Daher warnte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer davor, das Kräftemessen mit dem vermeintlichen Underdog auf die leichte Schulter zu nehmen. "Gegen Hartberg waren es zuletzt immer sehr enge Spiele. Sie haben wenig zu verlieren und spielen wirklich sehr guten Fußball, sie sind sicher die positive Überraschung in der laufenden Bundesliga-Saison", sagte der Burgenländer.
Dem kann Hartberg-Kicker David Cancola nur zustimmen: "Uns ist egal, gegen wen wir spielen. Wir fragen uns nie, wer der Gegner ist, und spielen auch gegen starke Mannschaften sehr mutig", so Cancola in der Kleinen Zeitung. Und weiter: "Wir haben auch schon bewiesen, dass wir mutig auftreten können, wenn wir nicht in der glücklichen Situation sind, dass wir befreit aufspielen können, sondern wenn wir mitten im Abstiegskampf stecken."
Auch Rapid musste schon mehrmals dran glauben. In bisher sechs Liga-Duellen fielen 30 Treffer, für Rapid reichte es dabei nur zu einem Sieg, und der gelang auswärts am 23. April des Vorjahres (4:2). Die bisherigen Saisonduelle endeten 3:3 und 2:2, wobei Rapid jeweils in der Nachspielzeit der Ausgleich glückte. "Wir haben uns komischerweise jedes Mal schwergetan, weil sie gegen uns anscheinend immer eine Extra-Motivation hatten", meinte Kühbauer.
Der schlechten Bilanz gegen den TSV steht eine beachtliche aktuelle Formkurve gegenüber - Rapid gewann die jüngsten drei Matches und holte aus den vergangenen 13 Runden 28 Punkte, so viele wie kein anderes Team. "In der Mannschaft steckt extreme Energie. Die Burschen glauben an sich und wissen, dass jeder schlagbar ist. Aber natürlich müssen wir auf höchstem Level spielen", betonte Kühbauer.
Dietmar Kühbauer: "Harmonie und Chemie passen"
Der Ex-Teamspieler muss weiterhin auf zahlreiche verletzte Stammspieler verzichten, dazu ist der zuletzt starke Dejan Ljubicic gesperrt. Dafür kommt Stefan Schwab von seiner Sperre zurück. "Die letzten Erfolge zeigen, dass wir eine wirklich gute Mannschaft sind. Die Harmonie und Chemie passen", erklärte der Kapitän. Gleichzeitig warnte Schwab aber auch vor dem Gegner. "Die Hartberger sind eine gefährliche Mannschaft, die hopp oder dropp spielt und nichts zu verlieren hat."
Tatsächlich waren die Hartberger in ihren vier bisherigen Meistergruppen-Partien unberechenbar. Es gab ein 0:6 gegen Salzburg und ein verschenktes Erfolgserlebnis gegen Sturm Graz, aber auch Auswärtssiege gegen den LASK und den WAC. "Wir sind mit der Absicht in die Meistergruppe gegangen, dass wir zeigen, zurecht dabei zu sein, und das ist uns über weite Strecken gelungen", sagte Trainer Markus Schopp. Cancola richtet hingegen bereits eine Kampfansage an den Tabellenführer: "Bis auf Salzburg ist es uns gegen jede große Mannschaft gelungen, zu gewinnen. Und ich bin mir sicher, wir besiegen Salzburg auch noch."
Cancola vor Abgang bei Hartberg?
Der Mittelfeldspieler könnte die Oststeirer übrigens im Sommer ablösefrei verlassen, sollte sein Vertrag nicht verlängert werden. Gespräche stehen erst nach der Meisterrunde an, so Cancola: "Das klären wir nach der Saison. Aber ich wäre verrückt, wenn ich mir einen Verbleib bei Hartberg nicht vorstellen könnte." In seiner jungen Bundesliga-Karriere traf der 23-Jährige bisher dreimal - allesamt gegen Rapid. Erklären kann er sich diese Statistik aber nicht: "Keine Ahnung, warum es da immer klappt. An meiner Austria-Vergangenheit liegt es jedenfalls nicht. Vermutlich Zufall." Ob ihm heute ein viertes Tor gegen Rapid gelingt? "Dann wäre es auch mir unheimlich."