"Ich habe mich stundenlang mit der Familie und meiner Agentur beraten", erklärt der 77-malige österreichische Nationalspieler: "Es war allein unsere Entscheidung, zu bleiben. Dann liest man natürlich, dass Vereine die Ablösesumme nicht zahlen wollten. Das ist alles falsch. Fakt ist, dass ich den Trainer und den Präsidenten angerufen und ihnen meine Entscheidung mitgeteilt habe. Jeder schaut auf Social Media und glaubt die Dinge, die dort kursieren."
Marko Arnautovic: Vom Fan-Liebling zur Hass-Figur
Statt eines Wechsel in die Chinese Super League forcierte Arnautovic schließlich eine Vertragsverlängerung und einigte sich mit West Ham auf einen neuen Kontrakt bis zum Sommer 2023. "Ich bin zu West Ham gekommen, weil der Klub ein Projekt verkörpert und weiter nach oben will. Der Klub hat viel Geld investiert, das wird sich im nächsten Jahr fortsetzen. Deshalb habe ich meinen Vertrag verlängert", begründet Arnautovic seine Entscheidung.
Spurlos gingen die vergangenen Wochen und Monate an dem 29-Jährigen dennoch nicht vorüber. "Wenn es nicht so gut läuft, dann heißt es schnell: 'Der Arnautovic will nicht mehr für uns spielen'", führt Arnautovic aus: "Ich verwandelte mich vom Fan-Liebling zu einem Spieler, der von einzelnen Fans gehasst wird." Ganz schnell sei das passiert, doch er akzeptiere das.
Marko Arnautovic kontaktierte West-Ham-Fans persönlich
Während des Transferfensters im Jänner, als die Gerüchte um seine Person heiß liefen, versuchte Arnautovic die Wogen zu glätten und kontaktierte Anhängers der Hammers persönlich. "Wenn ich bei West Ham ein Ergänzungsspieler wäre und nach China wechseln wollte, würde keiner etwas dagegen sagen. Dadurch, dass ich als Führungsspieler über das Angebot aus China nachdachte, wurde ich plötzlich zu einem schlechten Menschen. Einen Tag bist du top, am nächsten aber schon ein Flop - für jeden. Daher suchte ich den Kontakt zu einigen Fans und rief sie an", sagt Arnautovic.
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Teil 1 (Freitag, 29.3.): "Die Fans sind sauer, weil sie mich lieben"
Teil 2 (Samstag, 30.3.): "Jeder Verteidiger muss sich vor mir fürchten"
Teil 3: (Sonntag, 31.3.): "Für mich ist der Trainer nie schuld"
Er habe keine 60.000 Menschen anrufen können, erklärt Arnautovic, weil er damit in zwei Jahren noch nicht fertig gewesen sei. "Aber ich suchte mir eine Handvoll Fans raus, die mir blöde Nachrichten auf Instagram schickten und fragte sie nach ihrer Nummer, um mit ihnen zu sprechen. Ich glaube, das hat noch kein Spieler der Welt getan. Sie konnten es zunächst nicht glauben."
Am Handy habe er so einigen Fans seine Meinung bezüglich der brisanten Thematik gesagt und dadurch durchaus ein Umdenken bewirkt. "'Hör zu, ich bin ein Mensch - genauso wie du. Und ich respektiere dich, genauso wie ich will, dass du mich respektierst. Und jetzt kannst du mir all die schlimmen Dinge sagen, die du mir geschrieben hast.' Und ich stellte ihnen eine zentrale Frage: 'Was machst du, wenn du in deinem Job ein besseres Angebot bekommst? Lehnst du sofort ab?' Sie haben die Frage verneint. Sie zeigten Verständnis für die Situation."
Marko Arnautovic über Kabinen-Gerüchte: "Das ist völliger Unsinn"
Dass Arnautovic mit den Gedanken gespielt hatte, West Ham für China den Rücken zuzukehren, damit ist der Wiener immer offen umgegangen. Dass er mit seinem "Fast-Transfer" in die Super League aber die Kabine der Hammers gespalten und für Unruhe innerhalb der Mannschaft gesorgt habe, weist Arnautovic vehement von sich.
"Das ist völliger Unsinn. Ich hatte mit keinem Spieler Stress. Sie wissen ja auch, wie dieses Fußballbusiness funktioniert. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte mich geweigert, zu spielen. Das ist einfach nicht wahr und eine komplette Lüge", so Arnautovic, der im Jänner vier Premier-League-Spiele verpasste.
"Es war die Entscheidung des Trainers, mich nicht in den Kader aufzunehmen. Aber ich war es, der die ganzen negativen Nachrichten bekam. Einzelne Fans forderten meinen Rauswurf, oder die Strafversetzung in die U23. Es ging auch in Richtung Drohungen: Sie wünschten mir einen Beinbruch. Okay, das ist Social Media - ich verstehe die Emotionen. Sie sind sauer, weil sie mich lieben."
In den kommenden Monaten will Arnautovic wieder jene Form erreichen, die ihn in den vergangenen Monaten so begehrt und zu einem so wichtigen Spieler für West Ham gemacht hatte. "Auch in diesem Jahr werde ich wieder auftrumpfen. Viele halten mich mit meinen 30 Jahren für zu alt. 30 ist aber nur die Zahl, die auf dem Papier steht", so Arnautovic, der am 19. April seinen runden Geburtstag feiert. "Dass die Leute von einer Formkrise sprechen, ist ein kompletter Schwachsinn. Egal, welche Verteidiger mir gegenüberstehen: Diese sollen sich besser vor mir fürchten. Ich werde mir immer treu bleiben. Bei mir gibt es kein Tief."