Im abgelaufenen Winter tastete sich Veith bereits schrittweise heran. Highlights in der Comeback-Saison nach zwei Knie-OPs waren der Super-G-Weltcupsieg in Val d'Isere und die sensationelle Olympia-Silbermedaille in Pyeongchang. Geht es nach der 15-fachen Weltcupsiegerin, mischt sie heuer im Weltcup wieder regelmäßig ganz vorne mit. "Letztes Jahr habe ich gezeigt, dass ich an der Spitze mitfahren kann, aber ich war nicht konstant genug, um am Ende auch an der Spitze zu stehen." Konstanz sei daher "ein großes Ziel".
Sie fühlt sie körperlich und psychisch wieder gut gerüstet, um auch wieder das für den Sieg nötige Risiko einzugehen. "Es ist fast ein wenig komisch, wieder eine ganz normale Vorbereitung zu haben", sagte Veith und betonte: "Es war ein sehr guter Sommer, ich habe gut trainieren können, bin gut vorbereitet und freue mich schon auf den Winter." Ihre beiden lädierten Knie habe sie gut im Griff. "Aber trotzdem bleibt das Skifahren ein enorm belastender Sport."
Veiths Herz hängt am RTL
Antritte in Sölden sowie die Nordamerika-Rennen Killington und Lake Louise sind nach aktuellem Stand fix eingeplant. "Es ist ein guter Einstieg und weil die Möglichkeit besteht, viele Abfahrtskilometer zu sammeln." Gerade aber die Abfahrt wird Veith im Saisonverlauf am ehesten auslassen. "Weil sie mit den Trainings so viel Zeit beansprucht, die mir dann woanders abgeht."
Veiths Herz hängt am Riesentorlauf, der mit elf Weltcup-Siegen auch ihre erfolgreichste Disziplin ist. "Ich habe immer schon den Fokus auf Riesentorlauf gelegt, weil die Technik und Linienwahl, die man sich hier aneignet, mir auch in der Abfahrt hilft", sagte Veith. Auf die Frage, wie nah sie an der RTL-Weltcupspitze dran sei, zog Veith die Vorjahreswertung heran. "Ich stehe auf Position 29. Alles andere zählt nicht und werden wir erst sehen."
Der Gesamtweltcup ist für die Salzburgerin "kein Thema." Um etwa US-Star Mikaela Shiffrin zu schlagen, müsse man in drei Disziplinen eine "Sieganwärterin sein". "Das ist bei mir nicht der Fall." Regelmäßig in drei Disziplinen vorne mit zu fahren, hat die inzwischen 29-Jährige vorerst für sich abgehakt. "Weil es mein Körper auch schwer zulässt. Ich brauche viel mehr Regeneration als früher."
Von ihrer besten Karrierephase um 2014 sei sie derzeit "schon noch weit weg", die Erfahrung gibt ihr aber Zuversicht: "Ich versuche natürlich, mich ans Limit ranzutasten, so wie es damals war. Ich weiß, wie es funktioniert. Ich weiß vom Kopf her, wo ich hin muss. Das ist schon ein großer Vorteil."
Schröcksnadel dämpft Erwartungen
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wollte die Latte für die Gesamtsiegerin von 2013/14 und 2014/15 vor allem für den Saisonauftakt in Sölden (27. Oktober) nicht allzu hochlegen. "Sölden ist ein denkbar schwieriger Hang für den Start. Wenn du gesund runter kommst, passt es", sagte er in Veiths Richtung bei einem Medientermin mit Veith-Sponsor Rauch. "Die Herausforderung ist das, wofür ich Skifahre. Ich gehe nie den leichteren Weg", antworte die Sportlerin.
Der seit 2015 bestehende Vertrag zwischen dem Vorarlberger Saft-Unternehmen und "Markenbotschafterin" Veith wurde am Samstag in Wien um drei weitere Jahre verlängert. Er gilt unabhängig davon, ob sie während der gesamten Dauer aktiv Rennen fährt. Schröcksnadel hofft zwar, dass seine Athletin auch noch 2021 im Weltcup dabei ist. Veith: "Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, könnte ich das versprechen, aber ich muss von Jahr zu Jahr schauen."