ÖFB-Legionär Daniel Royer ist in einer neuen Welt angekommen. Anfang August wechselte der Österreicher vom dänischen Klub FC Midtjylland zu den New York Red Bulls - vom beschaulichen Kleinstadt-Verein in die Welt-Metropole. Sein Vertrag läuft für eineinhalb Jahre mit Option auf Verlängerung.
Seit seiner Unterschrift muss er in neuen Dimensionen denken, das hat SPOX beim Telefonat mit dem 26-Jährigen hautnah mitbekommen. Für das Auswärtsspiel bei den Vancouver Whitecaps wird eine viertägige Reise angesetzt - Flugzeit sechs Stunden, in eine Richtung. Im Bus zum Flughafen sitzt er neben Omer Damari, mit dem er schon bei Austria Wien zusammengespielt hat. Da ist auch die österreichische Bundesliga weiter ein Thema.
Die Mannschaft ist viel unterwegs und neben den Reisen muss der Schladminger auch noch sein Appartment in Jersey City (Bundesstaat: New Jersey) beziehen. Wenn Royer in Zukunft aus dem Fenster schaut, hat er die Skyline Manhattans im Blick.
Für ihn ist schon jetzt klar: Mit dem Transfer über den Atlantik ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Im Interview spricht der Flügelspieler über seine ersten Schritte in den Vereinigten Staaten, lässt seine Zeit in Dänemark Revue passieren und nennt ein klares Saisonziel mit seinem neuen Klub. Außerdem gewährt er einen Einblick in die langwierigen Verhandlungen mit den Red Bulls New York.
SPOX: Seit Anfang August bist du jetzt in New York. Gib uns einen ersten Einblick: Wie war die Ankunft im Big Apple?
Daniel Royer: Es hat alles etwas lange gedauert. Ich habe Anfang August unterschrieben und habe nach ein paar Tagen wieder zurück nach Österreich fliegen müssen, weil ich erst mein Visum beantragen musste. Das hat neun Tage gedauert, obwohl es nur drei Tage dauern sollte. Danach ist es erst richtig losgegangen, aber die ersten Eindrücke sind sehr positiv - in allen Belangen.
Der Deal kam doch etwas überraschend. Was ist hinter den Kulissen abgelaufen und wie ist es zu dem Wechsel gekommen?
Vom Interesse habe ich Anfang Juni erfahren und dann haben wir schon die ersten Gespräche geführt. Es hat dann alles seine Zeit gebraucht. Es hat knapp zwei Monate gedauert, aber das war mir durchaus recht. In der Zeit habe ich mich intensiv mit dem Verein auseinandergesetzt. Ich habe Spiele angeschaut und sie auf diversen Plattformen verfolgt. Ich wollte, trotz der großen Distanz, einen möglichst guten Eindruck gewinnen. Was ich gesehen habe, hat mich überzeugt und auch die Gespräche mit Trainer (Jesse Marsch, Anm.) und Sportdirektor (Ali Curtis, Anm.) waren sehr positiv.
Warum hat es am Ende zwei Monate gedauert, bis du den Vertrag unterschreiben konntest?
Ich habe am Anfang etwas Zeit gebraucht, um für mich eine Entscheidung zu treffen. Dann war Midtjylland mit der Ablöse nicht ganz einfach. Ich hatte in Dänemark noch drei Jahre Vertrag und sie wollten mich nicht gehen lassen. Dann haben sie einfach mit der Ablöse ein bisschen auf die Tube gedrückt. Ich habe dann ganz klar gesagt, dass ich wechseln möchte und am Ende konnte man eine Lösung finden.
Welche Punkte haben in deinen Überlegungen eine Rolle gespielt? Was hat am Ende für den Wechsel gesprochen?
Dieser Schritt ist einfach ein anderer, als wenn man in Europa wechselt. Es ist eben ein anderer Kontinent. Ich wollte Eindrücke über den neuen Klub sammeln und habe wie vor jedem anderen Transfer nachgedacht. Am Ende habe ich aber nur positive Gründe gefunden und die Stadt New York als Nebeneffekt - auch nicht schlecht. Es gibt einfach nichts Geileres. Es ist auch mein erstes Mal in Amerika. Für Sightseeing ist aber bisher noch gar keine Zeit geblieben.
Noch einmal zurück nach Dänemark: Hat es am Ende nicht mehr wirklich gepasst oder war einfach das Angebot aus New York so überzeugend?
Mein Jahr in Dänemark war sehr zwiespältig. Im ersten halben Jahr ist alles nach Wunsch verlaufen und ich habe viel gespielt und gute Leistungen gebracht. In der Vorbereitung hatte ich dann eine Entzündung der Achillessehne - das hat mich zurückgeworfen. In der Rückrunde habe ich dann nicht mehr soviel gespielt. Außerdem war die Kommunikation in der Rückrunde nicht die beste. Das hat mich ehrlich gesagt ein bisschen enttäuscht. Es war jetzt aber weiter nicht so tragisch, aber mit dem Angebot hat es die Sache dann leichter gemacht.
Hat dich das Angebot aus New York überrascht?
Natürlich, weil es halt außerhalb von Europa und durchaus nicht alltäglich ist. Ich habe dann aber gute Gespräche geführt und mich am Ende einfach nur noch darauf gefreut.
Bisher hast du erst zwei Kurzeinsätze absolviert, aber wie würdest du das Niveau der MLS beschreiben?
Das haben mich schon sehr viele Leute gefragt, aber ich kann es im Moment einfach noch nicht seriös sagen. Es ist ganz etwas anderes, wenn man am Platz steht und selbst spielt. Die ersten Eindrücke sind aber sehr positiv und die Liga ist viel besser als viele in Europa glauben. Die MLS ist in den letzten Jahren auch richtig gut gewachsen.
Kommen wir zu euren Zielen: Was soll am Ende der Saison rausschauen?
Das größte Ziel hier ist der MLS Cup (Meistertitel, Anm.) und den wollen wir holen. Das ist das ganz große Ziel und danach richten wir uns.
Als Gegenspieler warten auf dich in der MLS Andrea Pirlo oder Frank Lampard: Freut man sich auf solche Duelle?
Natürlich freut man sich auf diese Gegner. Davon träumt man schon als kleiner Bub, dass man gegen solche Stars spielen kann. Es ist aber natürlich etwas anderes, wenn man in Europa auf sie trifft, aber es macht trotzdem Spaß, gegen solche Legenden zu spielen.
Es kursiert immer wieder die Meinung, dass man erst in Richtung Karriereende den Sprung in die Staaten wagt. Was hältst du dem entgegen?
Das hat man sicher vor drei Jahren noch leichter gesagt, aber das Niveau der Liga ist stark gestiegen. Die Leute, die das sagen, möchte ich selbst einmal in der MLS spielen sehen. Es ist hier gar nichts mehr mit locker. Die Intensität ist sehr hoch. Aber natürlich trifft diese Meinung auf Spieler wie Pirlo oder Gerrard zu, die haben aber auch eine Welt-Karriere hingelegt und lassen diese hier ausklingen.