Vergessen sind die Tage vom desaströsen und beschämenden WM-Auftritt von 2010 noch nicht. Ebenso wenig die Bilder vom unglücklich verlorenen EM-Finale in Paris vor zwei Jahren. Oder der Sextape-Skandal um Karim Benzema und Mathieu Valbuena. Im eigenen Land hat die französische Nationalmannschaft seit Jahren einen schwierigen Stand. Damit sich das ändert, muss ein Titel her. Bei der WM in Russland gilt Frankreich nun als großer Favorit, noch vor Spanien und Deutschland.
Der ausgewogenste Kader der WM
Genau 20 Jahre nach dem WM-Erfolg im eigenen Land wähnen sich die Franzosen bereit für den Titel. Ein Blick auf den Kader zeigt, warum: Im Durchschnitt ist er mit dem spanischen der wertvollste, fast jede Position ist doppelt hochkarätig besetzt. Besonders in der Offensive verfügt Frankreich mit Antoine Griezmann, Olivier Giroud, Kylian Mappé, Thomas Lemar und Ousmane Dembélé über zahlreiche Möglichkeiten.
Und im zentralen Mittelfeld scheinen nur Paul Pogba und N'Golo Kanté gesetzt. Hochkaräter wie N'Zonzi, Tolisso, Matuidi und Ligue-1-Shooting-Star Nabil Fekir kämpfen um ihren Stammplatz. Selbst auf der Position des traditionell begehrten Linksverteidigers ist Frankreich mit Mendy und Hernández zweifach gut aufgestellt.
Eine Formation nicht-nominierter Spieler verdeutlicht, wie scheinbar endlos das Potenzial der Mannschaft ist. Top-Stars wie der lange verletzte Coman, Anthony Martial und Arsenals Top-Scorer Lacazette müssen zuhause bleiben.
Chancen für Pavard und Kimpembe?
Abseits der bereits etablierten Spieler drängen auch junge Talente in die Mannschaft vor. Einer von ihnen ist Benjamin Pavard, der momentan beim VfB Stuttgart unter Vertrag steht. Der 22-jährige Innenverteidiger spielte sich in der laufenden Bundesliga-Saison in den Fokus und glänzte mit gutem Stellungsspiel sowie einer starken Passquote. Er gehört wohl zu den aussichtsreichsten Talenten der WM und könnte, sofern er denn Spielzeit bekommt, seinen Marktwert weiter steigern.
Ähnliches gilt für Presnel Kimpembe. Ebenfalls erst 22, spielt sich der Innenverteidiger bei PSG immer mehr in den Vordergrund. Genau wie Pavard wird er zu Beginn des Turniers aber wohl erst einmal auf der Bank Platz nehmen müssen. Barcelonas Umtiti und Real Madrids Varane sind absolut gesetzt. Da die beiden Stammverteidiger nur zwei beziehungsweise drei Jahre älter sind, könnte es für Kimpembe und Pavard allgemein schwer werden, in den nächsten Jahren Spielzeit zu bekommen. Aber allein die Berufung ist vor allem für Pavard, der letzte Saison noch mit Stuttgart in der zweiten Bundesliga spielte, schon ein großer Erfolg und zeigt, wie stark Trainer Didier Deschamps vor allem auf junge Talente baut. Mit ihnen will er es endlich schaffen, die Herzen der französischen Fans zurückzugewinnen.