"Das ist unser Traum. Unser Trainer hat uns vor sechs Monaten gesagt, dass wir Österreich schlagen können. Und wir haben an etwas geglaubt, das uns niemand zugetraut hat", erklärte Chiles "Man of the Match", Erwin Feuchtmann, 2016/17 bei Westwien unter Vertrag. Es sei auch ein Sieg des Willens gewesen: "Viele Leute in Chile spielen Handball für nichts. Österreich, das sind alle Profis, bequemer." Kreisläufer Marco Oneto stieß nach dem erst zweiten Sieg Chiles bei einer WM ins selbe Horn. "Wir haben keine große Unterstützung, wir machen diesen Sport, weil wir ihn lieben", erklärte der Kreisläufer, bei Magdeburg einst Teamkollege von Robert Weber.
"Chile hat uns vorgeführt"
Der konnte das Geschehen kaum fassen und fühlte sich an die WM 2011 erinnert. Damals folgte dem Auftaktsieg über Brasilien die Niederlage gegen Japan, die das Vorrundenaus besiegelte. "Vielleicht haben wir geglaubt, dass wir der sichere Sieger sind. Auf dem Papier haben wir die besseren Spieler, aber Chile hatte die bessere Mannschaft und war gemeinsam stark", sagte Österreichs Flügel-Routinier. "Wenn wir eine Mannschaft sein wollen, die in die Hauptrunde kommt, musst du so wie Dänemark mit 15 zur Halbzeit führen", erinnerte er an die dänische 39:16-Abfuhr für Chile am Freitag. Sein Fazit: "Es ist beschämend. Chile hat uns vorgeführt. Das war keine Werbung für den österreichischen Handball. Peinlich. Was wollen wir hier?"
Teamchef Patrekur Johannesson suchte naturgemäß nach nüchternen Formulierungen. "Klar bin ich enttäuscht", meinte der Isländer. "Ich glaube, dass es einfach am Kopf lag." Dass seine Truppe am Ende einer mäßigen ersten Hälfte mit vier Toren en suite die Plus-1-Pausenführung herstellte, diese Dynamik nach dem Seitenwechsel aber nicht nützen konnte, machte ihn ratlos. "Was danach passiert ist ...", ächzte Johannesson. In der Folge sah er zahlreiche Passfehler, Fehlwürfe und viele leichte Tore Chiles. "Das Problem war diese Hektik nach vorne. Wir haben angefangen, an uns zu zweifeln. Wir haben den chilenischen Tormann warmgeschossen."
Der angepeilte Aufstieg in die Hauptrunde wackelt angesichts der kommenden Aufgaben nun stark. Siege gegen Norwegen (Montag) und Dänemark (Dienstag) scheinen außer Reichweite. Ein Erfolg gegen Tunesien zum Abschluss am Donnerstag ist daher ohnehin Pflicht. Selbst dann wird es aber wohl eng. Im Moment der großen Enttäuschung gab sich Weber illusionslos: "Jetzt ist es erst einmal nach so einem Spiel schwierig, daran überhaupt noch zu denken."