Wie die Bundesliga am Transfermarkt enttäuscht

Boli Bolingoli und Fabian Schubert sind zwei Transfers von vielen
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Die Bundesliga-Saison steht vor der Tür. Knapp einen Monat vor den internationalen Top-Ligen eröffnen die österreichischen Klubs das neue Fußballjahr. Große Veränderungen sind nicht zu erwarten. Vieles spricht für Red Bull Salzburgs fünften Meistertitel in Folge. Das liegt auch am bisher schwachen Transfersommer der übrigen Bundesligisten.

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Bis zum Ende der Transferzeit sind zwar noch ein paar Wochen Zeit, die meisten Klubs konnten bisher aber weder große Ablösesummen lukrieren noch echte Verstärkungen verpflichten. Stattdessen wird in der Kaderplanung oft nur Schadensbegrenzung betrieben. Diese drei Fehlentwicklungen sind zu beobachten:

1) Die Kader wurden nicht verstärkt

Transfers sind in der Regel dazu da, um den eigenen Kader zu stärken. Wirklich gelungen ist das bisher aber kaum einem Bundesliga-Team. Bestes Beispiel ist Rapid. Die Hütteldorfer haben eine Seuchen-Saison hinter sich, trotzdem blieb der Kader nahezu unverändert. Mit Boli Bolingoli-Mbombo holte der Tabellen-Fünfte der letzten Saison lediglich einen Linksverteidiger, der nach aktuellem Stand nicht einmal zur Stammelf gehört. Zum Schlüssel-Transfer könnte allerdings noch der angestrebte, schnelle Stürmer avancieren.

Apropos schneller Stürmer: Einen solchen hat sich der Erzrivale Austria mit Christoph Monschein bereits gesichert. Der Ex-Admiraner tritt in die großen Fußstapfen von Larry Kayode, dessen Abgang wohl so gut wie feststeht. Einen anderen Schlüsselspieler haben die Veilchen mit Lukas Rotpuller bereits verloren. Der Innenverteidiger soll von Heiko Westermann ersetzt werden. Ob der 34-Jährige jedoch wirklich eine Verstärkung für die Austria-Abwehr darstellt, daran zweifelt nicht nur Paul Scharner. Insgesamt hat Sportdirektor Franz Wohlfahrt seine Hausaufgaben zwar erledigt und den starken Kader zusammengehalten. An Qualität hinzugewonnen hat dieser aber nicht.

Dasselbe lässt sich wohl auch von Sturm Graz behaupten. Die Steirer haben noch immer mit dem Aderlass im Winter zu kämpfen, als Uros Matic und Bright Edomwonyi den Verein verließen. Die sieben Neuzugänge (Patrick Puchegger, Fabian Schubert, Jörg Siebenhandl, Thorsten Röcher, Peter Zulj, Oliver Filip, Luan) sind gute Rollenspieler, aber ein neuer Matic wurde wohl nicht aus dem Hut gezaubert. Auch die technischen Fähigkeiten von Baris Atik (Leihende) und Sascha Horvath (Dynamo Dresden) werden dem Angriffsspiel fehlen. Bezeichnend, dass der eigentlich für die Amateure geholte Fabian Schubert die Grazer mit einem Doppelpack zum Cup-Aufstieg gegen Hard schoss. Er könnte noch überraschen.

Daneben verzichteten auch die meisten anderen Bundesliga-Vereine auf Königstransfers. St. Pölten holte zwar acht Neue, doch keiner davon sticht wirklich hervor. So konnte sich Stürmer Roope Riski letzte Saison beim deutschen Drittligisten Paderborn nicht durchsetzen. Einzig Aufsteiger LASK sorgte für Aufsehen. Mit James Holland und Emanuel Pogatetz sicherten sich die Linzer wertvolle Erfahrung für die Bundesliga. Dazu holten die Stahlstädter mit Gernot Trauner und Thomas Goiginger gezielte Verstärkungen für einzelne Positionen, ohne dass sie Schlüsselspieler aus der Aufstiegssaison abgeben mussten.

2) Kein adäquater Ersatz von Schüsselspielern

Es ist das schwere Los der kleineren Vereine, dass wichtige Leistungsträger eine neue Herausforderung suchen, sobald sie über einen längeren Zeitraum groß aufspielen. Altach, Admira, Mattersburg und der WAC können ein Lied davon singen. All diese Vereine mussten in diesem Sommer einen oder mehrere Schlüsselspieler ziehen lassen. Adäquat ersetzen konnten diese jedoch kaum ein Klub.

Beispiel Mattersburg: Die Burgenländer verloren mit Patrick Farkas, Thorsten Röcher und David Atanga drei ihrer wichtigsten Kicker. Ersetzt werden sollen sie mit Masaya Okugawa, Smail Prevljak (beide Liefering), Andreas Gruber (Sturm), Florian Hart (Ried), Rene Renner (BW Linz) und Florian Sittsam (Wr. Neustadt) - allesamt starke Fußballer, aber an die Qualität der Abgänge reichen sie (noch) nicht heran.

Der WAC versuchte erst gar nicht, den Verlust der Stammspieler Joachim Standfest (Karriereende) und Peter Tschernegg (St. Gallen) aufzufangen. Stattdessen geht man mit drei Neuzugängen aus der Ersten Liga einen ganz jungen Weg. Auch die Admira setzt traditionell auf Talente aus ihrer Akademie. Nach dem Abschied von Monschein muss wohl Jung-Stürmer Patrick Schmidt die Kohlen aus dem Feuer holen, Neuzugang Marin Jakolis, Reservist aus Belgiens zweiter Liga, wird zunächst keine allzu große Verstärkung darstellen.

Altach musste mit Lukas Jäger und Nikola Dovedan zwei namhafte Abgänge hinnehmen, stattdessen holten die Vorarlberger Simon Piesinger und Stefan Nutz. Zumindest Letzterer schlug mit drei Toren in vier EL-Qualifikations-Spielen voll ein. Gut möglich, dass das Überraschungssteam der letzten Saison mit Benedikt Zech und Nicolas Ngamaleu aber noch zwei Leistungsträger verliert. Um beide ranken sich immer wieder Transfergerüchte. Im Fall der Fälle wird Sportdirektor Georg Zellhofer gefordert sein, noch einmal am Transfermarkt zuzuschlagen.

3) Kaum Einnahmen durch Spielerverkäufe

Österreichische Vereine sind Teil einer Ausbildungsliga. Der Nachteil davon: Jedes Jahr komen auf's Neue finanzkräftige Vereine und kaufen den heimischen Klubs ihre besten Spieler weg. Der Vorteil: Mit diesen Transfers lässt es sich normalerweise gut verdienen. Genau das ist in diesem Jahr jedoch nicht der Fall. Zwar wechseln auch diesmal einige Spieler ins Ausland (vornehmlich in die 2. Liga nach Deutschland), doch große Ablösesummen sind bisher Mangelware.

Einzig Larry Kayode wird wohl viel Geld in die Kassen der Austria spülen. Die Veilchen gaben aber bereits kolportierte 1,3 Millionen Euro für Kevin Friesenbichler und Christoph Monschein aus, somit könnte auch ein Großteil der Einnahmen aus dem Kayode-Deal schnell verpuffen. Im Vergleich zu früheren Transferjahren werden sich die Klubs in diesem Sommer mit wenig Einnahmen durch Ablösesummen zufrieden geben müssen.

Salzburg tanzt aus der Reihe

Der Meister spielt nicht nur sportlich sondern auch in Sachen Transfers in einer eigenen Liga. Von den Einnahmen der Bullen (acht Millionen Euro für Wanderson, sieben Millionen für Konrad Laimer) können die anderen Klubs nur träumen. Eine top aufgestellte Scouting-Abteilung sorgt dafür, dass die Bullen schon frühzeitig Kandidaten für die offenen Positionen am Zettel haben. Mit Marin Pongracic (1860 München) und Patrick Farkas (Mattersburg) haben die Salzburger ihre erste Mannschaft gezielt verstärkt.

Dahinter drängen die Talente aus Liefering nach, die trotz ihres jungen Alters schon problemlos in der Bundesliga mithalten können. Das System Red Bull läuft auf Hochtouren, während die anderen Klubs auf der Stelle treten. Deswegen wäre alles andere als eine Titelverteidigung der Salzburger eine Riesen-Sensation.