Seit 1960 konnte das österreichische Nationalteam gegen die Squadra Azzurra nicht mehr gewinnen. Von dieser Unserie war am Sonntag nichts zu spüren. In den ersten 45 Minuten spielte das ÖFB-Team zahlreiche Torchancen heraus und war die klar bessere Mannschaft in allen Belangen.
"Wir hatten auch schon gegen Frankreich, Dänemark und Kroatien gute Phasen. Aber über 70 Minuten so eine Leistung - das Spiel kann auch 7:3 ausgehen. Ich war sehr zufrieden. Wir haben uns für eine mutige Leistung belohnt", freute sich Teamchef Ralf Rangnick im ORF-Interview.
Das 1:0 für Österreich erzielte Xaver Schlager nach nur sechs Minuten: Der Leipzig-Legionär luchste Marco Verratti den Ball im Mittelfeld ab, Marko Arnautovic dribbelte und legte erneut auf Schlager quer, der den Ball an Gianluigi Donnarumma vorbeischob. Veteran Leonardo Bonucci plädierte auf Foul gegen Verratti, doch der Ballgewinn war fair.
Rangnick: Arnautovic? "Richtig gut von ihm"
"Was Arnautovic in der ersten Stunde gespielt hat, war auf sehr hohem Niveau. Viel besser kannst du das nicht spielen, auch gegen den Ball. Am Anfang gab es den einen oder anderen, der gemeint hat, ob er zu der Art Fußball, die wir spielen wollen, passt. Er hat gezeigt, dass das sehr gut passt. Das war schon richtig gut von ihm", schwärmte Rangnick.
In Folge drückte Österreich auf das 2:0 - das gelang durch David Alaba, der mit einem wuchtigen Freistoß aus 25 Metern die Kugel ins Tor katapultierte. Gar nicht zu platziert ins Eck, aber genau unter die Latte. Insgesamt eher keine Glanzleistung von Donnarumma.
Zum Pausenpfiff standen 10:4-Torschüsse auf dem Statistikbogen, aber Österreichs Dominanz war sogar noch augenscheinlicher. Alaba, Arnautovic & Co. zeigten ein Feuerwerk der guten Fußballlaune, hätte Junior Adamu eine seiner vier Chancen nützen können, dann wäre das Ding wohl schon zur Halbzeit durch gewesen.
Dennoch gab es Sonderlob von Rangnick für Adamus engagierten Auftritt: "Das war ein richtig gutes Spiel von dem Jungen. Durch die Entwicklung, die er in den letzten Wochen und Monaten bei Salzburg genommen hat, hat er sich diese Nominierung verdient."
Italien-Bemühungen in Halbzeit zwei zu wenig
Zum Wiederanpfiff änderte sich zunächst nichts, Arnautovic (46.) und vor allem Stefan Posch (48.) ganz alleine vor Donnarumma vergaben große Chancen, das 2:0 war zu diesem Zeitpunkt für den sorgenvoll dreinblickenden Italien-Teamchef Roberto Mancini sehr schmeichelhaft.
Weil sich die Italiener schließlich aber dennoch zum Fußballspielen bewegen konnten, flaute die rot-weiß-rote Dominanz ab und Italien bekam das Spiel in den Griff. Heinz Lindner rettete etwa mit einer Top-Parade nach 70 Minuten gegen Napoli-Stürmer Giacomo Raspadori. "Österreich hat uns weh getan in der ersten Hälfte, wir haben gelitten und viele Fehler gemacht", ärgerte sich Mancini. "Aber in der zweiten Halbzeit haben wir hervorragend gespielt, es ist schade, das Jahr mit einer Niederlage zu beenden."
Die Bemühungen des vierfachen Weltmeisters waren zu wenig, und so durfte Österreich über den ersten Sieg gegen Italien seit Dezember 1960 jubeln. Damals trafen Erich Hof und Ernst Kaltenbrunner zum 2:1-Sieg in Neapel.
Rangnick: "Wollen bei den nächsten Turnieren dabei sein"
"Der Sieg tut sehr gut, wir haben das Spiel sehr ernst genommen. Italien ist eine überragende Mannschaft, Stefan Posch, mein Partner bei Bologna, hatte sogar das 3:0 am Schädel", schmunzelte Arnautovic nach dem Schlusspfiff.
Rangnick teilte seine mittelfristigen Ziele: "Wir wollen bei den nächsten Turnieren dabei sein. USA, Mexiko - das sind wunderbare Destinationen, auch mit richtigen Fans, anders als das jetzt in Katar der Fall ist." Die Leistung gegen Italien soll Mut machen: "Gegen einen Gegner wie Italien so aufzutreten, war noch einmal ein Schritt. Das war ein guter Schritt in die richtige Richtung, an dem wir uns für die zukünftigen Spiele orientieren müssen."