"Ich war acht oder neun Jahre alt und musste dringend kacken." - Kann man die erste Blogschau bei SPOX mit einem besseren Zitat beginnen? Bestimmt nicht. Vor allem, wenn die Überschrift zum zitierten Beitrag auch noch "Mein erstes Mal mit der alten Dame" lautet. Aber halt, scrollt doch nicht weg! Das hier ist keine unzensierte Version von "Frauentausch". Es ist viel schlimmer. Im wunderbaren Hertha BSC Blog durften die User über den Beginn ihrer fatalen Liebe zu Hertha schreiben. Herausgekommen sind absolut lesenswerte Werke. Einziger Unterschied zu Hertha? Die Texte sind wirklich erstklassig.
Was generell eine Eigenschaft von Hertha-Bloggern zu sein scheint. Oder wie erklärt Ihr mir, dass auch Josh9 nach dem Wochenende nichts Besseres zu tun hatte, als einen Text zu schreiben, bei dem die Euphorie geradezu aus dem Monitor spritzt? Kostprobe:
"Was musste man in der Winterpause nicht alles für einen Schlunz lesen. Schlechte Vorbereitung, zu langer Urlaub, kaputte Flugzeugreifen, im Tetris verloren etc., etc., dazu die Leihspieler ohne Spielpraxis. Wie schrieb noch S. Hermanns vom Tagesspiegel einen Tag vor dem Spiel: Mehr als ein Drittel der Mannschaft wird ausgetauscht. Wer sagt, dass sie nach nicht mal zwei Wochen Training schon perfekt eingespielt ist, ist kein Optimist - sondern ein Fantast. Ok, dann gehöre ich ab jetzt zu den Fantasten, Friedhelm Funkel ist der Zauberer von Oz und Mister Hermanns ist ein Amateur. So viel steht schon mal fest."
Sitzen is für'n Arsch
Überhaupt scheint die Winterpause vielen Bloggern so gut getan zu haben wie Kevin Kuranyi eine Haarmuskelmassage. Viele schöne Texte sind entstanden, die nicht immer nur von diesem grünen Viereck handeln, um das sich immer alles dreht. Zugegeben, in Hamburg ist dieses Viereck gerne auch mal braun - aber da steckt bestimmt der FC St. Pauli dahinter... Apropos Hamburg. Besonders das "Fräulein Ultra" des HSV, Frau Pleitegeiger, musste anscheinend ihre Entzugserscheinungen durch Bloggen bekämpfen:
"Ich leide derzeit echt unter extremem Fußball-Enzug. Im Alltag treibt das langsam seltsame Blüten. Wenn der unsägliche Mario B*rth in der MädchenMarkt-Werbung sagt "Das ist mein Laden" - dann höre ich jedes verdammte Mal "Das ist mein Mladen". (...) Und wenn ich im vollbesetzten Bus zur Arbeit einer älteren Dame meinen Platz anbiete, hüpfe ich dabei immer und singe laut "Sitzen is für'n Arsch, sitzen is für'n Arsch, sitzen, sitzen, sitzen is für'n Arsch!"" - Wie gut, dass sie ihren Ausgleich gefunden hat: In den schönsten Outtakes des Jahres.Gut Freundin wäre Pleitegeiger bestimmt mit uh1963, der ein schönes Porträt von Manni Kaltz veröffentlicht hat. Tipp: Nicht zu schnell über das letzte Foto scrollen, sonst erkennt man darauf anzügliche Dinge. Zumindest wenn man die Phantasie eines Frühpubertierenden hat.
Ein Romméabend ohne Matthias Sammer
Ganz anders als die genannten Kollegen hat sich Jannik von Entscheidend is auf'm Platz mit der Winterpause auseinandergesetzt. Er flüchtet sich in Erinnerungen. Gedanklich weilt er im Griechenland-Urlaub. Aber kein Grund neidisch zu werden, denn er hat uns was mitgebracht! Eine Ode an den Videotext:
"Nicht wenige von uns werden mit violetter Schrift auf schwarzem Grund ein paar nervenaufreibende Nachmittage verbinden. 2-5-1, 2-5-1. Immer wieder. Der Videotext der "ARD" kennt keine F5-Taste zum Aktualisieren und Malträtieren. So ein Durchlauf kann lang sein. Und wenn im entlegensten Fischerdorf von Griechenland die Sonne vom Himmel brennt, weit und breit keine Fußball-Kneipe zu sehen ist und die hellenische Gastfreundlichkeit gegenüber Deutschen sich auf den Empfang des "ARD"-Fernsehprogramms beschränkt, dann darf man durchaus verzweifeln. 2-5-1, 2-5-1."
Für einen Blick in den Videotext hätte der geschätzte Spielmacher von Du gehst niemals Allein 1996 vermutlich sogar seinen kommenden Ruhm in der Blogosphäre verkauft (Wie das gehen soll, kommenden Erfolg schon jetzt zu Geld machen? Keine Ahnung, aber fragt mal bei Schalke nach). Denn in diesem Sommer, dem sammerigsten Sommer aller Sommer, hatte er eine grandiose Entscheidung getroffen. Gegen das EM-Finale. Für die Liebe. Hach. Aus diesem Stoff sind die Träume Kai Pflaumes gemacht. Aber auch die Albträume vom Spielmacher:"Noch nie in meinem Leben habe ich im Hochsommer so ein leeres Schwimmbad gesehen. Wir teilten uns die Halle mit fünf rüstigen Rentnerinnen, die permanent im Whirlpool saßen. Für uns blieben also sechs Schwimmbecken, eine Wasserrutsche und eine Sauna. Ich genoss den Abend ungefähr so sehr wie einen Romméabend mit Jurastudenten."
Zur Erklärung: Romméabende mit Jurastudenten sind ungefähr so angenehm wie ein Einzeltraining mit Felix Magath, nachdem man ihm gesagt hat: "Du Felix, deine Brille find ich voll scheiße. Kein Wunder, dass die Bayern dich gefeuert haben." - Zollt dem Spielmacher Respekt, lest seinen Beitrag und lindert den Schmerz durch nette Kommentare!
Die Albträume des Oliver K.
Nur die besten Kommentare hat auch Axel von Beves Welt verdient. In diesem Blog wird Euch nie langweilig, denn es gibt kaum eine Geschichte zu Eintracht Frankfurt, die Beve nicht irgendwie erlebt/dokumentiert/erträumt hat. Ganz nebenher kümmert er sich noch um Veranstaltungen im Eintracht-Museum, wie zum Beispiel letzte Woche, als man mit Christoph Preuß den ersten noch aktiven Spieler ins Museum eingeladen hatte.
Ja genau, der Christoph Preuß, den selbst die Nachbarn von Oliver Kahn alle kennen. Noch heute wacht der Titan nachts schreiend auf, wenn er vom preußischen Fallrückziehertor 2007 träumt. Alles was man sonst noch über Christoph Preuß wissen sollte, kann man aus seiner eigenen Sicht hier und hier nachlesen. Tägliche Updates von ihm gibt's übrigens bei Twitter
Respekt für Rummenigge und Mathe mit Kuranyi: auf der nächsten Seite!