Daher plädierte Sport-Austria-Präsident Hans Niessl gegenüber der APA an alle Beteiligten, doch noch eine Lösung zu finden. Das ursprüngliche "Geisterspiel-Konzept" der Liga, das bei einem positiven Test nur die Isolierung der betroffenen Person vorsah, bezeichnete der Burgenländer als "sehr guten Vorschlag. Jetzt sollte die Liga mit dem Gesundheitsministerium noch in einigen Videokonferenzen darüber diskutieren".
Niessl schlug vor, in die Gespräche die Erkenntnisse einer wissenschaftlichen Studie der dänischen Universität Aarhus einfließen zu lassen, wonach die Ansteckungsgefahr beim Fußball unter freiem Himmel gering sei. "Jeden Tag gibt es neue Erkenntnisse. Deshalb kann es oft sinnvoll sein, auf den Faktor Zeit zu setzen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser Problematik sollte auf Basis anerkannter Studien stattfinden", betonte Niessl.
RB Salzburg, LASK und Co. dürfen nicht ins Mannschaftstraining
Die österreichischen Profi-Vereine dürfen nicht vor dem 15. Mai mit dem Mannschaftstraining beginnen. Selbst wenn die Freigabe unmittelbar danach erfolgen sollte, bräuchte man noch immer einen Vorlauf von zwei Wochen und müsste dann bis 31. Juli 14 Spieltage (zehn Meisterschaftsrunden, drei Matches Europa-League-Play-off, Cupfinale) unterbringen.
"Die Zeit bis zum 15. Mai kann man nützen, um über Maßnahmen zu diskutieren", erklärte Niessl und wies in diese Zusammenhang etwa darauf hin, dass RB Leipzig seine Kicker demnächst in Quarantäne schickt, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Sollte keine Einigung zwischen Liga und Behörden zustande kommen, könnte dies fatale Folgen haben, sagte der Burgenländer. "Man muss versuchen, gemeinsam einen Weg zu finden, denn es geht wirklich um das Überleben des Profisports und auch des Breitensports."
Bei Bundesliga-Abbruch droht Domino-Effekt
Tatsächlich droht im Falle eines Liga-Abbruchs ein Domino-Effekt. Wenn in Corona-Zeiten selbst die oberste Fußball-Liga an den Vorgaben des Gesundheitsministeriums scheitert, gilt dies umso mehr für die Amateur-, Frauen- und Nachwuchs-Ligen, aber auch für anderen Mannschafts-Sportarten mit direktem Körperkontakt. "Es kann nicht im Sinne des gesellschaftlichen Lebens sein, dass man Sport weder aktiv betreiben noch konsumieren kann", meinte Niessl.
Der frühere Landeshauptmann des Burgenlands warnte vor einem Wegsterben vieler der insgesamt 15.000 Sportvereine des Landes. "Ein Universitätsprofessor hat einmal gesagt, Bewegungsmangel ist die Seuche des 21. Jahrhunderts. Wenn es die Vereinsstrukturen nicht mehr gibt, wie viele werden dann in Zukunft noch Sport treiben?"
In diesem Zusammenhang forderte Niessl einmal mehr die Freigabe der 100-Millionen-Euro-Hilfe für den Sport. Über den diesbezüglichen Status quo wird Sport Austria die zwei Millionen Sportvereinsmitglieder mit einem offenen Brief am 13. Mai informieren. "Der Sport erspart dem Gesundheitssystem jährlich 530 Millionen Euro. Wenn es einmal keinen Spitzen- und Breitensport mehr gibt, wird das für das Gesundheitssystem einen extremen Schaden verursachen", sagte der 68-Jährige.