchini und Möhrchen auf den Rost zu legen. Ich will aber kein Gemüse. Ich will zartes, saftiges, würziges Fleisch - am besten tellerweise. Ich will keine Schmalkost - ich will die volle Ladung, ich will Feuer. Und genau dieses Feuer vermisse ich voll und ganz. Deshalb scheue ich mich auch nicht, an dieser Stelle den persönlichen Superlativ rauszuholen. Es muss einfach raus: Diese WM ist bislang die schlechteste, die ich in meinem Leben am Fernsehschirm gesehen habe. Ohne jedes Wenn und Aber."Voegi: Grillparty mit Gemüse
Einsam hängen die Spitzen: WM-Taktik
"Natürlich sind 12 Spiele statistisch wenig aussagekräftig. Allerdings lassen sich einige Trends insbesondere taktischer Natur ausmachen. Zunächst sei das derzeitige "Mode-System" 4-5-1 erwähnt. Betrachtet man die bisherigen taktischen Grundformationen der Teams, so spielt inzwischen die große Mehrheit das System mit zwei so genannten Sechsern und nur einer nominellen Spitze, welches ja auch Jogi Löw bevorzugt. Vom Prinzip her sehr flexibel da die beiden offensiven Flügelspieler auch in die Spitze gehen können und sollen, so erweist sich die Ausrichtung in den meisten Fällen als sehr defensiv-fixiert."
meisterhell: Wo ist der Strafraum?
Gewöhnt euch dran - wer braucht schon Tore?
"Ich denke, daran werden wir uns gewöhnen müssen. Alle, die auf eine offensive WM gehofft hatten, müssen diese Hoffnungen inzwischen begraben. Die Frage der WM lautet nämlich nicht: Spiele ich mit einem, zwei oder drei Stürmern? Stattdessen müssen sich die Trainer fragen: Wie bringe ich den Ball überhaupt vor das gegnerische Tor?"Andreas Renner: Torchancen verzweifelt gesucht!
Gemeinsam gegen Italien
"Die Stimmung ist einzigartig. Wir werfen uns im Vorbeigehen Deutschland-Rufe zu, stimmen Fangesänge an und schwenken unsere Fahnen. Mit den Australiern gibt es Erinnerungsfotos und Späße. "Nicht mit dem Gegner sprechen!", scherzt ein Kanadier im Deutschland-Dress, als ich mit einem australischen Fan zusammenstehe. "Wir sind keine Gegner! Wir mögen dasselbe: Fußball!", entgegnet der Aussie und stimmt ein Lied an, das ich zwar nicht kenne, aber dennoch mit ihm Arm in Arm lauthals mitgröle. Als eine Gruppe Italiener vorbeigeht, stößt die Verbrüderung an ihre Grenzen: Wir gehen beide scheinbar verletzt zu Boden und reklamieren weinerlich ein Foul. Mit den Italienern haben wir eben beide noch eine Rechnung offen."
Jogis Jungs: Wo die Welt Fußball am Strand feiert
Nur einer lacht - Jogi Löw
"Wahnsinn. Immer cool, immer relaxt. Und vor allem: Absolut begeistert vom fussballerischen Niveau der Mannschaft. Bei jedem Training. Da geht dem Trainer das Herz auf. Es ist dem Trainerteam gelungen, dass man sich im Hotel Velmore und drumrum das Allerwichtigste in den Mittelpunkt gestellt hat: den Fußball. Das Training und die Spiele. Nebensächlichkeiten wurden komplett ausgeblendet. Natürlich ist das Hotel Velmore besser abgeschirmt als die englischen Kronjuwelen - aber das geht heutzutage, wenn Journalisten Hubschrauber mieten, um von oben zu filmen und zu fotografieren, nicht anders."Fussballist: Schilder ohne Straße - zehn Tage Leben in Südafrika
Mit dem neuen Ball auf Jahre hin unschlagbar
"Also mir geht es hervorragend. Die Welt nässt sich ein, weil wir 4 Tore gegen die Fußball-Weltmacht Australien erzielt haben und sucht bereits Argumente, um ein evtl. vorzeitiges Ausscheiden zu erklären. Was für eine herrliche WM. Und das nach nur einem Spiel auf hohem Niveau (nicht zu verwechseln mit Nivea). Und jetzt wird auch noch der neue Ligaball vorgestellt. Mit diesem Ball werden alle Spiele der Saison 2010/11 in der 1. und 2. Bundesliga bestritten. Und dieser Ball kommt von Adidas. Damit werden wir auf Jahre hinweg unschlagbar sein."
Kaisergrantler: Jetzt fangen die Briten an zu heulen
Zum 2.Teil der Blogschau: Unsichtbare Flitzer und Trööööööööt