Lothar vs. Diego
Es wäre so leicht, an dieser Stelle Witze über Maradona zu reißen. Aber mal ehrlich: Ein Nationaltrainer, der über 100 Spieler in die Mannschaft beruft, lässig mit Zigarre im Mundwinkel das Training beobachtet und sich nicht einmal vom Schöpfer seiner Hand in die Aufstellung reden lassen würde? Ist doch eigentlich saucool. Gerade wir Deutschen wissen doch, wovon wir reden. Wir hatten einen sonnengebräunten Ribbeck mit der Ausstrahlung einer Einkommensteuererklärung, einen Berti Vogts, bei dem Frisur und Taktik miteinander verschmolzen und einen Klinsmann, der nervtötender grinste als die Verkäufer des Power-Juicer im Verkaufsfernsehen. Von Jupp Derwall gar nicht zu reden.
Also blicken wir eben nach Argentinien und verstecken unseren Neid hinter Häme und Spott darüber, wie Maradona diese Mannschaft zurichtet. Aber das ist eben der Preis, den Coolness hat. Wenn wir Deutschen wirklich lässig wären, würden wir die Lage erkennen und sofort reagieren. Matthäus als Bundestrainer! Dann wären wir wieder in einer Liga mit Argentinien. Zwar auch sportlich, aber hey: Man kann nicht alles haben!
Ihr haltet das für eine Schnapsidee? "Abenteuer Fußball" auch - aber interessant, dass man auch dort den gleichen Gedanken hatte: "Es wäre ja auch irgendwie schwer vorstellbar, wenn ausgerechnet in Deutschland, wo es Usus ist, wegen jeder Lappalie von Ämtern zurückzutreten, eine Reizfigur wie Matthäus Nationaltrainer wäre. Umso erstaunlicher ist es, dass zumindest in Teilen Argentiniens Maradona noch immer den Heldenstatus früherer Tage genießt. Trotz Magenverkleinerung, Drogenproblemen und offensichtlich auch heute noch vernebelter Sinne. Oder ist das Ausdruck einer argentinischen Krise oder gar Verzweiflung?" - Krise hin, Verzweiflung her. Heute abend gibt's eine Packung für die Gauchos. Und nach der WM übernimmt der Lothar. Nie wieder wird man den Deutschen vorwerfen, sie hätten keinen Humor!
Abenteuer Fußball: Unser Glück mit Matthäus
Mauertaktik: WM 2010: Der große Kandidaten-Check
Schalke vs. Dortmund
Es gehört ja zum guten Ton, das Derby zwischen Schalke und Dortmund zum Megakracher aufzupumpen. Am besten wird so lange Stimmung gemacht, bis es sich anfühlt, als würde sich zum Debüt von Noel Gallaghers Soloprojekt sein Bruder Liam von Oasis als Vorband ankündigen - mit Axl Rose als neuem Leadsänger. Klar, dass einem bei so viel Spannung im Vorfeld schon mal nach Spielschluss das Mikro ausrutschen kann. Fragt mal Felix Magath. Umso toller ist es aber, wenn man sich nach dem Abpfiff auf wirklich Wichtiges besinnt. Und das nach einer Niederlage, die ungefähr so schmerzhaft war, wie beim Soundcheck von Axl "Hundepfeife" Rose mit der Ohrmuschel an den Boxenturm getackert zu werden. Deshalb von dieser Stelle: Applaus an die Jungs von "Schwatzgelb" für ihren Artikel!
"Asamoah, gerade eingewechselt, geht in den ersten Zweikampf, und auf einmal blökt eine Vielzahl von Leuten ohne nachzudenken "Uh, Uh, Uh". (...) Unfassbar und dem BVB absolut unwürdig. Man kann es sich jetzt leicht machen und das Ganze als gedankenlose Pöbelei speziell gegen Asamoah abtun, oder einfach mal darüber nachdenken, was man da veranstaltet. Klar ist, dass es sich dabei eindeutig um eine rassistische Beschimpfung handelt. Ähnlich beliebte Spieler der Blauen wie Manuel Neuer oder Rafinha werden damit nicht empfangen, weil sie eben hellhäutig sind. Gerald Asamoah wird mit diesen Affenlauten bedacht, weil er schwarz ist. Das soll, kann und darf man nicht kleinreden. Das heißt nicht, dass all die Rufer eine rassistische Einstellung haben. Zum allergrößten Teil wird es einfach mitgemacht. Ohne nachzudenken, ohne sich bewusst zu sein, was man da gerade von sich gibt. Aber auch das Derby ist kein Grund, das Hirn mit Betreten des Blocks auf "stand by" zu schalten. Das darf einfach nicht einreißen und wieder salonfähig werden."
Schwatzgelb: Uh-nmöglich
Die wahre Mutter aller Derbys
Während sich im Ruhrpott sogar Journalisten mit 30 Jahren Berufserfahrung voller Vorfreude auf das Derby zwischen Schalke und Dortmund die Hose nass machen, kann man andernorts über solche Kindereien nur lachen. Denn am Wochenende fand ein viel traditionsreicheres Derby statt. Und ich überrasche euch gerne: Gemeint ist nicht Leverkusen gegen Köln. Sogar dieser Klassiker des Weltfußballs wird nämlich noch getoppt vom Aufeinandertreffen von Celtic und den Glasgow Rangers. Die beiden Blogs "18:48" und "Fernglas FCB" berichten gemeinsam über "The Old Firm", vermischt mit eigenen Erinnerungen an Glasgow:
"Im September 1999 mussten die Bayern im Ibrox Park gegen Gruppengegner Rangers ran (Endstand 1:1). Den ganzen Tag lang wünschten uns Celtic-Anhänger überall in der Stadt, die äußerlich als solche gar nicht zu erkennen waren, viel Glück für das Spiel am Abend. Manche hoben mitten auf der Straße ihre Pullover hoch und darunter kam ein grün-weißes Trikot zum Vorschein, während sie uns zulächelten. Extrem beeindruckend war es, als die Rangers-Anhänger im Stadion zum Einlaufen der Teams Tina Turners "Simply the best" schmetterten - wenngleich das nun nicht gerade mein Musikstil ist, hörte sich das aus den Kehlen der Rangers-Fans fantastisch an."
Fernglas FCB: The Old Firm
18:48: The Old Firm
Ihr werdet nie wieder singen, nie wieder siiingen!
Was für ein Tag: Geburtstag der Frau vergessen, die Präsentation "Was in diesem Scheißladen falsch läuft" versehentlich an den eigenen Chef geschickt und vom infernalischen Duo "Felix & Louis" vor laufenden Kameras auf die Größe eines Mikrochips zusammengefaltet worden. Furchtbar. Wie gut, dass man wenigstens im Stadion seinen Frust raus lassen kann. Denn genau dafür gibt es doch Schmähgesänge. Einfach all den Frust reinpacken und raus damit! Das macht Spaß.
"Ein guter alter Fankurven-Evergreen lautet in etwa wie folgt: "Arbeitslos und eine Flasche Bier, das ist der S04 die ... vom Revier!" An dieser Perle erfreuen sich seit Jahr und Tag Massen von Fans aus Lüdenscheid-Nord und dem restlichen Bundes(liga)gebiet. Frei nach dem Motto: "Ihr haut uns zwar gerade mit 3:0 vom Platz, aber immerhin sind wir 1. nicht arbeitslos und damit 2. per se mal um Längen cooler als ihr". Ein Schmähgesang wird so ganz schnell zur oralen Ersatzbefriedigung. Was aber nun, wenn der Schmähung das Fundament entzogen wird?"
ScoobaHH macht sich Sorgen. Große Sorgen. Warum eine Leverkusener Meisterschaft über seinem Kopf schwebt wie ein Damokles-Schwert, lest ihr am besten selbst. Als Kölner sollte man in Zukunft aber lieber die Empfängerliste seiner Mails doppelt prüfen...
ScoobaHH: Nie deutscher Meister
Blindenhund-Highfive mit Terry
Was haben wir am Wochenende vor dem Spiel Chelsea gegen Manchester City gezittert. Wird Wayne Bridge es tun? Seinem neuen Erzfeind John Terry die Hand schütteln? Was wird passieren? Faustschlag, Shakehands, Stinkefinger, feuchter Fuzzi, Becker-Faust, Vulkaniergruß - einfach alles schien möglich. Und was kam heraus? Nichts. Einfach nichts. Oder war das vielleicht doch ein Blindenhund-Highfive unter Kumpels? Nie wird man es erfahren. Und eigentlich sollte uns alle das auch einen feuchten Fuzzi interessieren. Denn was zählt, ist der Sport. Also der Sport auf dem Rasen. Meint zumindest Gary Parkinson vom englischen Magazin "FourFourTwo":
"Clearly Terry needs to move on with his professional and personal life: to repair the damage done, each needs his careful attention, but only one is worthy of coverage by the football media. Whether or not JT can patch up his marriage is of far less concern to football fans than whether he can improve his form in time for the World Cup. At the moment Fabio Capello's first-choice centre-backs are a permacrock with a reputation for daydreaming and an increasingly flat-footed ex-captain apparently enraged with events off the field to the point at which his game is going seriously awry."
FourFourtTwo: Schoolyard stuff does nobody any favours
Was heißt eigentlich "Tschakka!" auf Schwitzerdütsch?
Das war es also mit den Olympischen Winterspielen. Zum Abschluss einige Eindrücke von der einzigen olympischen Sportveranstaltung, für die Chuck Norris berechtigterweise Maskottchen hätte sein können. Der Fan-Sport-Blog beschäftigt sich mit Ralph Krüger, der nach 13 Jahren als Eishockey-Trainer der Schweiz nach den Spielen sein Amt räumte:
"Unvergessen ist auch das legendäre Motivations-SMS, welches Ralph Krüger den Spielern vor dem alles entscheidenden Vorrundenspiel gegen Russland an dessen Heim-WM im Jahre 2000 sendete: "Glaube an das Unmögliche und das Unmögliche wird möglich." Die Schweiz gewann anschliessend völlig überraschend gegen die mit NHL-Superstars gespickte Mannschaft aus Russland mit 3:2 und schaffte die Sensation."
Der Fan-Sport-Blog: Die Ära Krüger ist beendet
Die Feierlaune der kanadischen Eishockey-Damen
"Ich schwanke gerade zwischen "Immer diese IOC-Spießer" und "Selbst Schuld Mädels". War natürlich nicht besonders clever, dass die erst 18-jährige Doppeltorschützin im Finale, Marie Philip Poulin, mit nem Bier abgelichtet wurde (immerhin war es Molson. Wie kanadisch!!!). Hier in British Columbia darf man nämlich erst ab 19 trinken. Tja."
The Games must go on: Feiern verboten
Der "Würzburcher" ärgert sich über Curling
"Ich freue mich auf ein Eishockeyspiel und schlafe stattdessen friedlich ein, weil Männer und Frauen Bettpfannen aus Granit übers Eis schieben und wie wild auf dem Eis rumwischen. Die Krönung waren dann noch die unglaublich hässlichen Hosen der norwegischen Mannschaft, für die sie eigentlich von den Spielen ausgeschlossen werden müssten. Fies. Und ziemlich lächerlich."
Würzburcher: Die Sache mit den langen Olympia-Nächten
Das Fazit der Spiele
"Meiner Meinung nach ist jeder der Kritikpunkte - bis auf das Malheur mit dem Whistler Sliding Center - streitbar. Auf jeden Fall waren diese Spiele besser organisiert als die in Lake Placid, über welche noch Jahre danach gemunkelt wurde: Wenn etwas vermasselt wird, dann ist es in Lake Placid organisiert worden. Olympia hat nach einem traurigen Anfang und vielen größeren und kleineren Fauxpasses einen versöhnlichen Abschluss gefunden und bleibt mit Sicherheit auch vielen als positives Erlebnis in Erinnerung."
Kuniniho: Glitch Games? Teil 1 und Teil 2
Falsch abgebogen: Der Motorsportjournalismus
"Es ist kein Zufall, wenn nach einer doppelseitigen Anzeige für ein Pflegeprodukt man genau dieses vier Seiten weiter "redaktionell" empfohlen bekommt. Es ist auch kein Zufall, wenn Promi XY interviewt wird und dessen Film dann ein paar Seiten später als "Tipp der Woche" auftaucht. Die Verzahnung zwischen Industrie, Agenturen und Redaktionen ist mittlerweile oft so eng, dass man sie nicht mehr aufschlüsseln kann. Das gilt ganz besonders für den Motorsportjournalismus." Racingblog: Motorsportjournalismus - Wo ist er hin?
Im zweiten Teil: Über den Sinn und Unsinn von Pyros im Stadion