Es ist traurig. Ein Stück Fußball in Deutschland ist gestorben und viele haben davon kaum Notiz genommen. Vergangene Woche musste Rot-Weiß Essen Insolvenz anmelden.
Finanziell seit Jahren in einer Art künstlichem Koma, immer an der Grenze zum Herzstillstand. Wer für den Verein am leidenschaftlichsten gekämpft hat, waren nicht die städtischen Politiker und Unternehmen, sondern die Fans. Was das Ende des Profifußballs bei RWE so bitter macht: Der Niedergang wurde von den Verantwortlichen in der Region sehenden Auges über Jahre hinweg in Kauf genommen. Wieder ein Traditionsverein weniger im professionellen Fußball.
Ein Verlust für den Ruhrpott
"RWE ist gelebte Fußballgeschichte. Verschwindet RWE in der Bedeutungslosigkeit, verliert der Ruhrpott mit ihm ein großes Stück Identität und Kultur. Er verliert eine lautstarke und leidenschaftliche Fanszene. Einen Verein, an den auch in Zeiten des Niedergangs mehrere tausend Menschen ihr Herz gehängt und ihm ihre Zeit und Leidenschaft geschenkt haben. Es wäre für uns alle bitter, wenn zumindest der Gang in die Kreisliga nicht verhindert werden könnte."
Schwatzgelb: Trauriger Tag für den Ruhrpott-Fußball
Wo bleibt die Gleichberechtigung?
"Auf der Webseite der UGE beerdigen sie RWE mit dem Satz "In Erinnerung an einen Gegner, der nie wirklich einer war", sie haben ein Kreuz aufgestellt mit der Inschrift "1907-2010″ und können sich die Schadenfreude nicht verkneifen. [...] DOCH wo ist die Gleichberechtigung? Dem RWE wird die Lizenz entzogen, weil dem Verein 2.200.000 € fehlen, doch wie viel Verbindlichkeiten plagen dem Nachbarn aus Gelesenkirchen? Waren es nicht zuletzt irgendwas mit über 100.000.000 €? Schalke, sowie der andere Revier-Rivale aus Dortmund finanzieren ihr Leben auf Pump, allein aus dem Grund hat diese Provokation der UGE einen richtig fetten faden Beigeschmack, denn Schalke spielt nicht nur fußballerisch in einer anderen Liga, sondern auch was die Schulden betrifft."
Derbysieg: Ultras Gelsenkirchen gedenken Rot Weiß Essen
Kein Tag für Schalker Gesänge
"Die Situationen auf Schalke und in Essen sind freilich nicht vergleichbar. Neben den absoluten Schulden spielt bei der Lizenzierung hauptsächlich die Frage eine Rolle, ob ein Verein eine kommende Saison ohne finanziellen Crash, der zu einem Rückzug der Mannschaft in der laufenden Spielzeit führen könnte, überstehen kann. Die DFL sieht dies bei Schalke als gegeben an. Der DFB hatte im Falle von Essen seine Zweifel. Soviel zu den Fakten. Ich kann es dennoch verstehen, wenn sich manch ein Fußballfreund in Momenten wie diesen die Frage nach der Gerechtigkeit stellt. Nein, heute ist wirklich kein Tag, an dem alle Schalker singen sollten." Schalkefan: "Der Tag, als Rot Weiß Essen starb"
Affenbrotbaum gegen Goldplättchen
Bitte begrüßen Sie: In der linken Ecke der 1,20m kleine Marko Marin. Leichter als ein Goldplättchenmolekül im Abendwind, wuseliger als die Schere des Friseurs von Carlos Valderrama. Und in der rechten Ecke - er ist kantiger als Hartholz, stämmiger als ein Affenbrotbaum und hat eine linke Klebe, mit der selbst Vitali Klitschko nicht mithalten kann. Meine Damen und Herren: Huuuugo Almeiiida!
"Die gesamte Saison lebte von der Spannung zwischen den Spielertypen Marin und Almeida, die unterschiedlicher nicht sein können. Der eine ist ein kleiner Techniker, der über den Flügel kommt oder kurz angespielt wird. Der andere ist ein Brecher mit Schwächen am Ball, der Flanken verwertet, und hoch und steil angespielt wird. Der eine schießt den Ball auch dann nicht ins Tor - sondern quer -, wenn man ihn als Fan schon im Netz sieht, der andere schießt unvermittelt und aus allen Lagen Tore, wenn keiner mit ihnen rechnet." Werder-Fußball-Blog: Marin vs Almeida (Saison-Fazit, 1.Teil)
Magath: Ich will, ich will, ich will, ich will!
Der ZDF-Sommerfilm in diesem Jahr: "Sehnsucht nach Wolfsburger Fleischtöpfen". In der Hauptrolle: Felix Magath. Sidekick: Rumpelstilzchen. Produziert aus dem Gläubigerfonds des FC Schalke 04. Aus Kostengründen nur in Daumenkinos zu sehen.
"Das Problem dieses Erfolgstrainers ist, dass er Stagnation nicht ertragen kann und sie als Rückschritt empfindet, obwohl sie zur finanziellen Gesundung des Vereins beitragen könnte. Magath kann mit Vokabeln wie "Konsolidierung" nichts anfangen, sein Weg muss stets nach oben führen, sonst verliert er die Lust - wie in Stuttgart, wie in Wolfsburg. Der Ansatz ähnelt dem des letzten BVB-Präsidenten, der ebenfalls viel für seinen Verein geleistet hat, bevor er ihn beinahe ins Verderben führte." Any Given Weekend: Felix Nimmersatt
Was man außerdem unbedingt lesen sollte
Verboten und verkannt: Master_of_Disaster widmet sich in einem Blog dem Ultimate Fighting. Einen kompletten WM-TV-Spielplan gibt's drüben beim Frittenmeister. Und: Das Zebrastreifenblog fragt nach den Reaktionen auf die Fangewalt und beleuchtet aktuelle Stellungnahmen.
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