Außerdem erklärt der 25-Jährige, warum er seinem "Bruder" Emeka Eze ein sportliches Comeback bei seinem alten Klub Sturm Graz weiter zutraut.
Herr Edomwonyi, Peter Stöger sagte kürzlich, dass die Resonanz auf Kurzarbeit bei der Austria sehr positiv ausfiel. Haben Sie auch zugestimmt?
Bright Edomwonyi: Natürlich. Kein Spieler mit vernünftigem Menschenverstand würde nicht zustimmen. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, die wir verstehen müssen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Ich verbringe diese ungewohnte Zeit momentan zuhause in Wien mit meiner Familie.
In Europa ist das Gesundheitssystem schon teilweise überlastet. Wie geht Ihr Heimatland Nigeria mit der momentanen Situation um?
Edomwonyi: Als das Ganze hier in Europa anfing, betete ich, dass der Virus Nigeria nicht erreicht. Die Regierung handelt zwar schnell, aber für das Land wird die nächste Zeit eine harte werden. Das Gesundheitssystem in Nigeria ist mit jenem in Österreich nicht zu vergleichen.
Kommen wir zum Sportlichen: Welche Fehler hat die Austria begangen, dass man es nicht in die Meistergruppe geschafft hat?
Edomwonyi: Wir stecken in einer sehr komplizierten Situation. Oft waren wir zu leichtfertig und ließen in vielen Spielen wichtige Punkte liegen. Deshalb stehen wir auch im unteren Playoff. Es ist nicht leicht, aber wir müssen fokussiert bleiben.
Der TSV Hartberg wiederum schaffte den Sprung in die Top 6. 2014 waren Sie von Red Bull Salzburg an die Oststeirer verliehen. Wie hat sich der Klub seither entwickelt?
Edomwonyi: Sie arbeiten hart und stehen zurecht dort. Hartberg hat qualitativ nicht die besseren Spieler als wir. Aber Hartberg hat einige wichtige Spiele gewonnen, wir nicht.
Bright Edomwonyi: "System mit zwei Stürmern würde uns gut tun"
Warum hat es Christian Ilzer bei der Austria bislang noch nicht geschafft, seine erfolgreiche Zeit bei WAC und Hartberg zu reproduzieren?
Edomwonyi: Austria Wien ist einer der größten Klubs in Österreich. Der Druck hier ist ein anderer. Der Trainer und wir Spieler arbeiten so hart wie möglich, um uns an die Philosophie zu gewöhnen. Wir sind in der Liga seit sechs Spielen ungeschlagen, das ist positiv. Der nächste Schritt muss es sein, Spiele zu gewinnen.
Wie beschreiben Sie Ihre persönliche Situation im Kader? Mit einem Christoph Monschein in Topform hat die Austria derzeit eine klare Nummer eins im Sturm.
Edomwonyi: Ich freue mich für ihn. In einem System mit einem Stürmer ist es natürlich schwer, sich zu beweisen, wenn der andere immer trifft. Oftmals wurde ich eingewechselt, war aber in meinen Aktionen teils unglücklich und konnte keine Tore schießen. Der Trainer spricht aber sehr viel mit mir und sagt mir, dass meine Zeit kommen wird.
Denken Sie, würde ein System mit zwei Stürmern der Austria gut tun?
Edomwonyi: Natürlich. Wir haben das in Vergangenheit unter anderen Trainern ja auch teilweise erfolgreich gespielt. Aber es ist natürlich abhängig vom Gegner und vor allem vom Trainer. Ich kann diese Entscheidung nicht treffen.
Warum haben so viele Spieler der Cupsieger-Mannschaft des SK Sturm den Verein für die Austria verlassen?
Edomwonyi: Das sind persönliche Entscheidungen. Ich denke, viele Spieler hatten auch die Möglichkeit, in andere Ligen zu wechseln. Einige wollten aber lieber diesen Schritt zur Austria machen.
Bright Edomwonyi: "Wechsel zur Austria war ein guter Schritt"
Was waren Ihre Beweggründe?
Edomwonyi: Schon als ich aus der Türkei zu Sturm zurückgekommen bin hatte ich andere Angebote vorliegen, auch von anderen türkischen Klubs. Meine Frau erwartete damals allerdings unser erstes gemeinsames Baby, es war unsere Entscheidung, das Kind in Österreich bekommen zu wollen. Deshalb bin ich überhaupt nach Graz zurückgekommen. Als ich dann die Möglichkeit hatte, bei der Austria einen weiteren Schritt in meiner Karriere zu machen, wollte ich sie ergreifen. Es ist wichtig für mich, neue Herausforderungen zu haben. Ich befinde mich noch nicht am Ende meiner Karriere und ich will noch weitere große Schritte machen. Dafür arbeite ich hart. Die Austria wird wahrscheinlich nicht mein letzter Verein sein.
Sturms Sportchef Günter Kreissl reagierte sehr emotional auf diese Transfers. Er konnte nicht verstehen, dass einige Spieler den Wechsel zur Austria als sportlichen Fortschritt verkaufen wollen, da Sturm damals Champions-League-Qualifikation spielte und die Austria die Liga als Siebenter beendete. Was sind Ihre Gedanken dazu?
Edomwonyi: Wenn du wichtige Spieler in deinem Verein hast, willst du sie natürlich halten. Ich verstehe, dass er ein wenig verärgert war. Aber man muss auch die Spieler verstehen, die einen weiteren Schritt machen wollen. Ich bleibe dabei, dass mein Wechsel zur Austria ein guter Schritt in meiner Karriere war. Für mich ist das eine große Chance hier.
Vor rund vier Jahren wurden Sie während Ihrer Zeit bei Sturm beim Aufwärmen vor einem Heimspiel von den eigenen Fans beleidigt und sogar teilweise rassistisch attackiert. Sie haben in weiterer Folge beim 4:1-Sieg Ihrer Mannschaft gegen Altach einen Hattrick erzielt und zusätzlich noch eine Vorlage geliefert. Wie sind Sie zu Beginn Ihrer Zeit in Graz mit dem geringen Vertrauen der Sturm-Fans umgegangen?
Edomwonyi: Das hat mich motiviert. Als Fußballer musst du für diese Momente bereit sein, sie bringen das Beste in dir hervor. Die Fans waren manchmal verärgert über meine Leistungen, dann musst du noch härter arbeiten, noch mehr machen, noch mehr geben. Das habe ich getan.
Aber ist das der richtige Weg, seinen eigenen Spieler zu motivieren, indem man sich über ihn lustig macht?
Edomwonyi: Was soll ich sagen? Das ist meine Meinung.
Edomwonyi: "Eze kann bei Sturm noch einmal zurückkommen"
Durch gute Leistungen für Sturm während Ihrer ersten Periode in Graz ist schließlich Rizespor auf Sie aufmerksam geworden. Wie blicken Sie auf Ihre Zeit in der Türkei zurück?
Edomwonyi: Es war eine tolle Zeit. Leider änderte sich die Führungsetage des Vereins, dadurch wurden ein paar Spieler wieder aussortiert. Auch aufgrund meiner Familie habe ich wieder den Schritt zurück nach Österreich gemacht. In Graz habe ich jeden gekannt, es war wie eine Familie für mich. Als ich die Möglichkeit hatte, zu Sturm zurückzukehren, war das für mich keine schwierige Entscheidung.
Stehen Sie noch immer in Kontakt mit Ihrem Landsmann Emeka Eze?
Edomwonyi: Natürlich, er ist wie ein Bruder für mich.
Denken Sie, ist die Leihe in die Türkei der richtige Schritt für ihn?
Edomwonyi: Als er Sturm Richtung Adanaspor verließ, spielte er richtig gut und schoss wieder Tore. Ich konnte einen komplett anderen Eze sehen, er war wieder glücklich. Leider verletzte er sich dann. Das war auch das Problem in Graz. Es mangelte ihm zudem an Selbstvertrauen. Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um wieder durchstarten zu können. Ich glaube daran, dass er in Graz noch einmal stark zurückkommen kann, er hat ja noch einen laufenden Vertrag.
Ihr eigener Vertrag bei der Wiener Austria läuft noch bis 2022. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diesen erfüllen?
Edomwonyi: Ich sehe die Austria als Sprungbrett zu größeren Aufgaben und ich bin sicher nicht hier, nur um herumzusitzen und zuzuschauen. Im Fußball kann es so schnell gehen, vor allem, wenn du einmal eine gute Saison hast. Aber im Moment liegt mein ganzer Fokus auf Austria Wien.
Bright Edomwonyis Karriere in Zahlen:
Verein | Spiele | Tore | Assists | Einsatzminuten |
SK Sturm Graz | 73 | 17 | 10 | 4.322 |
FK Austria Wien | 46 | 6 | 7 | 2.038 |
Caykur Rizespor | 26 | 4 | 2 | 1.649 |
TSV Hartberg | 17 | 10 | 2 | 1.512 |
FC Wacker Innsbruck | 10 | - | 1 | 579 |
FC Liefering | 7 | - | 2 | 294 |
Red Bull Salzburg | 1 | - | - | 10 |