Nach verschiedenen Stationen in den Niederlanden und der Türkei wagte Caner Cavlan nun den Schritt nach Österreich zur Wiener Austria. Diese sicherten sich die Dienste am linken Außenverteidiger ablösefrei, da Cavlan beim FC Emmen lediglich einen Ein-Jahres-Vertrag unterzeichnet hatte.
Während einer harten Vorbereitung unter Neo-Coach Christian Ilzer, der versucht dem Team seine Philosophie zu injizieren, wurde Cavlan auf mehreren Positionen getestet, dürfte aber im Kampf mit Christoph Martschinko um die Linksverteidiger-Position die Nase vorne haben.
Willkommen in Wien erstmal! Feilen Sie schon an Ihrem Deutsch?
Caner Cavlan: Danke! Ich probiere so viel wie möglich Deutsch zu sprechen und ich glaube es geht bereits ganz gut.
Hatten Sie früher schon einmal Deutschunterricht?
Cavlan: Nein, nein. Aber ich bin in Holland geboren (in Doetinchem, nahe der Grenze zu Deutschland, Anm. d. Red.) und daher verstehe ich das Meiste. Ich muss natürlich noch mehr lernen, weil der österreichische Dialekt schwer ist.
Wie geht es Ihnen prinzipiell im neuen Umfeld?
Cavlan: Es ist sehr schön hier. Ich bin das erste Mal in Wien bzw. überhaupt das erste Mal in Österreich und habe ein sehr gutes Gefühl. Die Leute sind nett, die Mannschaft ist auch toll und macht es mir daher sehr einfach mich einzuleben.
Haben Sie in der Mannschaft schon Freundschaften geschlossen?
Cavlan: Natürlich habe ich viel Kontakt mit Tarkan (Serbest), da ich mit ihm frei reden kann. Und Jimmy (Jeggo), wir waren im Trainingslager in einem Zimmer und daher verstehen wir uns schon besser.
In den bisherigen Spielen zeigten Sie mit Tarkan Serbest am Platz auch eine sehr gute Chemie...
Cavlan: ... ja am Platz und auch außerhalb. Wir können uns auf Türkisch unterhalten, was es für mich einfacher macht - auch am Feld. Es ist ja erst meine dritte Woche, aber ich gewöhne mich langsam an alle.
Hat Tarkan Serbest mit Ihnen darüber gesprochen, ob er bei der Austria bleiben wird oder noch wechselt?
Cavlan: Nein, hat er mir nicht gesagt. Er hat aber immer betont, wie toll der Klub ist, also ich glaube er bleibt hier. Aber im Fußball weiß man nie.
Wie haben Sie die ersten Wochen unter Christian Ilzer erlebt?
Cavlan: Gut. Er zeigt viel Interesse an mir und redet auch sehr viel mit mir. Ich habe einen guten Kontakt zu ihm und ich verstehe seine Vision schon. Also bislang habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht (lacht).
Haben Sie schon vor dem Transfer mit Christian Ilzer gesprochen?
Cavlan: Ich habe mit dem Trainer gesprochen, genauso wie mit Ralf Muhr. Die Gespräche waren sehr gut. Ich bin auch früher schon einmal nach Wien gekommen, um mir alles anzusehen und das erste Gefühl war sofort positiv. Ich habe eine Frau und zwei Kinder, mit denen ich gesprochen habe und denen Wien auch sehr gut gefällt.
Die Eredivisie ist - gerade in der Spitze - doch klar über die österreichische Bundesliga zu stellen. Warum der Wechsel nach Österreich?
Cavlan: Ich habe schon vier Jahre Eredivisie gespielt und die Austria ist nun mal ein guter Klub. Hier gibt es eher die Möglichkeit, international zu spielen. Außerdem ist die Austria ein größerer Klub (als FC Emmen, Anm.) und Wien ist eine sehr schöne Stadt. Ich glaube für mich ist es hier einfach besser, natürlich ist die Eredivise eine schöne Liga und ich habe dort eine gute Saison gespielt. Ich war mit Angelino (PSV Eindhoven, wechselte nun zu Manchester City) und Denzel Dumfries (PSV Eindhoven) bei den Statistiken auf einem Niveau, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren. Die Gespräche mit Ralf Muhr waren gut, ich mochte die Vision und deshalb bin ich nun hier.
Und sonstige Optionen?
Cavlan: Ich hatte viele Anfragen. Aus der Türkei, auch aus den Niederlanden und anderen europäischen Ländern, aber die Austria ist ein großer Klub mit Klasse, den in Holland auch jeder kennt. Ich hätte in Holland bleiben können, aber ich wollte lieber ein neues Abenteuer. Ich muss in Wien nur noch eine Wohnung finden, dann kommt auch meine Familie nach und alles ist super.
Weil Sie vorhin von der Vision des Vereins gesprochen hast: Was war diese Vision?
Cavlan: Die Formation und Taktik der Mannschaft. Dass man immer gewinnen möchte und nach dem Höchsten strebt. Man hat mir einfach sehr viel Vertrauen gegeben.
Was sind Ihre persönlichen Ziele für diese Saison?
Cavlan: Ich will mich selbst präsentieren und zeigen, was ich kann. Ich möchte viele Vorlagen und Tore liefern. Einfach mein Niveau weiter steigern und dem Verein und der Liga zeigen, was ich kann. Ich bin hier um Titel zu gewinnen, nicht zum Spaß. Ich strebe das Größte an und das sind immer Titel. Es ist schwer, aber ich glaube an die Mannschaft und an mich selbst.
Sehr ambitioniert.
Cavlan: Natürlich, aber andernfalls kann ich gleich bei Emmen bleiben. Ich glaube an die Mannschaft und ich versuche immer das Höchstmögliche zu erreichen.
Wie würden Sie sich denn selbst als Spieler beschreiben?
Cavlan: Ich bin ein offensiver Spieler. Ich will immer Vorlagen liefern, immer nach vorne spielen. Ich würde sagen, ich bin gut mit dem Ball am Fuß, kann gut passen und schießen. Ich muss aber beim Verteidigen und auch beim Kopfballspiel noch besser werden.
Das würde dann ja auch zu Formation passen, welche die Mannschaft bisher gespielt hat, nämlich die Raute im Mittelfeld. Da müssen Sie als Außenverteidiger viel laufen und viel Zeit in der Offensive verbringen...
Cavlan: Das ist alles kein Problem für mich! Ich mag es zu laufen, also ich mag es nicht (lacht), aber ich laufe viel und bin gerne in der Offensive. Wenn ich den Ball habe und viel Raum, dann gehe ich immer nach vorne. Ich habe auch mit dem Coach gesprochen, der hat mir auch gesagt, wir spielen 4-4-2 mit Raute und da kann ich viel mit nach vorne arbeiten. Aber natürlich ist es auch wichtig, dass ich in der Verteidigung stabil bleibe. Das System passt zu mir.
Möglicherweise auch auf einer anderen Position?
Cavlan: Natürlich, natürlich. Ich habe zum Trainer auch gesagt: 'Trainer, du kannst mich auch im Mittelfeld einsetzen, wenn du willst'. In Holland habe ich auch im 4-3-3 als linker Außenstürmer gespielt. Egal wo, ich muss meine Qualität zeigen.
Sie waren vor der letzten Saison nie wirklich Stammspieler. Haben Sie das Gefühl, Ihr volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft zu haben?
Cavlan: Ich habe davor ein Jahr in der Türkei gespielt, aber in der Türkei ist es schwer. Es geht viel um Politik, ich hatte dort vier Trainer und jeder hat immer alles komplett umgekrempelt. Deshalb habe ich dort keine guten Erfahrungen gemacht und bin wieder zurück nach Holland gegangen. Dort war das Umfeld besser und wenn ich das Vertrauen vom Trainer bekomme, dann spiele ich auch sehr gut.
Haben Sie dann auch Ambitionen auf das Nationalteam? Niederlande oder Türkei?
Cavlan: Ja, aber ich schaue nicht so weit in die Ferne. Ich muss mich erst hier präsentieren. Prinzipiell sind aber beide Nationen okay für mich, aber soweit in die Ferne schaue ich nicht.
Am 1.9. steht ja ein besonderes Spiel an, nämlich das Derby gegen Rapid, davon wurde Ihnen sicher schon erzählt?
Cavlan: Ja, ein sehr besonderes Derby. Ich weiß zwar nicht viel über Rapid, aber es ist ein großes Derby und ich freue mich darauf. Ich habe auch in Holland Derbys gespielt und ich mag das, ich mag den Druck. Letztes Jahr haben wir 6:1 gewonnen und daher freue ich mich einfach darauf.
Abschließende Frage: Im Internet gab es Gerüchte, Sie waren einmal bei Chelsea unter Vertrag - möglicherweise wegen Christian Cuevas.
Cavlan: Vielleicht bei FIFA, aber sonst nein (lacht).